Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Titel: Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
 –, war Selik sicher, dass sie empfanden wie er. Es war der Marsch der Gerechten. Niemand konnte sich dem Willen der Götter verweigern und sich ihnen in den Weg stellen.
    »Ruht aus!«, befahl Selik, als das Fleisch aufgegessen war. »Schlaft, wenn ihr könnt. Morgen müssen wir der Gerechtigkeit Genüge tun.«
    Niemand erhob Einwände, denn sie wussten, dass er Recht hatte. Am nächsten Morgen würden einige von ihnen fallen, doch sie würden dem Feind einen schweren Schlag versetzen, den ersten von vielen. Während sie schliefen, wachte Selik und dachte nach. Er brauchte nicht viel Schlaf, und sein rastloser Geist war mit Fragen hinsichtlich Pflicht und Bestimmung beschäftigt.
    Als es an der Zeit war, seine Männer zu wecken, tat Selik es mit dem Gefühl eines Vaters, der widerspenstige Kinder weckt. Er selbst brachte ihnen heißen Tee, er fühlte sich ihnen so nahe wie nie, er war verantwortlich für das, was nun beginnen sollte. Diese zwanzig Männer, die alle ihre eigenen Träume träumten, wollten leben, sie hatten Frauen und Kinder – und sie waren für ihn mehr als bloße Schachfiguren. Es waren Menschen, die er schützen und behüten wollte. Wenigstens in diesem Augenblick.
    In tiefem Schweigen marschierten sie. Was es zu besprechen gab, war besprochen worden. Als sich im grauen Zwielicht vor der Dämmerung die Blackthorne-Berge am Himmel abzeichneten, nahmen die Schwarzen Schwingen
ihre Positionen ein. Es war relativ einfach. Anders, der Garnisonskommandant, hatte außerhalb der Palisaden keine Posten aufgestellt. Die Stadt war menschenleer und blieb den Geistern überlassen, die dort umgehen mochten. Dieser Fehler erlaubte es den Schwarzen Schwingen, ihre Falle einzurichten und im richtigen Augenblick zuzuschlagen.
    Ein einsames Pferd wieherte in der frühmorgendlichen Stille. Man hörte es schnell galoppieren, und der Reiter trieb es an, damit es noch schneller lief. Das Tier raste die letzten Biegungen und Windungen des südlichen Weges hinauf und näherte sich im Zwielicht der Befestigung. Der Reiter lenkte es zum einzigen Lichtschein, der weit und breit zu sehen war – zur Garnison von Understone.
    Drinnen ertönten Stimmen, man hörte eilige Schritte auf der nackten Erde und auf Holzbohlen, hier und dort wurden Laternen an die Palisaden gehängt, und auf den Wehrgängen wurden Kohlenpfannen angefacht.
    Der Reiter bog auf die Straße ein und zügelte vor dem Tor in einer Staubwolke sein dampfendes, schwitzendes Pferd. Schaum quoll unter dem Sattel hervor und tropfte aus dem Maul des Tiers. Beinahe wäre der Reiter gestürzt, als er vom Pferd stieg und zum Tor taumelte. Er hämmerte dagegen und bat diejenigen, die ihn beobachteten, um Einlass. Offenbar war er außer sich vor Angst.
    »Bitte, bitte, lasst mich ein! Bei den Göttern, sie sind direkt hinter mir. Bitte!«
    »Wer denn?«, fragte jemand. »So beruhigt Euch doch, Mann.«
    »Die Schwarzen Schwingen«, keuchte der Reiter. »Könnt Ihr sie nicht hören?«
    In der Tat, das unverkennbare Geräusch von vielen Hufen hallte durch die Stadt.

    »Seid Ihr ein Magier?«
    »Was denn sonst?«, rief der Mann verzweifelt. »Überlasst mich nicht hier draußen dem Tod, ich bitte Euch. Bitte!«
    Eine kurze Unterhaltung jenseits der Palisaden wurde durch einen Befehl beendet, der vom Wall heruntergerufen wurde. Eine schwere Planke glitt durch die Führung, und eines der Tore im Palisadenzaun öffnete sich.
    »Jetzt!«, rief eine Stimme, die aus einem halb gelähmten Mund kam.
    Aus dem Schatten zu beiden Seiten stürmten Männer herbei und drückten die Tore auf. Gleichzeitig flogen vier Pfeile zum Wall hinauf und durchbohrten zwei Männer, die leblos zu Boden gingen.
    Weitere Pfeile folgten, eine Salve nach der anderen, während die Schwarzen Schwingen die Tore aufstießen.
    Rufe hallten über das Gelände, als die Schwarzen Schwingen durchbrachen. Selik führte sie an, wandte sich nach links und trieb sein Schwert einem Mann in den Rücken, der das Tor wieder zudrücken wollte. Seine Männer folgten ihm lachend, warfen die Tordflügel ganz auf und zerquetschten dahinter einen hilflosen Soldaten am Palisadenzaun.
    »Ausschwärmen!«, rief Selik. »Nehmt die Wälle ein. Lockere Gruppen. Achtet auf Sprüche. Los jetzt!«
    Vom Kampfrausch beflügelt, rannte er weiter, obwohl der Atem schmerzhaft in seine halb gelähmte Brust fuhr. Links waren die Ställe, rechts die Mannschaftsunterkünfte. Devun lief neben ihm, weitere Männer folgten ihnen.
    Aus der

Weitere Kostenlose Bücher