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Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Titel: Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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weit aufgerissenen Tür der Unterkünfte stolperten schlaftrunkene, halb angekleidete Männer und nestelten an ihren Gürteln herum. Anders führte sie an. Alles lief genau wie geplant. Selik warf seine Kapuze zurück
und schlug mit dem Schwert zu. Anders war abgelenkt und reagierte zu spät. Der Schwertstreich trennte seinen linken Arm ab und drang tief in die ungeschützten Rippen ein. Der Garnisonskommandant ging in einem Blutschwall zu Boden und hatte nicht einmal mehr genug Kraft, einen Schrei auszustoßen, als die Klinge Lunge und Herz durchbohrte.
    Jetzt hatte der Kampf gegen die Magie ernsthaft begonnen, und als Selik einen halbherzigen Schwerthieb abblockte und hinter ihm der erste Spruch einschlug, zollte er Devun innerlich Respekt für dessen überzeugende Theatervorstellung am Tor.

Elftes Kapitel
    Aeb ruhte allein. Die Calaianische Sonne war noch drei Tagesreisen von Balaia entfernt und lag gut im Wind. Mühelos glitt das Schiff durchs Wasser und legte Meile um Meile zurück. Über ihm trainierte der Rabe auf dem Deck in der Sonne. Hirad rief Befehle, der Unbekannte drängte auf besseren Zusammenhalt der Krieger. Gelegentlich hörte Aeb Stahl klirren, das Krachen der Schiffsbalken und das Knattern der Segel an den Masten.
    Genau wie Erienne konnte er nicht an den Übungen teilnehmen. Sie verbrachte viel Zeit damit, Anleitungen von den Al-Drechar zu empfangen, und er war zu einer Kommunion mit dem Seelentank einbestellt worden. Er spürte das Unbehagen, sobald er sich den Brüdern ganz öffnete. Es war unangenehm; einen Moment lang fühlte er sich wie ein Ertrinkender, als ihn das starke Gefühl der Verbundenheit mit allen Protektoren nah und fern überflutete. Diese Verbundenheit hielt ihn geistig gesund und schenkte ihm seine Zielstrebigkeit. Sie war sein Leben. Seine Seele verband sich mit den Seelen der anderen dreihundertzwölf Brüder, die noch lebten. Immer noch trauerten
sie um diejenigen, die gefallen waren, und immer noch freuten sie sich über ihre Verbundenheit. Immer noch waren sie mächtig.
    Es kam höchst selten vor, dass ein Protektor zur Kommunion in den Seelenverband gerufen wurde. Dies kam einem Einzelverhör sehr nahe, auch wenn die Stimmen der Brüder im Hintergrund niemals schwiegen. Aeb konnte stets die Stimmen aller anderen Brüder hören; die Leere, wenn er nach seiner Befreiung die Verbindung verlieren würde, fürchtete er sehr.
    Meine Brüder, es ist eine Freude, mein Bewusstsein und meine Seele mit euch zu teilen, sendete Aeb.
    Er spürte sie alle in seiner Nähe, ihre Wärme, in die sich auch Besorgnis mischte, als sie freundlich seinen Gruß erwiderten. Im Seelenverband herrschte Aufregung.
    Wir müssen wissen, wo du bist, Aeb, sagte Myx, ein Angehöriger der Ehrengarde des Herrn vom Berge. Der Meister ist besorgt.
    Genau dies hatte Aeb befürchtet. Bisher hatte er die Einzelheiten seiner Mission dem Kreis der Sieben verschweigen können, doch jetzt stürzten ihn die widerstreitenden Verpflichtungen in einen Konflikt. Er hatte die Pflicht, Xetesk zu schützen, aber außerdem war Denser sein Gebieter, und er stand neben Sol. Sol, der Strahl der Hoffnung. Sol, der Bruder, der seine Seele zurückbekommen hatte. Er fühlte sich hilflos, ein Verrat stand bevor. Er wusste es, seine Brüder wussten es. Sie konnten nur versuchen, das Ausmaß möglichst klein zu halten.
    Fragt, wie es euch befohlen wurde, sagte Aeb. Ich werde antworten, wie ich antworten muss.
    Sie konnten sich nicht weigern, eine Frage weiterzuleiten, die ihnen gestellt worden war, und Aeb konnte sich nicht weigern zu antworten. Ungehorsam hätte eine Bestrafung
durch die Dämonen nach sich gezogen, die das Bindeglied zwischen ihren Körpern und den Seelen herstellten. Dies war das Einzige, vor dem sich die Protektoren fürchteten.
    Aeb hörte zu und antwortete, und als die Kommunion vorüber war, suchte er Denser auf. Es gab einige Dinge, die sein Gebieter wissen musste.
     
    Die Calaianische Sonne segelte drei Tage später in die Bucht von Gyernath, gegenüber den xeteskianischen Kräften immer noch mindestens anderthalb Tage im Rückstand. Andererseits konnten sie Blackthorne einen kurzen Besuch abstatten und vom Baron einen zuverlässigen Bericht über die aktuelle Lage bekommen.
    Aeb hatte sich bei seiner Befragung im Seelenverband so vorsichtig wie möglich verhalten. Er hatte zugeben müssen, dass der Rabe sich den Elfen angeschlossen hatte, die sich für die Entweihung des Tempels rächen und die gestohlenen

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