Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd
Texte zurückholen wollten. Die Xeteskianer waren jetzt auch über die ursprüngliche Mission des Raben im Bilde, doch Dystran musste annehmen, dass diese gescheitert war, weil der Rabe anscheinend keinen einzigen Magier hatte überzeugen können, ihn zu begleiten. Die Tatsache, dass ein Dutzend an Bord gegangen waren und noch weitere in Ysundeneth warteten, hatte Aeb nicht enthüllen müssen. Schließlich hatte ihn niemand danach gefragt.
Da Denser ihm völlige Freiheit gegeben hatte zu fragen, was immer er fragen wollte, hatte Aeb auch seinerseits einige wichtige Informationen gewonnen. In Arlen war nicht nur das Überfallkommando eingetroffen. Zwei Tage später war das Schiff mit den überlebenden Forschern und Protektoren aus Herendeneth eingelaufen, und jetzt reisten
beide Gruppen gemeinsam unter Bewachung nach Norden.
Möglicherweise noch beunruhigender für den Raben war die Tatsache, dass Xetesk im Grunde umzingelt war – von dordovanischen Streitkräften im Süden und von dordovanischen und lysternischen Soldaten im Norden. Lystern hatte bisher noch keinen Schlag gegen Xetesk geführt, doch Dordover griff bei jeder sich bietenden Gelegenheit an und versuchte, die empfindliche Verbindung zwischen Xetesk und dem Stützpunkt in Arlen zu stören. In dieser instabilen Situation war es schwer, Yron zu erwischen, und so würde der Rabe auf der Reise von der Bucht bis nach Blackthorne eine Menge Stoff zum Nachdenken haben.
Sie hatten an einem menschenleeren Steg angelegt, der von gedrungenen Lagerhäusern umgeben war. Die Anlage wirkte primitiv und nicht wie eine dauerhafte Einrichtung.
»Ich nehme an, das ist nur ein Behelf, bis der Hafen von Gyernath wieder geöffnet wird«, sagte der Unbekannte.
»Jedenfalls entspricht es nicht Blackthornes gewohnter Gründlichkeit«, stimmte Hirad zu.
Er blickte zum Horizont, wo sich die Blackthorne-Berge erhoben, dann zur Bucht und schließlich zu den von Wolken verhüllten Gipfeln der Balan-Berge im Osten. Wehmut überkam ihn, denn die Balan-Berge waren fünf Jahre lang seine Heimat gewesen, nachdem die Kaan-Drachen im Exil auf Balaia gestrandet waren. Dann wurde er wütend. Dank Xetesk war nur noch ein Kaan am Leben, und auch der konnte sich nicht mehr lange halten.
»Ist doch gut, wieder daheim zu sein, was?« Denser trat neben Hirad. »Diese frische, kühle Luft, und es gibt hier nicht Millionen von Mücken.«
»Und keine Schlangen, Ratten, Spinnen und Ameisen«, ergänzte Erienne.
Sie hatten Recht. Es roch hier anders, es roch gut. Es war die Heimat. Kichernd sah Hirad Erienne an. Sie war bleich und müde, obwohl sie die ganze Zeit geruht hatte. Stirnrunzelnd erwiderte sie seinen Blick, und in ihren Augen war eine Tiefe, die er etwas beunruhigend fand. Als wäre sie in Gedanken woanders.
»Alles klar?«, fragte er.
»Ich weiß nicht«, gestand sie. »Ich habe unterwegs die meiste Zeit geschlafen, aber mir schwirrt der Kopf, als hätte ich ununterbrochen gelernt. Es gibt so viel, was ich noch verstehen muss. Erklären kann ich es aber nicht.«
»Schon gut, solange sie dir nicht wehtun«, sagte Hirad.
Erienne legte ihm lächelnd eine Hand auf den Arm. »Nein, Hirad. Aber danke.«
Thraun war hinter Erienne auf den Steg getreten und schnüffelte. Darrick war bei ihm und sah sich um, dann schulterte er seinen Rucksack und marschierte zu den Lagerhäusern. Aeb wartete wie immer stumm bei Denser und dem Unbekannten. Seine Axt und das Schwert steckten auf dem Rücken über Kreuz in den Halterungen.
Ein weiteres Boot legte an. Einige Al-Arynaar und TaiGethen sprangen heraus und eilten im Dauerlauf zu ihren Gefährten und den Krallenjägern, die sich auf einem Höhenzug versammelten. Ilkar und Rebraal waren bei ihnen. Die Brüder waren wieder einmal in eine heftige Diskussion verwickelt, bis eine Magierin der Al-Arynaar kurz mit ihnen sprach, knapp nickte und sich sofort wieder entfernte, als sei ihr Ilkars Nähe unangenehm. Abermals gab es einen Wortwechsel, dann nahm Ilkar seinen Bruder etwas zaghaft in den Arm und kam kopfschüttelnd zum Raben herüber.
»Mal wieder ein trautes Gespräch im Kreis der Familie?« , fragte Hirad.
»Oh, das lag nicht an ihm«, erklärte Ilkar. »Dieses Mal nicht. Kommt, wir wollen gehen.«
Er sah sich nach seinen Sachen um, warf Hirad dessen Rucksack hinüber und nahm den eigenen auf den Rücken.
»Kommen sie mit?« Hirad deutete mit dem Daumen auf die Elfen.
»Nein«, sagte Ilkar. »Kommt jetzt.« Er setzte sich auf dem im
Weitere Kostenlose Bücher