Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Titel: Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
Retterin der Völker. Und hilflos war sie, denn das Eine erwachte. Und sosehr sie wollte, dass die Al-Drechar aus ihrem Kopf verschwanden, ohne deren Hilfe konnte sie nicht überleben. Im Augenblick jedenfalls noch nicht.
    Bitte denke nicht so darüber, drängte Cleress sie, deren Stimme viel milder klang als die ihrer Schwester.
    Wie, zur Hölle, soll ich sonst darüber denken? Redet, wenn ihr müsst. Ich höre zu.
    Wieder erfüllte Myriells Stimme ihren Kopf.
    Das Eine öffnet Wege. Es lässt dich die Umrisse möglicher zukünftiger Entwicklungen sehen, wenn du weißt, wonach du suchen musst, und wenn du es lange genug studierst. Wir hatten alle Zeit der Welt, um es zu studieren. Myriells Stimme klang jetzt traurig, die Schärfe war verschwunden. Schon bevor wir auf Lyanna aufmerksam wurden, fürchteten wir um Balaia. Die Spannung im Mana zwischen den Kollegien hatte einen kritischen Punkt erreicht.
So viel Misstrauen, so viel Zerstörungskraft, die jederzeit losbrechen konnte. Dann kam Lyanna, als seien unsere Gebete erhört worden. Ein Mädchen, in dem das Eine stark ist, kann so viel Gutes tun.
    Wir bemerkten weitere gefährliche, finstere Vorzeichen, als wir die Welt durch den Fluss von Mana und Harmonie beobachteten. So war bereits klar, dass eine Krise von gewaltigen Ausmaßen drohte. Selbst wir waren allerdings überrascht, wie groß sie dann war, und wie schnell sie kam.
    Ja, wir hätten Lyanna möglicherweise retten können, aber die Gefahr, die gerade wiedergeborene Eine Magie zu verlieren, war zu groß. Sosehr wir den Tod deiner Tochter bedauern, die Entwicklung gibt uns Recht. Anfangs sind wir nie sicher, was wir sehen, aber es gibt stets eine Ahnung, ob etwas Gutes oder Böses kommt, und was wir spürten, war unendlich schlimm.
    Erienne, du musst stark bleiben, du musst die Kraft annehmen, und du musst am Leben bleiben. Als vor vielen Jahrtausenden die Statue von Yniss in die Harmonie der Elfen eingebunden wurde, geschah es mithilfe der Einen Magie. Wenn das Bruchstück wieder an seinem Platz ist, muss dieser Vorgang wiederholt werden. Wir können nicht nach Calaius reisen, deshalb musst du unser Kanal sein. Niemand sonst kann es tun.
    Es tut mir Leid, dass dir dies eine so große Bürde auferlegt.
    Myriell schwieg, und nach einer Weile hörte das Brüllen in Eriennes Ohren auf.
    Und wenn ihr euch entschieden hättet, Lyanna zu retten?
    Nichts hätte dann die Elfen retten können, und es wäre sinnlos gewesen, den Daumen zu suchen.
    Was muss ich lernen?, fragte Erienne.

    Später. Schlaf jetzt. Wir werden uns eine Weile aus deinem Bewusstsein zurückziehen, damit du in Frieden nachdenken kannst.
    Ihr seid zu freundlich.
    Es tut mir wirklich Leid, Erienne, sagte Cleress.
    Das könnt ihr euch sparen. Wir werden tun, was wir zusammen tun müssen, aber ich würde euch raten, nie wieder zu unterstellen, ihr könntet meinen Kummer verstehen. Wie auch immer eure Gründe ausgesehen haben, ihr habt Lyanna sterben lassen. Es wäre gut, wenn ihr tatsächlich Recht behalten würdet.
    Die Al-Drechar zogen sich zurück, und in Eriennes Bewusstsein wurde es still. Sie wachten weiter und kontrollierten das Eine, was Erienne jedoch nicht tröstlich fand. Von der Größe, die ihr die Al-Drechar geschildert hatten, konnte sie nichts spüren. Vielleicht würde es sich zeigen, wenn sie Zeit hatte, darüber nachzudenken. Eines wusste sie jedoch genau – dies alles konnte ihr Verhältnis zum Raben nicht verändern. Und das Erste, was sie nun tun musste, war, ihren Gefährten alles zu erklären.
    Sie blickte zu Denser hinab und überlegte, ob sie ihn wecken sollte, stellte aber fest, dass es nicht nötig war. Er schaute mit gerunzelter Stirn zu ihr auf, streckte eine Hand aus und rieb über ihren Rücken.
    »Was ist denn, Liebste?«
    Erienne wollte etwas sagen, doch jetzt wurde sie vom Kummer übermannt. Es dauerte lange, bis sie ihm erklären konnte, was sie bewegte.
     
    In der ersten Morgendämmerung, die Auum auf Balaia erlebte, schnüffelte er ausgiebig, und was er roch, gefiel ihm nicht. Es war trocken und kalt, der gewohnte Dunst fehlte ebenso wie die zunehmende Tageshitze und die allgegenwärtige
Verheißung eines reinigenden Wolkenbruchs. Ohne Bäume, die ihn umgaben, fühlte er sich schutzlos. Die Landschaft vor ihm schien zwar grün und gesund, doch sie war für Auum schrecklich fremd. Seine scharfen Augen schmerzten in der hellen Morgendämmerung, die ihm sanft gewellte Hügel zeigte. Vor ihm erhob sich eine

Weitere Kostenlose Bücher