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Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Titel: Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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sich vor, sie sei ein Pfropfen, der haargenau die Energiequelle des Einen verschließen konnte. Doch immer wenn sie den Stöpsel aufsetzen wollte, entwischte ihr dunkelbraunes, flackerndes Mana. Gefährlich war es nicht, aber sehr ungemütlich. Die Mana-Energie setzte ihrem Bewusstsein zu und nährte sich von ihrem Zweifel. Es fühlte sich an, als wäre sie mit einem wilden Tier allein, das in ihrem Schädel eingesperrt war wie in einem Käfig. Wie sollte sie hoffen, etwas zu kontrollieren, das sie nicht einmal verstehen konnte? Die Schmerzen wurden wieder stärker, es pochte und klirrte in ihrem Kopf.
    »Oh, Lyanna«, flüsterte sie. Jetzt erst vermochte sie wenigstens in einem geringen Maß zu verstehen, welche Qualen ihr unschuldiges kleines Kind heimgesucht hatten.
    Eine neue Entschlossenheit erwachte in Erienne, als sie den Namen ihres Kindes aussprach. Wenn ich jetzt versage, habe ich Lyanna im Stich gelassen, ermahnte sie sich selbst. Unablässig wiederholte sie die Worte, um sich zu beruhigen und die Furcht zu überwinden, bis sie schließlich auch ihren Fehler erkannte. Sie hatte das Eine als eine Kraft gesehen, die mit dem Mana identisch war, mit der ungerichteten Basisenergie der Magie. Doch es war viel größer. Es stand mit allem ringsum in Verbindung, mit der Luft und der Erde ebenso wie mit dem Mana, es war ein lebendiger Bestandteil der ganzen Welt, innig verflochten mit allem anderen.
    Sie musste ihre Denkweise verändern. Das Eine konnte zwar ganz ähnlich geformt werden wie das Mana, doch es ließ sich nicht auf die gleiche Weise beherrschen. Es war auch nicht – wie das Mana – leblos, solange es nicht kanalisiert war. Es war ständig aktiv, weil es mit dem Land und den Elementarkräften in Verbindung stand. Dies bedeutete, dass der Brennpunkt sich verlagerte, sobald sie sich
bewegte. Wenn sie die Kontrolle behalten wollte, musste sie in gleichem Maße ihr Bewusstsein mitbewegen. Es war, als müsste sie immer wieder ganz von vorn anfangen.
    Da sie sowieso nicht schlafen konnte, legte Erienne sich bequem hin und versuchte, das Eine zu ergründen, das schon in ihr brodelte, kaum noch in Schach gehalten, aber auch noch nicht voll erwacht. Sie richtete das innere Auge aufs Manaspektrum, um es besser zu erkennen, und sah das Dunkelbraun des Einen, die zarten Fäden, die den freien, willkürlichen Fluss des Mana störten. Normalerweise strömte das Mana durch alles hindurch, doch von dem Einen wurde es gleichzeitig abgestoßen und angezogen. Sie konnte sich gut vorstellen, welches Zerstörungswerk das Eine, wenn es voll erwacht war und nicht richtig kanalisiert wurde, in einem wehrlosen Geist und in der Welt anrichten konnte. Es wurde stärker, je mehr Mana es aufnahm und wieder ausstieß.
    Als sie sah, wie sich die zarten Fäden langsam verdichteten, hatte sie eine Idee. Sie verfolgte sie bis zur Quelle in ihrem Bewusstsein, bis zu dem dunklen, pulsierenden Etwas, das sie für das Herz des Einen hielt. Inzwischen hatte sie eingesehen, dass es ihr nicht gelingen würde, die Fäden mit ihrem Bewusstsein zurückzudrängen. Jetzt formte Erienne aus dem Mana ringsherum einen Behälter, wobei sie die anziehenden und abstoßenden Elemente nutzte, bis sie sich selbst banden. Sie legte Schleifen, die in den pulsierenden Kern zurückführten.
    Sofort ebbte der Energiestrom ab und schien einzuschlafen, weil er auf sich selbst zurückgeworfen wurde. Gleichzeitig wurde Erienne müde. Sie konnte einen Teil ihres Bewusstseins darauf konzentrieren, diese einfache Mana-Gestalt zu halten und die Fäden des Einen zu blockieren, doch auf die Dauer zehrte es an den Kräften.

    Sie kuschelte sich an Denser und fand Trost in der Nähe seines Körpers, der sich im Schlaf leicht bewegte. Als er ihre Berührung spürte, regte er sich kurz, dann war er wieder still.
    Das war eine großartige Lektion. Du bist eine sehr begabte Magierin. Cleress’ ruhige, sanfte Stimme stahl sich in ihr Bewusstsein.
    Eriennes anfängliche Gereiztheit über die Störung wich bald der Erleichterung, dass die Al-Drechar noch bei ihr waren.
    Ich hatte mich schon gefragt, ob ihr zuschaut, antwortete sie. Aber strapaziert euer Glück nicht zu sehr.
    Du musst so bald wie möglich lernen, das Eine auch ohne unsere Hilfe zu kontrollieren. Heute Abend hast du einen winzigen Teil dieser Kontrolle erlernt.
    Was bedeutet das?
    Was du gefühlt hast, waren winzige Ausläufer der Einen Magie. Myriell hat den größten Teil der Energie in dir

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