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Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Titel: Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Gebirgskette, die kleiner war als jene in seinem Rücken, hinter einem Zaun sah er einige Gebäude, in denen sich nichts regte.
    Ein Wind wehte über die Tai hinweg, die mit dem Rücken zu einem niedrigen Abhang an einem Feuer saßen und Kaninchen an Spießen brieten. Am vergangenen Nachmittag waren sie rasch vorangekommen. Rebraals Schilderungen und die Position der Sonne reichten zur Orientierung aus, und sie wussten, was sie suchten. Sie wollten nach Nordosten wandern, vorbei an den Balan-Bergen, die jetzt noch vor ihnen lagen, auf der Westseite einen Wald passieren, den man den Dornenwald nannte, und dann nach Nordosten abschwenken, um auf den Weg zu stoßen, der den Hafen Arlen im Süden mit den Kollegstädten im Norden verband.
    Unübersehbar waren die Anzeichen, dass die Dinge auf Balaia nicht zum Besten standen. Rebraal hatte ihnen erklärt, das Land sei fruchtbar, aber leer und offen. Große Flecken von immergrünen Gehölzen und Laubwälder unterbrachen die Einförmigkeit des Hügellandes. Bisher hatten sie allerdings nur einige Bäumchen und junge Pflanzen gesehen, als hätte vor Jahren die Hand eines Riesen das Land gerodet. Am späten Abend waren sie auch an einem verlassenen Dorf vorbeigekommen. Die Gebäude waren zerstört, und alle größeren Balken fehlten.
    Auum wandte sich an seine Tai. Wie er hatten auch sie sich in ihre leichten Mäntel gehüllt, doch sobald sie sich vom Feuer entfernten, spürten sie die Kälte.

    »Es wird wärmer werden«, sagte Auum.
    »Kein Wunder, dass ihre Götter diesen Ort verflucht haben und niemand mehr die Alten anbetet.« Duele wärmte sich die Hände über den Flammen.
    »Könnt ihr rennen?«, fragte Auum. Die beiden Elfen nickten. »Wir werden rennen, und sei es nur, um uns aufzuwärmen. Aber zuerst wollen wir beten und essen.«
    Auum sprach Gebete an Yniss und Gyal, auf dass sie in der Wildnis Balaias geschützt wären, und an Tual, auf dass ihre Sinne scharf blieben, obwohl der Regenwald weit entfernt war. Auf die Bemalung der Gesichter verzichteten sie, da in den nächsten Tagen noch nicht mit Kämpfen zu rechnen war. In diesem Land mussten sie darauf achten, ihre Farbe nicht zu vergeuden, denn wo sollten sie die Rohstoffe finden, um neue herzustellen?
    »Ist unsere Route klar?«, fragte Evunn. Er biss ein Stück vom mageren gebratenen Kaninchen ab.
    »Andere Tai und Krallenjäger werden südlich von Greythorne vorstoßen und im Westen und Norden bis Understone und zum unterirdischen Gebirgspass vordringen. Wir werden uns an der Nordspitze des Dornenwaldes mit den anderen treffen, die den Süden erkunden. Dort können wir uns über die Stärke des Feindes austauschen und entsprechende Pläne schmieden. Falls sich eine Gelegenheit ergibt, Feinde zu töten, werden wir sie ergreifen. Auch die Al-Arynaar werden dort zu uns stoßen. Sofern wir es für nötig halten, werden wir auf die anderen warten. Sie sind im Augenblick drei Tagesmärsche hinter uns, werden aber direkt zum Treffpunkt kommen.«
    »Ob sich die Krallenjäger erholen?«, fragte Duele.
    Auum blies die Wangen auf. »Wir beten zu Tual, dass sie bald wieder wohlauf sind, obwohl die Seereise ihnen sehr zugesetzt hat. Für sie wie für uns ist jedoch das Land, welches
es auch sei, wie die Berührung von Menispere-Blättern auf der fiebernden Stirn.«
    Darüber mussten sie alle lächeln. Für ein Volk, das im Wald und an trägen Flüssen lebte, waren die Tage auf dem sich sanft wiegenden Schiff, allein und verloren draußen auf dem weiten Meer, das reinste Fegefeuer gewesen. Unten war ihnen übel, auf Deck bekamen sie beinahe Angst. Dieses Land hier war fremd und unangenehm, doch schon die ersten Stunden gaben ihnen ein gutes Gefühl, einfach weil es nicht das Meer war. Erst jetzt, bei Anbruch des neuen Tages, konnten sie überblicken, wohin es sie verschlagen hatte.
    Auum drängte sie, sich so schnell wie möglich marschbereit zu machen, und dann setzten sich die Tai im Laufschritt in Bewegung, die Bogen auf den Rücken geschlungen und die Jaqrui in den Beuteln. Eilig liefen sie, während die Sonne an Stärke gewann. Hin und wieder schauten sie zu ihr auf, wie sie majestätisch und ungehindert vom unendlichen blauen Firmament herunterstrahlte.
    Als sie die ersten Ausläufer der Balan-Berge erreichten, stand die Sonne fast im Zenit. Auum wurde plötzlich langsamer, und seine Tai folgten seinem Beispiel. Sie liefen durch ein flaches Tal voller Buschwerk, an dessen Grund ein Flüsschen nach Süden strömte.

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