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Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Titel: Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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zurückgehalten.
    Es verschlug Erienne die Sprache. Wie klein war denn der Teil, dem ich ausgesetzt war?
    Vielleicht ein Tausendstel, sagte Cleress. Es war winzig.
    Erienne keuchte. Sie hatte die Energie gesehen und beobachtet, wie sie sich speiste und stärker wurde.
    Wie kann ich jemals hoffen, das Ganze zu kontrollieren?
    Das kannst du nicht. Niemand kann es, auch wir nicht. Wir werden dich lehren, die Hauptmasse schlafend zu halten, bis es dir zur zweiten Natur geworden ist, und nur das einzusetzen, was du brauchst. Es ist eine Gratwanderung, aber du bist dazu fähig. Verstehst du es jetzt besser?
    Was denn? Erienne wusste im Grunde bereits, was die alte Elfenfrau meinte.

    Lyanna hätte es auf keinen Fall steuern können. Sie war zu klein, um auch nur die einfache Mana-Gestalt zu entwickeln, die du gerade eingesetzt hast. Erienne, das Eine ruht wieder, seit es auf dich übertragen wurde. In Lyanna war es jedoch voll erwacht. Als wir sie kennen lernten, war es bereits zu spät. Die Dordovaner hatten etwas in Gang gesetzt, das nicht mehr aufzuhalten war.
    Dennoch habt ihr sie sterben lassen, erwiderte Erienne, doch ihr Hass verflog bereits.
    Uns blieb wirklich nichts anderes übrig, flehte Cleress’ Stimme in Eriennes Kopf. Als Wirt für das Eine war Lyanna dem Untergang geweiht, Erienne. Hätten wir die Übertragung nicht vorgenommen, dann hätte sie uns alle getötet, bevor sie an den Qualen selbst zugrunde gegangen wäre.
    Mit ›uns‹ meinst du die Al-Drechar.
    Zunächst ja, antwortete Cleress. Du hast jedoch gesehen, wie sich das Eine aus den Elementen ringsum speist. Und du weißt, was die unkontrollierte Macht über hunderte von Meilen hinweg anrichten kann. Bevor das Eine sie getötet hätte, hätte es noch weiter um sich gegriffen. Was du bisher an Zerstörung gesehen hast, wäre dagegen eine Kleinigkeit gewesen.
    Schon gut!, fauchte Erienne.
    Das Eine zu übertragen, war der einzige Weg, es aufzuhalten, ohne es zu vernichten.
    Ja, ich … Erienne unterbrach sich und dachte einen Moment nach. Und wenn ich nicht dort gewesen wäre, um es aufzunehmen?
    Dann hätten wir es zerstören müssen, sagte Cleress. Ihre Gedankenstimme klang bleischwer. Das konnten wir nicht zulassen.
    Erienne erstarrte, jeder Gedanke an Schlaf war verflogen.
Sie öffnete die Augen und betrachtete Denser, der ahnungslos neben ihr schlief.
    Ich muss etwas fragen, begann sie, und fürchtete die Antwort. Hättet ihr das Eine auslöschen und dabei meine Tochter am Leben lassen können?
    Cleress seufzte. Es war möglich, antwortete sie schließlich.
    Danke für deine Aufrichtigkeit. Erienne brach innerlich zusammen. Und jetzt verschwinde aus meinem Kopf.
    Erienne, nein …
    Und nimm deine senile Schwester mit.
    Erienne, bitte …
    Verschwindet. Auf der Stelle.
    Ich fürchte, das können wir nicht tun, Erienne. Das war Myriell, deren kräftige Stimme keinen Hauch von Sympathie vermittelte.
    Eine Wut, die zu unterdrücken sie überhaupt keine Lust hatte, kochte in Erienne hoch, und der ganze Kummer war wieder da, als wäre Lyanna gerade eben erst gestorben.
    Verschwindet. Mir wird übel von eurer Berührung. Sie konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen.
    Es musste auf diese Weise geschehen, sagte Myriell.
    Ihr habt sie für ein Experiment sterben lassen. Sie könnte noch leben. Die Tränen rollten über Eriennes Wangen, sie setzte sich auf und wiegte sich auf dem Bett hin und her. Sie könnte noch leben.
    Unzählige andere Menschen wären dem Tod geweiht gewesen, und nichts und niemand hätte sie retten können. Es war kein Experiment.
    Hört auf damit. Ihr lügt.
    Zuerst hätte es alle Elfen getroffen, danach alle Einwohner Balaias, sagte Myriell, als zählte sie Waren im Einkaufskorb auf. Wirklich alle.

    Verschwindet.
    Das werden wir nicht tun.
    Ihr lügt. Lyanna starb, zwei Jahreszeiten bevor der Elfenfluch sein erstes Opfer forderte. Erienne konnte nicht glauben, was sie da hörte. Was soll ich eigentlich mit diesem Ding in mir tun? Nach Xetesk marschieren und mit meiner überwältigenden Macht zurückholen, was sie mir genommen haben? Haltet ihr mich für dumm? Ihr wollt das Eine für euch selbst haben, damit das, was ihr habt, überdauert. Ich bin euer Vermächtnis, das ist alles. Redet mir nicht ein, ich wäre eine Erlöserin.
    Erienne, du musst mir zuhören, sagte Myriell. Wirst du das tun?
    Anscheinend bleibt mir nichts anderes übrig.
    Erienne fühlte sich missbraucht, eher wie ein Behältnis für das Eine denn wie eine

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