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Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Titel: Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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dich an alles, was mit dir geschehen ist?«
    Thraun zuckte mit den Achseln. »Ja?«
    »Oder wenigstens glaubst du es. Entschuldige, das war eine dumme Frage. Wie könntest du etwas wissen, an das du dich nicht erinnerst?«
    Thraun lächelte. »Ja.«
    »Hast du Erinnerungen als Mann und als Wolf?«
    »Ja.«
    »Schlechte Erinnerungen?«
    »Schlecht«, stimmte Thraun zu. »Schlecht.«
    »Hast du Schuldgefühle?«
    »Schuld.«
    »Du fühlst dich verantwortlich?«
    »Ja.«
    »Dich trifft keine Schuld, Thraun.«
    »Doch.«
    »Aber du kannst nichts mehr tun, nicht wahr? Du kannst es nicht mehr ändern.«
    »Nein, das geht nicht!«, brach es aus ihm hervor. »Sie alle sind meinetwegen gestorben, und ich kann es nicht ungeschehen machen, verdammt. Ich habe so vielen Menschen den Tod gebracht, weil ich weder Mensch noch Tier sein kann. Was soll ich dazu jetzt sagen? Dass es mir Leid tut? Ich leide Qualen in meinem Kopf, aber niemand versteht es, weil ich nicht die Worte habe, um es auszudrücken.«
    Er brach ab, weil ihm auf einmal bewusst wurde, dass alle ihn anstarrten. Trotz seines Wutausbruchs fühlte er sich ungeheuer erleichtert, und seine hochgezogenen Schultern entspannten sich ein wenig.
    »Ich sollte mich wohl bedanken«, sagte er.
    »Gern geschehen, Thraun. Ich glaube, manchmal verlangst
du zu viel von dir selbst. Denk nicht nach, reagiere einfach. Lass es geschehen.«
    »Ich versuche es«, versprach Thraun, obwohl er spürte, dass der Schleier schon wieder fiel.
    »Und ich werde immer da sein, um dich zu provozieren, keine Sorge.«
    Thraun nickte und war nicht sicher, ob er lachen oder weinen sollte.

Vierzehntes Kapitel
    Die Situation war weitaus komplizierter als angenommen, und inzwischen wünschte Auum, er hätte dem Raben besser zugehört. Es war alles andere als ein übersichtlicher Kampf zwischen zwei Gegnern. Mindestens zwei weitere Parteien waren im Spiel, was die Entscheidungen komplizierter machte. Dennoch stand der Ausgang nicht in Zweifel.
    Am dritten Tag hatten die Krallenjäger die Gruppe von Xeteskianern entdeckt, die sich auf dem Weg, den Rebraal für den wahrscheinlichsten gehalten hatte, nach Norden bewegten. Dem Vernehmen nach war es eine recht starke Abteilung. Es hatte noch einen weiteren Tag gedauert, bis Auum und seine Tai die Krallenjäger eingeholt hatten. Er konnte zwar nachfühlen, wie nervös die Krallenjäger waren, hatte sie aber trotzdem zurechtgewiesen, weil sie einen Unschuldigen angegriffen hatten. Dann hatte er persönlich die Xeteskianer einen weiteren Tag lang verfolgt, bevor er sich eilig auf direktem Wege zum Treffpunkt begab.
    Einen halben Tag vor dem Feind erreichte er ihn und begann sofort zu planen. Er sammelte die anderen Tai um
sich und holte die Meldungen der übrigen Spähtrupps ein. Weitere drei Tagesreisen im Norden standen Truppen in Schlachtreihen, deren Aufgabe noch unklar war, weil sie das Gelände gleichzeitig nach Norden und Süden sicherten. Man konnte nicht erkennen, ob es sich um Xeteskianer handelte, doch allein die Möglichkeit, dass auch sie Feinde sein konnten, verlieh dem Argument, man müsse die marschierende gegnerische Abteilung so schnell wie möglich angreifen, zusätzliches Gewicht.
    »Die Feinde sind zahlenmäßig nicht sehr stark, doch die Fähigkeiten ihrer Krieger und Magier sind außerordentlich«, erklärte Merke, die Anführerin der zweiten Tai-Zelle, die den marschierenden xeteskianischen Trupp überwachte.
    »Richtig«, stimmte Auum zu.
    Und so war es auch. Die berittenen Kräfte bestanden aus fünfzehn Magiern und dreißig Kavalleristen. Begleitet wurden sie von zwanzig Fußsoldaten und fünfzig maskierten Kriegern. Letztere machten Auum die größten Sorgen. Er hatte denjenigen gesehen, der mit dem Raben kämpfte. Seine Schnelligkeit und Kraft standen außer Frage. Rebraal hatte sehr nachdrücklich betont, dass sie umso besser kämpften, je mehr von ihnen zusammenwirkten. Fünfzig von ihnen waren also eine Streitmacht, die man wirklich fürchten musste.
    Wenn man die Stärke und die konzentrierte Magie sah, die sie einsetzen konnten, dann wäre es eine Dummheit, sie allein mit den Kämpfern anzugreifen, die auf der Calaianische Sonne gefahren waren. Inzwischen war jedoch die Hauptstreitmacht der Elfen an Land gegangen und marschierte nach Norden. Wenn sie ihr Tempo beibehielt, hatte sie gute Aussichten, die Xeteskianer zu stellen, bevor diese die im Norden postierten Truppen erreichten. Wenn
man annahm, dass die dort aufgestellten

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