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Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Titel: Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Euch anzieht. Wir haben etwas Dringendes zu erledigen, das keinen Aufschub duldet.«
    Erys runzelte die Stirn und strich sich mit einer Hand über den Kopf. Er schnaufte schwer. »Soll das ein Witz sein?«
    »Nein«, erwiderte Yron scharf und zog Erys die Decke weg. »Steht auf. Und seht zu, dass Ihr Sprüche wirken könnt.«
    »Ich will sehen, was ich tun kann. Nach so viel Wein habe ich es noch nie versucht.« Seufzend erhob er sich aus dem Bett und schlufte zum Waschgeschirr, um sich einen Krug Wasser über den Kopf zu kippen. »Was ist denn nun eigentlich los, Hauptmann?«
    Yron erzählte es ihm, und bis er sich angezogen hatte, war Erys hellwach und stocknüchtern.
    »Ihr seid doch dabei, oder?«, fragte Yron, als er zur Tür ging.
    »Ich kann nicht zu einem Völkermord beitragen, ob wissentlich oder unwissentlich«, antwortete Erys.
    »Das dachte ich mir. Ich nehme an, Dystran hat den Daumen in seine Gemächer mitgenommen.«
    »Hoffentlich nicht. Habt Ihr eine Vorstellung, wie viele Protektoren ihn da oben bewachen?« Erys deutete mit dem Daumen nach oben.
    »Macht Euch deshalb keine Sorgen«, antwortete Yron.

    »Ich soll mir keine Sorgen machen? Seid Ihr verrückt? Oder seid Ihr mit der Axt erheblich besser, als ich denke?«
    »Zeigt mir einfach den Weg.«
    Erys schloss einen Moment lang ergeben die Augen, dann führte er Yron durch den stillen Turm. Die Männer gingen am Festsaal und dem Audienzsaal vorbei und wanderten durch abgedunkelte Flure, die an der Basis des Turms rundherum liefen, zum Haupteingang.
    Bevor sie ihn erreichten, bog Erys nach links ab, schritt durch einen mit Vorhängen verdeckten Zugang und wandte sich gleich darauf scharf nach rechts. Nun befanden sie sich in einem kleinen, ovalen Vorraum. An den Wänden standen Bänke, darüber hingen Portraits von lange verstorbenen Herren vom Berge. Direkt vor ihnen bewachten reglos und schweigend zwei Protektoren eine mit kostbarem Schnitzwerk verzierte Tür.
    »Ich hoffe, Ihr behaltet Recht«, sagte Erys.
    »Nur Mut, Junge«, erwiderte Yron.
    Er machte einen Schritt und empfand keineswegs die Zuversicht, die er auszustrahlen hoffte. Vor den Protektoren, die ihn feindselig anzustarren schienen, blieb er stehen. In diesem Moment fürchtete, er einen schrecklichen Fehler begangen zu haben.
    »Ihr werdet ihm nichts tun«, sagte einer, und dann drehten sich die beiden um und gaben den Weg zur Tür frei.
    Yron drehte den Knopf herum und stieß die Tür, die sich in geölten Scharnieren lautlos bewegte, nach innen auf. Er winkte Erys, der offenen Mundes zugeschaut hatte, herein und stieg die Wendeltreppe hinauf. Sie war aus Marmor geschnitten und an die Westseite des Zentralschachts im Turm angebaut worden. Sechs Stockwerke höher endete sie vor Dystrans privaten Gemächern. Am Fuß der Treppe lagen der Eingang zu den Katakomben und
Labors sowie der Zugang zu dem Tunnelsystem, das sich durch das ganze Kolleg zog.
    »Wie habt Ihr das organisiert?«, fragte Erys.
    »Habe ich nicht«, antwortete Yron. »Ich erkläre es Euch später.«
    Vorsichtig und so leise wie möglich stieg Yron hinauf und versuchte, nicht daran zu denken, wo er war und was er tat. Sein Herz pochte bis zum Zerspringen in der Brust, seine Hände wurden feucht, und sein Atem ging flach und hektisch. Er zitterte an allen Gliedern und fühlte sich schwach. Dennoch zwang er sich weiterzugehen. Ein Schritt nach dem anderen.
    Stockwerk um Stockwerk stiegen sie hinauf, und auf jeder Ebene stand ein Protektor auf dem mit Wandbehängen geschmückten Treppenabsatz und bewachte eine Tür, die zu Schreibstuben, privaten Audienzzimmern oder Gästezimmern führte. Die maskierten Männer schwiegen und rührten sich nicht, sahen ihnen nach, machten aber keine Anstalten, sie aufzuhalten.
    »Das ist Selbstmord«, flüsterte Erys.
    »Wenn wir es nicht tun, wird es ein Völkermord«, antwortete Yron und war mit seiner schlagfertigen Antwort sehr zufrieden.
    Schließlich standen sie vor Dystrans Tür, und jetzt holte es ihn doch noch ein. Er, Hauptmann Yron, wollte in die Privatgemächer des Herrn vom Berge von Xetesk eindringen, des mächtigsten Mannes in Balaia, und ein kostbares Beutestück stehlen. Er schauderte am ganzen Körper, als die beiden Protektoren einen Schritt zur Seite wichen, damit er eintreten konnte.
    »Nur den Daumen«, flüsterte er. »Nichts sonst.«
    Mitten im offenen Zimmer stand Dystrans Himmelbett. Links befand sich hinter einem Wandschirm eine Waschgelegenheit,
rechts waren

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