Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd
da sie aufgrund von Aebs Verletzungen und der Erschöpfung aller drei Magier verwundbar waren. Denser hatte nach dem Angriff des Dämons frische Narben im Gesicht und am Hals, schien sonst aber nicht weiter beeinträchtigt. Ilkar hatte sich beim Heilen, beim Aufbau der Schilde und bei der Kommunion völlig verausgabt, und Erienne hatte Mühe, sich zu konzentrieren, während die Al-Drechar ihr die Magie des Einen zuführten und sie baten, die Energieausbrüche zu bändigen.
Überall im Süden des Dunklen Kollegs hatten sich die dordovanischen Truppen zurückgezogen, sodass Xetesk ungehindert nach Yron und der TaiGethen-Zelle suchen konnte. Diese Gefahr hatte den Raben gezwungen, weiter nach Süden auszuweichen als beabsichtigt, und im Südwesten sahen sie schließlich mächtige Staubwolken in der Luft – die ebenso beunruhigende wie unverwechselbare Spur einer marschierenden Armee.
Sie vermuteten, die Schwarzen Schwingen vor sich zu haben, doch darum konnten sie sich gegenwärtig nicht
kümmern, da sie die Stellungen der verbündeten Kollegien, den Standort der Elfen und vor allem Rebraal und Auum suchten.
Sie verlangten ihren Pferden das Letzte ab und hörten den Schlachtlärm schon, lange bevor sie nahe genug waren, um die Kräfte zu identifizieren, die im Südosten der Stadt in heftige Kämpfe verwickelt waren. Hirad schätzte, dass die Streitkräfte von Dordover und Lystern inzwischen mehr als dreißig Meilen weit aufs Gebiet von Xetesk vorgedrungen und etwa fünf Meilen vor den Mauern des Kollegs auf Widerstand gestoßen waren.
Mehrere Patrouillen, überwiegend lysternische Kavallerie, begegneten ihnen und gaben ihnen wichtige Informationen, doch auf diese Weise wurden auch Gerüchte in Umlauf gesetzt, die nicht unbedingt erfreulich waren. Die meisten Soldaten der Verbündeten hätten nie geglaubt, einmal dem Raben zu begegnen, doch nun hatten sich der wegen Fahnenflucht gesuchte ehemalige Kommandant der lysternischen Streitkräfte und ein Protektor auf die Seite der Rabenkrieger geschlagen.
Zwei Stunden vor der Abenddämmerung ritt der Rabe in ein vorgeschobenes Lager der vereinten Truppen von Lystern und Dordover. Hier waren sie nur noch eine Meile vom Kampfgeschehen entfernt und konnten von einer Anhöhe aus die ganze Front überblicken. Der Unbekannte und Darrick führten den Raben zu einem Beobachtungspunkt hinauf, von dem aus sie das außergewöhnliche Schauspiel eines Krieges zwischen den Kollegien beobachten konnten.
Die Kämpfe konzentrierten sich auf einen Halbkreis von etwa einer Viertelmeile Größe, doch wie man am Rauch und an Lichtern weiter im Osten und Nordosten sehen konnte, wurde auch an anderen Stellen gekämpft.
Unterhalb des Raben griffen die alliierten Kollegien mit Schwert- und Speerträgern an. Hinter beiden Schlachtlinien standen Bogenschützen, die aufeinander und auf die Trauben von offensiven und defensiven Magiern schossen, während die Flanken von Pikenieren und beweglichen Kavallerieeinheiten gesichert wurden.
Sie erfuhren, dass Izack das Kommando führte, die Schlacht lenkte und seine Kavalleristen rotieren ließ, um ihre Kräfte zu schonen. Sie setzten den Flanken der Xeteskianer zu, verwickelten deren Kavallerie in Scharmützel, führten tief hinter den feindlichen Linien Scheinangriffe durch und eilten herbei, wenn es galt, geschwächte Bereiche der eigenen Front zu verstärken.
Der Schlachtenlärm war selbst auf diese Entfernung noch ohrenbetäubend. Hin und wieder übertönten knallende Sprüche die gebrüllten Befehle, die schmerzvollen oder panischen Schreie, das Wiehern der Pferde und das unablässige Klirren von Metall.
Beide Seiten bekamen Verstärkung – kleine Gruppen von Kämpfern, die sich unter fragwürdigem magischem Schutz bewegten. Schilde flackerten unter dem Bombardement, und wenn sie brachen, waren die Schutzbefohlenen hilflos der Mana-Energie ausgesetzt. Überall waren alte Männer, Frauen und Jugendliche damit beschäftigt, Pfeile zu holen, Wasser und Proviant zu verteilen, wo sie konnten, und die Verletzten und Sterbenden vom Schlachtfeld zu tragen.
Rings um den Raben roch es nach Blut, Schweiß und Feuer. Heißer Regen brach aus dem Himmel über Nachschubeinheiten und Verstärkungen herein, Kraftkegel wurden losgelassen, Todeshagel zerfetzte Kavallerieabteilungen. Auf beiden Seiten zeigten aufgewühlte Erde und Steinhaufen, wo Erdhämmer zugeschlagen hatten.
Der Unbekannte wandte sich an Darrick. »Wie siehst du die Lage?« Er musste laut
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