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Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Titel: Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Sie hatte den Armbrustbolzen aus dem Bein entfernt, getrocknete Kräuter aufgelegt und mit einem festen Verband gesichert. Der Verband linderte die Schmerzen der Schusswunde, konnte aber kaum die Blutung stillen, während er hinter der Tai-Zelle einherhumpelte.
    Als die Morgendämmerung kam, liefen sie nach Südosten, denn sie wollten sich ein gutes Stück von den Kampflinien des Kollegs entfernen, ehe sie zur übrigen Elfenarmee stießen.
    Yron war nicht sicher, was er davon halten sollte. Einerseits war er froh, dass der Daumen den rechtmäßigen Besitzern zurückgegeben worden war, andererseits war ihm
bewusst, dass weder Merke noch ihre schweigsamen Gefährten eine Ahnung hatten, wer er war. Dieser Auum, wer auch immer es sein sollte, hatte gewiss eine genauere Vorstellung. Wenn das zutraf, dann stand ihm der sichere Tod bevor. Er schwankte noch, ob er sich eingestehen sollte, dass er es nicht besser verdient hatte. Was für eine seltsame Welt.
    Als sie über offenes Gelände liefen und sich fünf Meilen südlich von Xetesk einem der wenigen noch existierenden Waldstücke näherten, wurden sie von einer Gruppe von zwanzig Reitern bemerkt, die über die morastige, mit Gras bewachsene Ebene, durch die sich zahlreiche kleine Bäche zogen, herangaloppiert kamen. Die Reiter wollten nach Norden, schwenkten aber ab, sobald sie die TaiGethen entdeckten. Sofort machten die Elfen die Bogen bereit.
    »Überlasst es mir«, sagte Yron. »Das könnten Freunde sein.«
    »Es könnten Xeteskianer sein«, entgegnete Merke ruhig.
    »Sie sehen nicht danach aus«, wandte Yron ein.
    »Wir sind bereit.«
    »Daran zweifle ich nicht.«
    Yron wandte sich den Reitern zu, die Elfen warteten wachsam hinter ihm, die Pfeile vorerst auf den Boden gerichtet. In ordentlicher Formation hielten die Reiter an, einer trabte allein ein Stück weiter und betrachtete Yron und die drei Elfen. Ihre Gesichter trugen noch die dunkelbraune und grüne Kriegsbemalung, da sie keine Zeit gehabt hatten, sich im Gebet zu säubern.
    »Auf der Jagd?«, fragte der Reiter unvermittelt.
    »Auf der Flucht«, erwiderte Yron, der sofort erkannte, dass es sich nicht um Xeteskianer handelte. »Xetesk ist ein unangenehmer Ort.«

    »Da sind wir einer Meinung«, sagte der Reiter. Er war ein schwarzhaariger, noch recht junger Mann mit dicken Augenbrauen und einem harten Gesicht. Yron mochte ihn nicht. »Erklärt mir, was Ihr hier zu suchen habt.«
    »Ich bin nicht bereit, mich einem Fremden gegenüber zu rechtfertigen«, sagte Yron. »Vielleicht sagt Ihr mir zunächst, mit wem ich rede.«
    »Ich bin Devun, und dies sind Männer aus der Armee der Gerechten. Wir sind die Vorhut von vielen tausenden.«
    Yron fluchte lautlos. Schwarze Schwingen. Das sah nicht gut aus.
    »Es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen, Devun. Nun würde ich Euch bitten, Platz zu machen und uns weitergehen zu lassen. Meine Freunde und ich haben wichtige Dinge zu erledigen, die nichts mit Eurem Kampf gegen die Kollegien zu tun haben.«
    »Nicht so hastig, einer von nur vieren«, sagte Devun drohend. »Die einzigen Unschuldigen, die heute aus den Kollegien fliehen, sind ausgehungert, nachdem sie mehrere Jahreszeiten der Entbehrung hinter sich haben. Keiner von Euch sieht aus wie ein normaler Flüchtling.«
    Er blickte an Yron vorbei zu den TaiGethen.
    »Sie sind in der Tat weder Flüchtlinge noch Abgeordnete des Kollegs«, sagte Yron und trat ein wenig näher an Devun heran. »Mein Freund, Ihr seid auf andere gestoßen, die Xetesk mit der gleichen Inbrunst hassen wie Ihr selbst. Wir wollen hier keinen Streit anfangen. Die Elfen sind es nicht gewohnt, dass sich ihnen jemand in den Weg stellt. Sie werden leicht nervös.«
    »Nun, da wir Freunde sind, kann es doch nicht schaden, wenn Ihr mir sagt, wer Ihr seid und was Ihr hier zu suchen habt.«

    Devun hatte offenbar nicht die Absicht, sie laufen zu lassen. Yron konnte sehen, dass er darauf aus war, die Männer zu beeindrucken, die ihm zugeteilt waren. Andererseits konnte die Wahrheit nicht schaden – vielleicht bot sie sogar einen Ausweg. Er richtete sich auf und ignorierte das Blut, das über seinen Schenkel lief ebenso wie den dumpfen Schmerz der Wunde.
    »Ich bin Hauptmann Yron, früher bei der xeteskianischen Wache, jetzt auf der Flucht, weil mir Fahnenflucht und Verrat vorgeworfen werden. Diese Männer sind TaiGethen aus Calaius. Nehmt mich fest, wenn Ihr wollt, aber stellt Euch ihnen nicht in den Weg. Ihr würdet es bereuen. Falls Ihr überhaupt so

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