Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz
verschaffte sich einen Überblick über die Verteidigung des Kollegs.
Vor ihnen öffneten sich die Ziergärten zu einem Hof, dahinter lag das derzeit geschlossene Westtor des Kollegs. Auf beiden Seiten rannten Männer auf der Mauer entlang zum Torhaus. Weitere Kräfte hatten sich im Hof gesammelt. Der Rabe sah sich ungefähr der vierfachen Anzahl an Schwertkämpfern, Magiern und Bogenschützen gegenüber.
Auch rechts, also dort, wohin sie eigentlich laufen wollten, tat sich etwas in den Ställen und Unterkünften. Dort sammelten sich ebenfalls Soldaten. Einige liefen schon in Richtung des Mana-Bades, andere formierten sich, um sich zu den Türmen zu begeben. Also hieß es schnell kämpfen
und den Weg für die TaiGethen offen halten, die von links kommen mussten, nachdem sie die Bibliothek durchsucht hatten. Immer vorausgesetzt natürlich, sie stießen auf keine allzu großen Schwierigkeiten.
Sprüche flogen in hohem Bogen und trafen beide Abteilungen, als sie sich näherten. Rebraal suchte unter den Gegnern nach den Magiern, die für die Schilde verantwortlich waren. Funken sprühten, als die Feuerkugeln der Al-Arynaar gegen den xeteskianischen Schild prallten, der unter dem Druck ein wenig nachgab. Denser jagte einen Eiswind hinterher. Eine extrem unterkühlte Luftströmung stieß gegen das Dunkelblau der feindlichen Schilde. Dann antworteten die Xeteskianer, und die Barriere der Al-Arynaar blitzte auf. Auch sie gab nach, ohne zu zerbrechen, und der Rabe war weiterhin geschützt.
Die Kämpfer näherten sich einander, der Rabe stieß mit der gewohnten Kraft vor. Der Unbekannte überwand die Deckung seines Gegners und zerschnitt ihm das Gesicht vom Kinn bis zur Stirn. Ein rascher Hieb seitlich an den Kopf des Gegners warf ihn zur Seite, und der große Krieger hatte wieder genügend Raum zum Kämpfen. Hirad wechselte neben ihm im letzten Moment das Schwert in die andere Hand und verwirrte seinen Gegner, der vergeblich versuchte, nachträglich den Schlag anzupassen. Dabei verlor er das Gleichgewicht und musste hilflos zusehen, wie Hirad nach links auswich und ihm das Schwert in die ungedeckte linke Seite schlug.
Rebraal spannte den Bogen, als die Xeteskianer aus dem Hof stürmten, um die Flanke anzugreifen. Sie hatten Bogenschützen und Schwertkämpfer dabei, es waren fünf, die in enger Formation kamen. Er ließ den Pfeil fliegen, der ein wenig nach rechts abgelenkt wurde und die Schulter eines Schwertkämpfers traf. Der Mann drehte sich um sich selbst
und stürzte. Die anderen achteten nicht auf ihren gefallenen Kameraden, sondern rannten weiter. Hirad würde Schwierigkeiten bekommen.
Der Anführer der Al-Arynaar nahm einen weiteren Pfeil aus seinem schwindenden Vorrat und legte ihn ein, während er schon die Treppe hinunterrannte, um den Barbaren zu unterstützen. Er suchte sein nächstes Ziel aus, spannte die Sehne und schoss im Laufen. Er verfehlte den Schwertkämpfer und verpasste einem Bogenschützen einen leichten Streifschuss an der Wange. So hatte er nichts erreicht, außer die Aufmerksamkeit der Feinde auf sich zu ziehen.
Es war Zeit zu kämpfen. Er hockte sich hin, legte den Bogen ab und rannte weiter. Als er die Rabenkrieger erreichte, zog er sein Kurzschwert. Hirad hatte die Gefahr noch nicht bemerkt, weil er mit einem geschickten, wendigen Gegner beschäftigt war.
»Hirad, rechts! Pass auf deine rechte Seite auf!«, rief er.
Pfeile flogen, er duckte sich instinktiv. Er musste möglichst schnell unter Eriennes harten Schild kommen. Darrick und Thraun arbeiteten ausgezeichnet zusammen, die rohe Schlagkraft des Gestaltwandlers war eine gute Ergänzung für Darricks geschickten Umgang mit dem Schwert und seine solide Verteidigung.
»Rechte Flanke!«, rief der Unbekannte, der Rebraals Warnung gehört hatte und mit der Klinge auf den Wächter vor ihm einschlug. Der Mann blockte den Schlag zwar ab, taumelte aber unter dem Aufprall. Ein Schlag mit dem Heft des Dolchs schickte ihn endgültig zu Boden.
Hirad zog seine Klinge niedrig und energisch herum, der Gegner wehrte ab, wich aus, traf mit seinem Schwert den linken Arm des Barbaren und schlitzte Leder und Fleisch auf. Hirad knurrte und antwortete mit einer Riposte, die
den Schenkel des Gegners traf. Dann wich er einen Schritt zurück, und diese Bewegung rettete ihm das Leben.
Im letzten Augenblick sah er die beiden Schwertkämpfer, die ihn auf der rechten Seite angriffen. Er zog sein Schwert zurück und konnte die erste Klinge abwehren, doch zum
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