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Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Titel: Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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schon gefragt, wann ihr endlich hier aufkreuzt«, sagte er, stand auf und strich sein Hemd glatt.
    »Nicht einmal du kannst so gelassen sein«, erwiderte Hirad.
    Darrick grinste. »Ich muss zugeben, dass es knapp geworden ist.«
    »Dabei sind wir noch nicht einmal draußen«, erklärte der Unbekannte. Er betrachtete den Raum, die schwarzen Kerzen auf den hohen Eisenständern, die dunklen Vorhänge an allen Wänden. Auch die Kälte war einem Raum angemessen, in dem Menschen hingerichtet wurden. Endlich fiel sein Blick auf die Magierrichter. »Wir wollen diese Männer in die Zellen sperren. Die Waffen bleiben hier.« Er drückte dem Magier die Klinge etwas fester gegen den Hals. »Lord Simmac, wenn Ihr so freundlich wärt.«
    »Dafür werdet ihr alle sterben«, stotterte der Magier.
    Der Unbekannte seufzte. »Das glaube ich nicht, Simmac. Wir werden vielmehr den Kampf gegen Xetesk wieder aufnehmen. Wir haben schon zwei Tage verloren. Es wird Zeit, dass Ihr das Gesamtbild erkennt, kleiner Mann.«
    Thraun hob die bewusstlosen Soldaten am Kragen der Rüstung hoch, jeweils einen mit einer kräftigen Faust, und schleppte sie aus der Hinrichtungskammer. Er bewegte sich fast im Dauerlauf, die Stiefel der Männer klapperten laut auf den Steinplatten. Denser beorderte die zwei verbliebenen Wächter mit einer Bewegung seiner Klinge ebenfalls den
Flur hinunter, und der Unbekannte bugsierte auch die Magierrichter nach draußen.
    Der Rabe beeilte sich und verteilte die Soldaten und Magier auf die Zellen. Darrick half Thraun, die übrigen Soldaten, die im Flur noch teils still lagen und sich teils schon wieder regten, ebenfalls einzusperren. Mit einem Schlüsselbund, den sie einem Wächter abgenommen hatte, verriegelten sie nacheinander die Zellen. Bevor sie Simmac in die letzte Zelle beförderten, hielt der Unbekannte inne.
    »Mir ist klar, dass Ihr die Tür im Handumdrehen aufbrechen könnt. Deshalb wird Heryst uns begleiten. Ein Laut von hier unten, und er stirbt. Habt Ihr mich verstanden?«
    Der Rabe zog sich im Dauerlauf zurück, eilte die Treppe hinauf und fand oben die beiden Wächter vor, die nach Eriennes und Densers Sprüchen immer noch in tiefer Bewusstlosigkeit lagen. Vom Haupteingang her waren hektische Betriebsamkeit und schwere Schläge zu hören, doch die Tür hielt noch.
    »Lange geht das nicht mehr gut«, warnte Denser.
    Der Unbekannte sah Heryst leicht den Kopf schütteln, als er sich an ihn wandte.
    »Nun, mächtiger Rabe«, höhnte der Lordälteste Magier, »darauf habe ich die ganze Zeit gewartet. Es dürfte schwierig werden, durch diese Meute treuer Lysterner hindurch zu fliehen.«
    »So ist es«, stimmte Denser zu.
    »Ich kann es gar nicht erwarten zu sehen, wie Ihr davonzukommen gedenkt. Ich kann euch doch kaum allen als Schild dienen.«
    »Ach, Heryst«, entgegnete Denser, »Ihr seid schon viel zu lange aus dem Geschäft.«
    »Wie bitte?«

    Denser deutete auf die Wand gegenüber der Tür. »Dort sind die Ställe. Wir haben nicht die Absicht, die Tür zu benutzen.«
    »Ich …«
    »Passt auf und lernt«, sagte Darrick mit kalter Stimme. »Genau wie ich gelernt habe.«
    »Zurück«, sagte Denser.
    »Nein«, wandte Erienne ein, »lass mich das machen.«
    »Kannst du denn?«, fragte er.
    Sie nickte. »Ich denke schon. Und auf meine Art ist es weniger geräuschvoll.«
    Heryst hatte ebenso verwirrt wie misstrauisch die Augen zusammengekniffen. Der Unbekannte achtete nicht weiter auf ihn.
    »Übernimm dich nicht.«
    Doch Erienne konzentrierte sich schon, sie stand völlig reglos vor der Wand und ließ die Arme locker herabhängen. Der Unbekannte beobachtete ihr Profil, wie gebannt von den Bewegungen ihrer Lippen, den schmalen Augen und den schnellen Bewegungen der Pupillen. Ein Wind wehte durch die Wachstube, ließ Papiere flattern und zerrte an der Kleidung. Eine Hitze, als bräche die Sommersonne durch eine Wolke, breitete sich aus. Rauch stieg von der Wand auf, die knisternd nachgab. Eine glühende rote Linie, die in etwa wie eine Tür geformt war, fraß sich in die Steine. Unter der Linie zerfiel der Stein zu Staub und rann mit einem Geräusch wie rieselndes Korn auf den Boden herab. Im Nu war ein Ausgang nach draußen in die Nacht geöffnet.
    Der Unbekannte keuchte, denn auch er spürte die Macht, die durch die Elemente ringsum wirkte. Er blickte zu Heryst. Der Lordälteste Magier hatte mit gespanntem Gesicht und großen Augen zugeschaut. Erienne schwankte und sank erschöpft in Densers Arme.

    Er blickte

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