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Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Titel: Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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doch«, schaltete sich Nyam ein, der einzige Gescheite unter ihnen, »ob es noch jemand anders gibt.«
    Myriell lächelte. »Unser Orden war einst sehr groß. Es ist durchaus möglich, dass noch andere überlebt haben, genau wie wir.«
    »Das entspricht sicher nicht der Wahrheit«, erwiderte Nyam. »Ihr seid mehr als vierhundert Jahre alt und habt nur überlebt, weil Ihr hier Tag für Tag versorgt wurdet. Wir haben die Eine Magie auf Balaia gespürt. Wir vermuten, dass es dort einen Schüler gibt, und Ihr seid die einzigen Lehrer.«
    Myriell und Cleress schwiegen.

    »Nun sagt uns«, fuhr Nyam fort, »gibt es einen Schüler, mit dem Ihr Kontakt habt?«
    Wir dürfen es ihnen nicht verraten, sendete Cleress.
    Sie wissen es bereits, wir können sie nur noch in die Irre führen.
    Sie werden es erraten.
    Es war unvermeidlich, dass dies eines Tages geschehen würde.
    »Ich möchte Euch daran erinnern, dass wir nicht unter Eurer Kontrolle stehen, sondern lediglich unter Eurem Schutz«, sagte Myriell. »Wir helfen Euch gern bei Euren Forschungen. Die Angelegenheiten unseres Ordens sind und bleiben ausschließlich unsere eigene Angelegenheit.«
    »Eure Ausflüchte bestätigen unser Misstrauen«, sagte Leryn.
    »Wir wünschen Euch natürlich, dass Eure Mutmaßungen Euch weiterhelfen.« Cleress lächelte ausgesprochen hochmütig.
    »Ihr werdet uns den Namen des Magiers verraten«, sagte Leryn.
    »Ah«, erwiderte Myriell und hob mahnend einen Zeigefinger. Allmählich begann sie es wirklich zu genießen. »Das ist nun ganz sicher eine unzutreffende Annahme. Nein, wir werden Euch nichts verraten. Immer vorausgesetzt, wir wissen überhaupt etwas.«
    Leryn packte ihren Hemdkragen unter der Decke und riss sie hoch.
    »Stellt meine Geduld nicht auf die Probe, Myriell. Sagt uns, was wir wissen wollen, oder wir wenden Gewalt an.«
    Myriell hatte keine Angst und reagierte völlig gelassen. »Faszinierend. Findest du nicht auch, Cleress?«
    »Faszinierend«, stimmte sie zu.

    »Wir fragen uns gerade, wie Ihr das schaffen wollt«, sagte Myriell.
    »Schmerz löst jede Zunge«, drohte Leryn.
    Myriell nickte. »Wie einfallsreich.«
    Sie packte Leryns Handgelenk mit der rechten Hand, ihre Meditation war kurz und präzise. Eriennes Konstruktion war bewundernswert. Kurz, gebündelt und sehr, sehr heiß.
    Leryn schrie vor Schmerzen auf, sprang zurück und ließ Myriell los, die ihrerseits sein Handgelenk freigab und sich zurücksinken ließ. Leryn betrachtete den geschwärzten Arm und roch die verkohlte Haut, von der noch dünne Rauchwolken aufstiegen.
    »Glaubt ja nicht, Ihr könntet uns drohen, Xeteskianer«, sagte Myriell. Jeder Humor war aus ihrer Stimme und ihrem Gesicht gewichen. »Wir besitzen Kräfte, von denen Ihr nichts ahnt, und das Eine stärkt uns und leitet uns bis zum letzten Atemzug, auch wenn unsere Körper gebrechlich sind. Hier bestimmen wir, und Ihr werdet nichts von uns fordern. Die Audienz ist vorbei. Cleress und ich wünschen uns jetzt zu unterhalten. Lasst uns allein.«
    Myriell winkte Nerane, ihre Decken wieder zu richten. Nyam wollte etwas sagen, doch Cleress kam ihm zuvor.
    »Wir werden uns nicht wiederholen«, sagte sie.
    Nyam warf einen Blick zu Leryn, der nickte. Er stand unter Schock, sein Gesicht war vor Schmerzen verzerrt, und er war gedemütigt. Schweigend verließen die drei Magier den Raum.
    Es ist gefährlich, ihren Zorn anzustacheln, sagte Cleress, die es weiterhin vorzog, nur mental zu kommunizieren.
    Es war an der Zeit, sie in die Schranken zu weisen, erwiderte Myriell. Als wir die arme Lyanna beschützten, hatten wir nicht genug Kraft, um uns auch selbst zu schützen. Das ist jetzt anders, und sie wissen nicht, dass der Unterschied
im Grunde nicht groß ist. Wir sind die Al-Drechar. Sie sollen uns nicht für hilflos halten.
    Nun, das ist dir sicherlich gelungen.
    Myriell entspannte sich. Sie war ein wenig müde, und ihre Gicht bereitete ihr Schmerzen. Sie werden es bald erraten, und dann wird Verzweiflung ihr Handeln diktieren. Wir dürfen nicht vergessen, dass Freunde des Raben unsere Gäste sind. Ich glaube, wir sollten vertraulich mit Diera sprechen.
     
    Devun besaß nicht Seliks Mut und Entschlossenheit. Diese Einsicht bedrückte ihn sehr, als er durch den feuchten, kalten Understone-Pass ritt. Er hatte drei Männer zur Armee der Gerechten zurückgeschickt, um die Leute zur Geduld zu ermahnen und zu erklären, warum sie die Hilfe der Wesmen suchten. Dann hatte er sich in Begleitung der restlichen

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