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Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Titel: Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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einen Gang aus gestampftem Lehm, der von Balken gestützt wurde. Er war allem Anschein nach sehr alt, hier und dort waren trotz der bewahrenden Sprüche Balken zerbrochen, und der Gang drohte stellenweise einzustürzen.
    Hinter der Tür des leeren Lagerhauses waren sie über eine Holztreppe mehr als dreißig Fuß tief hinabgestiegen, bis der leicht gekrümmte, feuchte und stinkende Gang begonnen hatte. Sie hatten sich die ganze Zeit im Laufschritt bewegt, die Lichtkugel hatte dabei stets über Densers Schulter geschwebt und sie geführt. Erschrockene Ratten hatten sich in Sicherheit gebracht, und ihre Füße waren laut durch Pfützen geplatscht.
    Die Gedanken des Barbaren waren in hellem Aufruhr. Es hatte ihn urplötzlich eingeholt. Die ganze Zeit schon hatte es gelauert und nur auf einen Moment der Schwäche gewartet, um ihn anzufallen. Er konnte es sich nicht leisten, sein Urteilsvermögen durch seine Schuldgefühle trüben zu lassen, aber ganz wegschieben konnte er sie auch nicht. Die Umgebung bedrückte ihn. Dieser schmutzige Gang, der ins Herz des Gegners führte, dem er, abgesehen von sich selbst, die Hauptschuld an Ilkars Tod gab. Niemand war unschuldig. Der Gedanke, dass sie nur etwas stehlen, aber den Schuldigen nicht der gerechten Strafe zuführen wollten, war kaum zu ertragen.
    Dabei wusste er, worauf es ankam. Er sagte sich, dass sie mit ihrem Erfolg letzten Endes verwirklichen konnten, was Ilkar sich gewünscht hatte, doch in den Mauern dieses Kollegs, in das sie nun eingedrungen waren, lebten die Schuldigen, die Ilkars Leben gedankenlos ausgelöscht hatten.
Wie sehnsüchtig wünschte er sich, das ganze Kolleg möge in seinem eigenen Blut ertrinken.
    Der Unbekannte war im engen Gang die ganze Zeit neben ihm gelaufen, hatte mit ihm geredet und ihn mitgezogen. Nach Ilkar war er der Einzige, auf den Hirad überhaupt noch hörte.
    »Lass dich nicht davon übermannen«, sagte er. »Beherrsche es, meistere deine Gefühle. Benutze sie, um uns bei dem zu helfen, was wir tun müssen. Für Rache ist später noch Zeit.«
    Doch Hirad war der Ansicht, dass sie nie eine bessere Gelegenheit bekommen würden, und irgendwie hoffte er sogar, sie würden entdeckt, damit er die Feinde stellen und seine Blutgier stillen konnte.
    »Vergiss nicht, dass du zum Raben gehörst. Vergiss nicht, was das bedeutet.«
    Er rannte schneller.
    Dann hielt Densers Ruf sie plötzlich auf.
    »Vorsicht, es geht bergauf. Leise jetzt.«
    Sie liefen langsamer, und ihr Atem und der Puls beruhigten sich allmählich wieder.
    »Also, dann wollen wir uns orientieren«, fuhr Denser fort. Hinten hörte man Rebraals Murmeln, der für die Elfen übersetzte. »Diese Rampe endet vor einer Tür, hinter der sich ein Lagerraum des Mana-Bades befindet. Die andere Seite der Tür ist eine einfache Illusion. Von dieser Seite aus ist sie unverschlossen, von der anderen ist sie versperrt und mit Alarmsprüchen gesichert. Sobald wir durch sind, darf niemand zurück, sonst löst er Alarm aus. Das ist sehr wichtig.
    Das Mana-Bad befindet sich ein Stück nordöstlich der Türme und grenzt an einen Verwaltungstrakt. Schräg gegenüber ist die Bibliothek, die ebenfalls an einer Ecke den
zentralen Gebäudekomplex berührt. Ich habe euch bereits erklärt, wie wir hineinkommen. Hier treffen wir uns wieder, wenn wir fertig sind. Ihr kennt eure Rückzugspositionen, falls wir Schwierigkeiten bekommen: die Festsäle, die südlich vom Gebäudekomplex liegen, sowie die Empfangshalle der Kuppel. Alles klar?«
    Hirad blickte zu den TaiGethen. Kein Zweifel, sie waren bereit.
    »Wir werden nicht hinein- und wieder herausgelangen, ohne bemerkt zu werden, also tötet eure Gegner möglichst leise. Wir haben nur diese eine Chance.«
    Hirad ging zum Ende des Ganges. Eine Holztür und ein Rahmen waren in den Stein des Gebäudes eingelassen. Die Tür hatte keinen Griff.
    »Wie soll ich denn …«
    »Ich sagte zwar, dass sie unverschlossen ist. Ich sagte aber nicht, dass ein Nichtmagier sie öffnen kann. Tritt zur Seite, ich muss die Lichtkugel abschalten. Tut mir leid.«
    Die plötzliche Dunkelheit war beunruhigend. Hirad stützte sich mit einer Hand an der Wand ab. Neben ihm murmelte Denser halblaut. Hinter ihnen tröpfelte Wasser, Ratten huschten, altersschwache Balken knackten.
    Als ihm jemand eine Hand auf die Schulter legte, wäre er fast an die Decke gegangen. Er spürte den Atem an seinem Ohr und hörte eine leise, drohende Stimme, die etwas in der Elfensprache sagte. Es war

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