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Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Titel: Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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heiseres Flüstern. »Zurück in den Regenwald. Wir hätten schon einen Weg gefunden.«
    Rebraal ging zu ihm, die Augen aller Elfen und der Rabenkrieger ruhten auf ihm.
    »Wir müssen alle unsere Verantwortung tragen«, sagte er. »Ich hätte sie auch schon am Tempel aufhalten können, aber das ist mir nicht gelungen. Die TaiGethen und die Krallenjäger
hätten ihn im Wald finden können, aber sie haben ihn nicht gefunden, oder nicht früh genug. Wir können nicht rückgängig machen, was geschehen ist, aber wir können die Zukunft gestalten und Ilkars Tod einen Sinn geben – wir können das Gleichgewicht der Magie wiederherstellen. Dazu brauchen wir das Aryn Hiil und unsere anderen Schriften. Wir brauchen diese Kraft, damit wir in der Überzeugung, dass wir es schaffen, nach Julatsa gehen können. Verliere nicht die Fassung. Wir brauchen dich hier.«
    Hirad atmete tief durch und schaffte es sogar, Rebraal einen kleinen Moment anzulächeln. »Es tut mir leid.« Er sprach jetzt zu seinen Freunden. »Es tut mir leid, es ist so schwer.«
    »Wir wissen, wie viel dir seine Freundschaft bedeutet hat«, sagte Erienne. »Nun verhalte dich so, wie er es erwarten würde, und bringe uns alle lebendig hier heraus.«
    Der Barbar nickte, die alte Entschlossenheit war wieder da. Er sah Auum an.
    »Dann lasst uns die Texte holen«, sagte er.

Sechzehntes Kapitel
    Dystran hatte kaum ein Auge zugetan. Höchstens ein paar Stunden unruhigen Halbschlafs hatte er bekommen, der auch noch von diesen verdammten Elfenpantern gestört worden war. Der Lärm, den sie machten, ging unter die Haut. Irgendwie unirdisch war er, jagte einem eine Gänsehaut über den Rücken und störte die Träume. Sie waren die mächtigste psychologische Waffe, die der Feind besaß, was er allerdings nicht zu bemerken schien. Dystran hätte sie die ganze Nacht schreien lassen. Als in den frühen Morgenstunden Alarm geschlagen wurde, empfand er es beinahe als Erlösung.
    Er hatte schon am vergangenen Tat den Verteidigungsplan mit Kommandant Chandyr auf den Stadtmauern und Hauptmann Suarav von der Kollegwache abgestimmt und konnte sich nun ohne Eile anziehen, bevor er die lange Wendeltreppe hinabstieg und seinen Turm verließ. Unterwegs kam er an mehreren Wachtposten vorbei und schaltete Alarmsignale und Sperren ab.
    Myx erwartete ihn am Fuß des Turms. Der riesige Protektor wurde genau wie fünfzehn andere seiner Brüder eher
für die Kommunikation auf dem Schlachtfeld und in der Stadt als zum Schutz eingesetzt. Dystran wusste, welche Demütigung dies für den Kämpfer war, doch er hatte keine Zeit für Gewissensbisse.
    »Was gibt es Neues?«, fragte er.
    Myx passte sein Tempo Dystrans Schritten an. »Es gab einen Durchbruch auf den Wällen. Feinde sind in der Stadt.«
    Dystran seufzte. Ein Durchbruch, so früh schon. »Wie viele?«
    »Das ist unmöglich zu sagen.«
    »Ach ja, richtig«, sagte Dystran lächelnd. »Vermutlich wirst du mir gleich erzählen, dass niemand sie gesehen hat.«
    »Das trifft zu, Mylord.«
    Dystran blieb stehen. Das war dann schon die zweite schlechte Nachricht. »Ich habe gescherzt.«
    »Ja«, stimmte Myx zu. Er wusste nicht, wie er reagieren sollte.
    »Du willst mir also sagen, kein xeteskianischer Wächter und kein Magier habe die Feinde gesehen, obwohl sie in die Stadt eingedrungen sind?«
    »Einige haben sie sicher gesehen, Mylord. Allerdings haben wir die Leichen noch nicht gefunden.«
    »War das ein Scherz?«
    »Nein, Mylord.« Ganz sicher hatte Myx unter der Maske die Stirn gerunzelt, auch wenn Dystran es nicht sehen konnte.
    »Dumme Frage.« Dystran winkte ab und ging weiter.
    Seine Gedanken rasten, und die bissigen Kommentare, die er hatte loslassen wollen, waren vergessen. Er schüttelte den Kopf, murmelte vor sich hin und kratzte sich am Haar, das nach der gestörten Nachtruhe störrisch zu Berge stand. Inzwischen hatte er die Kuppel, die im Zentrum der
Türme hoch über dem Herzen des Kollegs stand, zur Hälfte durchquert.
    Von hier aus zweigten Gänge zu den Eingängen der Türme, zu Festsälen und Empfangszimmern, zu Gästequartieren und Schreibstuben ab. Das Gewirr, in dem sich ein Fremder leicht verlaufen konnte, war absichtlich auf diese Weise angelegt. Die Seniormagier und die Angehörigen des Kreises wollten verhindern, dass ungebetene Besucher sich in die Katakomben oder Türme vorwagten.
    Dystrans Sandalen klatschten laut auf dem wundervoll gemusterten Marmorboden, als er sich der mit kostbarem Schnitzwerk verzierten

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