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Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg

Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg

Titel: Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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von den Wänden des Schachts ab, einer bohrte sich seitlich in seinen Stiefel. Hand über Hand kletterte er schneller denn je und drückte
sich auch mit den Beinen hoch. Dabei dehnte und zerrte er die Brustverletzung, bis frisches Blut floss.
    Unter dem Schacht hatten die Armbrustschützen inzwischen nachgeladen, doch sie kamen nicht mehr dazu, ihre Waffen abzufeuern. Von irgendwo kam Myx herbeigestürzt und ging mit gesenktem Kopf und ausgebreiteten Armen auf die Schützen los, um sie zur Seite zu schieben. Darauf waren Kampfgeräusche zu hören, doch Hirad konnte nichts mehr sehen, weil sich endlich das Seil zu bewegen begann. Rasch wurde er nach oben gezogen. Allerdings hörte er noch, dass die Geräusche unten viel zu bald schon wieder abbrachen.
    Hirad schloss einen Moment die Augen, bevor er den Kopf nach oben drehte. Frische Luft drang in seine Lungen, Regentropfen prasselten ihm ins Gesicht. Er hörte den Wind über dem Ausgang des Schachts heulen. Es war ruhig gewesen, als sie nach Xetesk eingedrungen waren, und jetzt hatte ein Unwetter eingesetzt. Irgendwie fand er es sehr passend.

Viertes Kapitel
    Dystran starrte in den Lüftungsschacht und zog den Kopf ein, als das Seil wie erwartet herunterfiel. Sie waren vorerst entkommen, und dies machte ihn wütend wie noch nie. Allerdings empfand er auch einen gewissen Respekt. Sie waren binnen vier Tagen aus zwei Kollegien geflohen, und er konnte sich erinnern, dass sie einige Jahre zuvor etwas Ähnliches schon einmal in Dordover getan hatten, um den Katalysator für Dawnthief aus der Gruft zu stehlen.
    »Außerordentlich«, sagte er leise. »Wirklich außerordentlich.«
    Er wollte schreien, um sich schlagen und irgendetwas tun, um seine Frustration auszutoben. So untypisch es für ihn war, er hielt sich zurück und drehte sich zu seinen Männern um. In ihren Gesichtern sah er Furcht, Schock und Erleichterung, aber auch ängstliche Erwartung. Sie warteten auf seine Reaktion, sie rechneten damit, dass er ihnen Vorwürfe machte. Er konnte es nicht.
    Vor seinen Füßen lag der tote Myx. Ein Jahrzehnt lang hatte er den Protektor gekannt, erst jetzt sah er dessen Gesicht. Ein Mann. Wie leicht es gewesen war, diese Tatsache
zu verdrängen. Er wirkte friedlich im Tod, sein Gesicht war entspannt, die Augen geschlossen. Die wunden roten Stellen verblassten allmählich.
    Dystran fürchtete den Verlust der Protektoren. Mit ihnen verlor Xetesk eine Grundlage seiner Unbesiegbarkeit. Der politische Wille, die alte Ordnung wiederherzustellen, war nicht vorhanden, was auch seine eigene Position schwächte.
    Kopfschüttelnd blickte er ein letztes Mal den Schacht hinauf. Wie oft hatte er schon gehört, man dürfe den Raben nicht unterschätzen? Er hätte auf die Warnungen hören sollen. Staub, den die Füße der Männer und das Seil von der Wand gekratzt hatten, rieselte ihm ins Auge, und er musste blinzeln. Die Flüchtigen waren außerhalb der Stadt, aber nicht außerhalb seiner Kontrolle. Noch nicht, wenn er rasch und entschlossen handelte.
    Es gab so viel zu organisieren und zu tun. Das Kriegsglück hatte sich gegen Xetesk gekehrt, und er sah sich unter Zugzwang. Glücklicherweise war seine Hand immer noch stark. Er wandte sich wieder an die Männer.
    »Lasst uns hier verschwinden. Wer Lust hat, das Durcheinander aufzuräumen, das unsere Freunde hinterlassen haben, kann sich in der Kuppel einfinden, sobald er einen ordentlichen Schluck getrunken hat. Suarav übernimmt die Einteilung. Wer dazu keine Lust hat, soll sich bis zur Morgendämmerung zurückziehen.«
    Die Männer nickten.
    »Mylord?«, meldete sich einer.
    Dystran drehte sich zu dem Soldaten um, dessen Namen er nicht kannte.
    »Sprich.«
    »Wir werden sie erwischen, nicht wahr? Wir haben in dieser Nacht so viele Freunde verloren.«

    Dystran lächelte traurig. »Ja, ich weiß«, sagte er. »Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um sie zu fassen. Sie haben uns angegriffen, und es tut mir leid um die Freunde, die ihr verloren habt. Wir nahmen an, niemand könne herein und wieder hinausgelangen, und wir haben uns geirrt. Das ist eine harte Lektion, nicht wahr? Wir könnten hier verharren und sagen, was für ein Pech es doch gewesen sei, dass wir sie nicht erwischt haben. Der Rabe würde allerdings einwenden, es sei keineswegs Glück oder Pech im Spiel gewesen, und wir müssen wohl akzeptieren, dass sie recht haben. Kommt mit, ich führe euch hinaus.«
     
    Ark stand am frühen Morgen in der warmen Luft. Er konnte

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