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Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg

Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg

Titel: Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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zuckte mit keiner Wimper. »Ich glaube nicht, dass sie uns jetzt noch große Schwierigkeiten bereiten werden.«
    »Du hast sie ermordet, du Bastard!«, rief Denser. Er versetzte Hirad einen festen Stoß, dass der Barbar zurücktaumelte.
»Du hast sie kaltblütig ermordet. Was ist mit deinem Ehrenkodex? Du bist nichts als ein Mörder.«
    Hirad marschierte drohend auf Denser zu.
    »Hirad«, warnte ihn der Unbekannte.
    Der Barbar ignorierte ihn. »Glaubst du, sie wären wirklich fortgegangen und hätten uns nicht weiter verfolgt? Glaubst du das wirklich? So dumm kannst du doch nicht sein. Sie sind Meuchelmörder. Sie haben ein Ziel, und das Ziel sind wir. Xetesk ist nur wenige Stunden hinter uns, und Julatsa hat keine Stadtmauern. Warum sollten wir dieses Risiko eingehen, Denser? Wir können es uns nicht leisten, von ihnen erwischt zu werden, und ich will nicht riskieren, dass auch nur einer von uns stirbt, weil du vor ein paar Jahren mal jemanden kanntest. Es kommt hier nur auf Ilkars Vermächtnis an, und es wird Zeit, dass du das einsiehst.« Seine Stimme war nur noch ein heiseres Flüstern. »Und komme mir nie wieder mit dem Kodex, Denser. Dies ist ein Krieg. Mord gibt es nur da, wo kein Krieg ist.«
    »Sie waren unsere Gefangenen«, sagte Denser.
    »Sie wollten uns töten. Ich habe diese Bedrohung beseitigt. Spielt es eine Rolle, wie ich das getan habe? Wäre es dir lieber gewesen, wir hätten sie gestern Abend sofort angegriffen und getötet?«
    »Das ist ein Unterschied«, erwiderte Denser. »Dies war ein Schritt auf einem Weg, den wir nicht gehen sollten. Sei doch vernünftig.«
    »Spar dir deine Moral, Denser. Ich habe getan, was getan werden musste.« Er deutete zu den anderen. Darrick, Thraun und Erienne waren inzwischen wach. »Vielleicht geben sie es nicht offen zu, aber sie wissen alle, dass es geschehen musste. Du solltest mir dankbar sein, dass meinetwegen dein Gewissen rein ist.«
    Denser erstickte fast vor Wut, und dann rastete er aus. Er
hob eine Faust und wollte zuschlagen, doch Thraun fing seinen Arm ab. Der Gestaltwandler sah ihm in die Augen.
    »Sein Messer war schon über dir, Denser«, sagte er.
    Hirad lächelte. »Genau. Du wärst der Erste gewesen, und du wärst es auch in Zukunft geblieben. Schöne Freunde, was, Denser?« Er wandte sich ab. »Ich sattele die Pferde. Und wenn dir der Weg nicht gefällt, den ich gehe, dann reite in eine andere Richtung.«
     
    Die Stille in Julatsa machte alle Bewohner des Kollegs nervös. Pheone war den ganzen Tag und den größten Teil der vergangenen Nacht ruhelos auf den Mauern des Kollegs umhergelaufen. Das letzte Versagen des Mana-Stroms hatte lange gedauert und sie sehr beunruhigt. Als er dann wieder einsetzte, hatten sich die Magier an der Grube vor dem Herzen versammelt, sich auf das Mana eingestimmt und voller Schrecken die Veränderung betrachtet. Der Schatten über dem Herz war tiefer geworden. Dunkelgraue Finger gingen von ihm aus, und das leuchtende Gelb, das sie suchten, war trüb und stumpf und erstickte fast unter der farblosen Decke.
    Gerade jetzt konnten sie es sich nicht erlauben, Angst zu haben. Sie mussten sich mit aller Kraft darauf konzentrieren, die Mauern und Tore zu verstärken. Die Sprüche, die Stein und Holz verbanden, mussten stark sein, denn sonst würden die Xeteskianer alles auseinandernehmen. Die xeteskianischen Magier waren nicht nur zahlreicher als sie, sondern sie konnten auch gefahrlos arbeiten, sobald der Versuch, das Herz zu bergen, begonnen hatte.
    Die wenigen julatsanischen Magier im Kolleg mussten sich einstweilen damit abfinden, dass ihre Mana-Reserven schnell erschöpft waren, dass es ihnen schrecklich schwerfiel, die Strukturen und Formen der Sprüche aufzubauen,
und dass bei komplizierten Sprüchen inzwischen zwei die Arbeit übernehmen mussten, die sonst einer geschafft hätte. Sie kamen nur quälend langsam voran.
    Am Morgen hatte Pheone die Verstärkung der Mauern beaufsichtigt, und kurz nach dem Mittagessen war sie bereits erschöpft. Die Gesichter der anderen spiegelten ihre eigenen Gefühle. Was auch immer sie taten, es würde nicht reichen. Ganz egal, wie viele Elfenmagier ihnen zu Hilfe kamen, es wären nicht genug, um das Herz zu bergen.
    Statt etwas zu sagen, das sie hinterher bereuen würde, war sie zu den Mauern zurückgekehrt. Trotz ihrer Müdigkeit war sie immer wieder herumgegangen und hatte versucht, aus der Wärme des Tages und der unerschütterlichen Fröhlichkeit der Vögel, die im Frühling

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