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Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg

Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg

Titel: Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Abenddämmerung eintreffen. Was ist denn in der Stadt passiert? Warum gibt es keine Wachen?«
    »Weil sich alle, die noch da sind, hier drinnen versammelt haben«, grollte Hirad. »Das ist das erbärmlichste Zeugnis von Loyalität, das ich je gesehen habe. Beinahe bin ich froh, dass Ilkar es nicht sehen muss.«
    »Es ist sogar noch schlimmer«, ergänzte der Unbekannte. »Als wir herkamen, waren die Tore weit geöffnet. Falls Xetesk unmittelbar nach dem Ende der Belagerung Meuchelmörder ausgesandt hat, könnten sie sich bereits hier drinnen verstecken.«
    »Ein Chaos«, murmelte Hirad.
    Rebraal nickte. »Die TaiGethen und die Krallenjäger werden das Kolleg durchsuchen.«
    Hirad wandte sich an Pheone. »Sorge dafür, dass ihnen niemand in die Quere kommt und dass sie mit dem Respekt behandelt werden, den sie verdienen. Sie sind immerhin gekommen, um dein Kolleg zu retten, auch wenn die Einwohner der Stadt dazu nicht bereit waren.«
    »Ich weiß, Hirad«, sagte Pheone. »Glaube mir, ich bin ebenso enttäuscht wie du.«
    »Das ist ihm klar«, warf der Unbekannte ein. »Allerdings hat euch euer eigener Stadtrat den schwersten Schlag versetzt. Vergib uns, dass wir so empfinden, wenn wir euch zu Hilfe kommen.« Er wandte sich an Rebraal, zuckte zusammen und presste eine Hand auf seine Hüfte. »Hole Auum so bald wie möglich in den Speisesaal. Es ist das Gebäude da drüben.« Er nickte in Richtung eines niedrigen Gebäudes, aus dessen offenen Türen helles Licht in den Hof fiel. »Der Kommandant der Wache ist schon dort. Wir müssen reden, und dann müssen wir uns ausruhen. Viel zu viele Wunden von den Kämpfen in den Katakomben sind noch
nicht richtig verheilt.« Er hielt inne und nagte an der Unterlippe. Zum ersten Mal, seit Rebraal ihn kannte, schien der große Mann mutlos.
    »Wir wollen hoffen, dass eure Götter uns helfen. Ich glaube, die unseren sind mit den Julatsanern nach Norden geflohen.«

Fünfzehntes Kapitel
    Pheone stand am nächsten Morgen in der Dämmerung auf. Sie war hin und her gerissen und unsicher, aber auf eine eigenartige Weise zuversichtlich. Wie bei den meisten Bewohnern des Kollegs überwog auch bei ihr der Optimismus.
    Die Ankunft der Elfen hatte die Anstrengungen im Kolleg beflügelt. Die außergewöhnlichen Krieger, die TaiGethen, waren wie Geister durch die Räume und Flure gezogen und hatten auf ihrer Suche kein Versteck übersehen. Zusammen mit den geheimnisvollen, gefährlichen Krallenjägern hatten sie festgestellt, dass sich keine xeteskianischen Meuchelmörder im Kolleg befanden. Doch mit jeder Stunde, die verging, stieg die Wahrscheinlichkeit, dass diese gefährlichen Kämpfer in die Stadt eindrangen. So blieben die Tore des Kollegs geschlossen, und die Wächter beobachteten unablässig den Himmel.
    Auch die Anwesenheit des Raben hatte eine durchaus vorhersehbare Wirkung auf die Stimmung im Kolleg gezeitigt. Unter den etwa hundertsiebzig Magiern, Wächtern und Milizionären herrschte die Überzeugung vor, sie könnten nicht verlieren, weil der Rabe niemals verlor. Nun waren
die Rabenkrieger da und kämpften für das Kolleg. Auch Pheone spürte dieses Selbstvertrauen, mit dem sie ins Kolleg geritten waren, ihre Autorität. Wenn der Unbekannte Krieger sprach, dann hörte man zu. Wenn Hirad einen ansah, gab man sich mehr Mühe. Wenn Darrick erklärte, wie man die Verteidigung besser organisieren konnte, dann befolgte man seine einleuchtenden Ratschläge.
    Später am Abend hatte sie jedoch auch am Gespräch mit Kommandant Vale teilgenommen, und nun musste sie sich fragen, ob das Kolleg nicht doch ein großer Friedhof werden würde. Sie sorgte sich um die Verfassung von dreien der sechs Rabenkrieger, was sie allerdings nicht auszusprechen wagte. Darrick war durch eine tiefe Wunde in der Hüfte geschwächt. Nachdem er drei Tage scharf geritten war, wirkte er sichtlich erschöpft. Hirad konnte sich kaum bewegen und war im Grunde kampfunfähig, auch wenn er es niemals zugegeben hätte. Sein Handgelenk war verstaucht, und auf der Brust hatte er eine Wunde, die ihn bei jeder Bewegung des Oberkörpers behinderte. Beide Verletzungen bereiteten ihm offensichtlich Schmerzen. Und dann natürlich Erienne. Pheone hatte so viel über Erienne gehört, und inzwischen wusste sie, was die arme Frau quälte. So viel Kummer hatte Erienne erlebt, so großem Druck war sie ausgesetzt gewesen, und jetzt musste sie allein mit einer magischen Kraft ringen, die sie nicht richtig kontrollieren konnte. Es war schon

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