Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg
mindestens
ebenso vernichtend, wenngleich nicht ganz so spektakulär.
Dystran war der Ansicht, dass der Krieg in spätestens drei Tagen beendet sein würde. Einen Augenblick zögerte er noch auf seinem Balkon, bevor er zu Ranyl hinüberflog, und nahm sich vor, gelegentlich über die neue Ordnung des Landes nachzudenken, sobald er seine Herrschaft gefestigt hatte. Die Beherrschung Balaias würde eine große Aufgabe darstellen, doch als die einzige verbleibende magische Kraft war er in der einzigartigen Position, sich zum ersten echten Herrscher des Landes aufschwingen zu können.
In gewisser Weise musste er einräumen, dass es ein erschreckender Gedanke war. Schließlich wirkte er Schattenschwingen und schwebte langsam zu Ranyls Turm hinüber. Eines nicht zu fernen Tages würde er landen und den alten Mann tot vorfinden. Den einzigen Mann, den er dringender brauchte als alle anderen.
Er hoffte, dieser Tag sei noch nicht gekommen.
Abgesehen vom Tisch in der Mitte war der Speisesaal leer. Auf ihm waren Karten der Stadt und eilig gekritzelte Zeichnungen des umgebenden Magierlandes ausgebreitet. Anfangs hatten sie gesessen, doch inzwischen waren bis auf Erienne alle aufgestanden, um die Pläne genau zu betrachten. Izack war kurz vor Mittag eingetroffen, und die Besprechung hatte sofort begonnen, denn Xetesks Truppen waren nur noch wenige Wegstunden entfernt und marschierten mit großer Zuversicht. Izack beriet sich mit dem Raben, Kommandant Vale, Pheone, Rebraal und Auum.
»Ihr sagt also, Blackthorne werde nicht vor Xetesk hier eintreffen?«, erkundigte sich der Unbekannte.
»Das ist richtig«, bestätigte Izack. »Im Augenblick sitzt er hier fest.« Er deutete auf die Karte, zwischen Xetesk und Julatsa.
»Er hat die richtige Entscheidung getroffen. Er hat ungefähr fünfzig Leute bei sich, die aber nicht in der Verfassung sind zu kämpfen. Es ist besser, er ruht sich einen Tag aus und greift sie von hinten an, sobald er kann. Wir bleiben in Verbindung, so kann ich ihm weitere Hinweise geben.«
»Ich traue Eurem Urteil«, sagte der Unbekannte.
»Erfreulicher ist, dass die Verbündeten ihre Belagerungsstellungen im Süden und Westen von Xetesk aufgegeben haben und als Verstärkung kommen. Sie werden einen Tag nach den Xeteskianern eintreffen, wenn weiter nichts passiert. Xetesk weiß, dass sie kommen, und wird daher schon beim ersten Angriff sehr hart zuschlagen. Ich denke, wir müssen morgen damit rechnen. Es könnte aber auch bereits heute am Spätnachmittag geschehen, deshalb sollten wir vorbereitet sein. Alle einverstanden?«
Die Teilnehmer der Besprechung nickten.
»Na gut, General.« Der Unbekannte zwinkerte Darrick zu. »Da du gesucht wirst, Izack aber nicht sonderlich scharf darauf ist, dich in Haft zu nehmen, und nachdem seine Männer überall gesucht haben, ohne dich zu finden, möchtest du vielleicht wiederholen, was du uns gestern Abend vorgeschlagen hast.«
»Gern«, sagte Darrick. »Wenn ich darf, Kommandant Izack?«
»Ich verhafte Euch nur, wenn mir der Plan nicht gefällt.«
Beinahe hätte Darrick gelächelt. »Also, man kann leicht sehen, dass das Zahlenverhältnis unausgewogen ist. Das Kolleg ist zu groß, um ringsherum die Mauern von innen zu verteidigen. Wir haben einfach nicht genug Leute dafür. Nicht nur das, unsere Kräfte sind auch nicht unbedingt für eine solche Verteidigung geeignet. Deshalb schlage ich vor, wir teilen uns auf.
Ihr, Izack, müsst Euch mit der Kavallerie außerhalb des Kollegs verstecken. Im Norden des Hauptmarktes gibt es gute Stallungen, und es ist kaum anzunehmen, dass Ihr dort gefunden werdet. Dennoch werden wir mit den Krallenjägern, falls sie einverstanden sind, noch einmal einige Bereiche säubern, bevor der Haupttrupp der Xeteskianer eintrifft.
Zweitens: Die TaiGethen verstehen sich meisterhaft darauf, blitzschnell zuzuschlagen, sich rasch wieder zurückzuziehen und auf engem Raum Mann gegen Mann zu kämpfen. Deshalb sollten die meisten von ihnen außerhalb der Mauern unterwegs sein. Das Gleiche gilt für die Krallenjäger. Somit bleiben uns sämtliche Magier, die Bogenschützen der Al-Arynaar und die erfahrenen Krieger wie Hirad, um die Mauern und die Tore zu sichern. Es steht zu vermuten, dass die Xeteskianer versuchen werden, die Mauern mit Sprüchen zu durchbrechen, weil sie keine Sturmleitern mitbringen und nicht genug Zeit haben, welche zu bauen. Mit Seilen hochzuklettern, wäre Selbstmord. Wir müssen die Sprüche unterbinden, und ich werde
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