Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg

Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg

Titel: Die Legenden des Raben 04 - Zauberkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
könnten. Denk doch nach, Denser. Und triff die richtige Entscheidung.«
    »Hör dich doch reden, Coldheart.« Denser schüttelte den Kopf. »Die richtige Entscheidung ist anscheinend immer das, was du gerade willst. Tja, Pech für dich. Dieses Mal liegt es bei mir, und ich entscheide. Dagegen kannst du nichts machen.«
    Hirad atmete tief durch, zog die Schultern hoch und entspannte sich wieder. Schließlich hob er eine Hand. »Denser, bitte. Wenn es einen Unschuldigen in alledem gibt, dann ist es Sha-Kaan. Bei den Göttern. Er ist hier gefangen, weil er uns gerettet hat, und jetzt muss er nach Hause. Er hat mit diesem Krieg nichts zu tun. Wenn du über das, was ich getan habe, wütend bist, dann lass es an mir aus, aber benutze nicht ihn als Druckmittel. Er hat etwas Besseres verdient. Er hat es verdient zu leben, und wenn du ihn jetzt nicht zurückschickst, dann verurteilst du ihn möglicherweise zum Tode. Bitte, Denser.«
    Denser betrachtete Hirad skeptisch, dann drehte er sich ganz zu ihm herum. »Weißt du, Hirad, das hat mich wirklich beeindruckt, und das kann ich nicht oft über das sagen, was du von dir gibst. Also lass uns diese Besprechung beenden, und dann sehe ich die Texte aus den Katakomben durch. Wenn ich recht habe, dürfte es nicht sehr lange dauern. Schließlich muss ich ihm nur die Richtung vorgeben.«

    Hirad strahlte, verkniff sich das aber sofort wieder und nickte feierlich.
    »Ich danke dir, Denser.«
    Denser zuckte mit den Achseln.
    »Und es tut mir leid, ja?«
    »Später, Hirad. Darüber können wir später reden.«
    Hirad pochte auf den Tisch. »Also gut, General, wie packen wir’s an?«

Sechzehntes Kapitel
    Erienne hörte zu, solange sie es aushielt. Männer, die vor Karten standen und über die Zukunft anderer Männer entschieden. Wer leben und wer sterben sollte. Als ginge es lediglich um eine Apfelsine, die ein Kind auf dem Markt gestohlen hatte. Sie fragte sich, ob die Strategen sich jemals wirklich bewusst machten, was sie taten, denn ihre Befehle, diesen Mann hier und jenen dort zu postieren, konnten tatsächlich den einen verdammen und den anderen retten.
    Wahrscheinlich war es ihnen nicht klar. Irgendwie konnte Erienne es ihnen nicht einmal vorwerfen, weil sie ähnliche Entscheidungen auch für sich selbst trafen. Wie Halbgötter führten sich diese Männer auf. Ohne überhaupt zu wissen, wozu sie fähig war, verfügten sie über Erienne. Die Männer erinnerten sich an ihre dordovanischen magischen Kräfte, die sie nun allerdings nicht mehr einsetzen konnte.
    Erienne versuchte, es ihnen zu erklären, aber sie wollten nicht hören. Ihnen fiel dazu nur ein, dass sie ihr helfen würden, dass sie da sein würden, dass sie der Rabe wären. So ging sie schließlich ins Sonnenlicht hinaus und
beobachtete die Bergung des Herzens. Die Wärme der Sonne spürte sie kaum, irgendwie fühlte sie sich ein wenig von allem entrückt. Der Grund dafür war ihr durchaus bewusst. Das Eine griff auch nach ihren Sinnen und hielt sie auf jede nur mögliche Weise von den Menschen fern, die sie brauchte. Es versuchte, ihr die Menschlichkeit zu rauben. Ihr Gehör, das Augenlicht, den Tastsinn. Alles war angegriffen.
    Erienne sah den elfischen und julatsanischen Magiern zu, die sich rings um das Herz versammelten. Fast zweihundert stellten sich, mindestens vierzig Fuß von der Grube entfernt, in zwei konzentrischen Kreisen auf. Auch wenn Erienne die Wärme der Sonne nicht spürte, sie war ganz gewiss empfänglich für die Atmosphäre. Noch nie hatte sie beim Wirken eines Spruchs eine solche Spannung erlebt. Eigentlich hätten die Julatsaner zuversichtlich sein müssen, doch sie fürchteten einen erneuten Ausfall des Mana. Es käme einer Katastrophe gleich, wenn sich der Schatten jetzt verdunkelte.
    Dila’heth stand neben Pheone und übermittelte deren Anweisungen an die Elfen. Erienne tastete sich zum Herz von Julatsa vor. Der Anblick brachte sie schlagartig wieder zu sich. Mit solcher Klarheit sollte sie das Mana eigentlich nicht sehen können. Es war beinahe, als wäre sie eine Julatsanerin. Dann kam ihr ein neuer Gedanke. Sie konnte sich jetzt auf jede Magie einstimmen. Die Magie war nur noch ein einziges Element, das für sie nicht mehr in die verschiedenen Kollegien und Überlieferungen gespalten war.
    Mit einer beinahe voyeuristischen Erregung konzentrierte Erienne sich wieder auf das julatsanische Spektrum und erweiterte ihr Blickfeld, bis es auch die Magier erfasste, die sich rings um die Grube

Weitere Kostenlose Bücher