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Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord

Titel: Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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mich allerdings beunruhigt, ist die Tatsache, dass Ihr wieder da seid. Missversteht mich nicht, Eure Ankunft hier hat allen Menschen neue Hoffnung geschenkt, aber, nun ja, es war eine verzweifelte Lage, von der Ihr nicht betroffen wart. Wie kommt Ihr nun ins Spiel? Ist nun alles noch viel schlimmer geworden?«
    Der Unbekannte erzählte ihm alles, was sie wussten. Jedes Mal, wenn Hirad es hörte, wuchsen seine Zweifel, ob
Balaia überhaupt überleben konnte. Blackthorne hörte zu, ohne ein einziges Mal zu unterbrechen. Als ihm das Ausmaß der Krise bewusst wurde, sackte er in sich zusammen, kratzte seinen grau durchwirkten Bart und nagte an der Unterlippe.
    Nach dem Bericht des Unbekannten hatte sich ein Schweigen über den Tisch gesenkt, das nur vom unnatürlich lauten Klirren des Bestecks auf den Tellern unterbrochen wurde. Als Blackthorne endlich wieder das Wort ergriff, klang seine Stimme sehr müde und brachte deutlich zum Ausdruck, wie sehr sein Mut gesunken war, seit die Dämonen das Land besetzt hatten.
    »Ich habe immer geglaubt, uns könnte mehr gelingen, als einfach nur zu überleben. Zwei Jahreszeiten lang haben wir sogar Boden wettgemacht. Quälend langsam, aber wir haben es geschafft. Und wir haben einige von denen zurückgeholt, die uns die Dämonen genommen hatten. Einige können sogar wieder in ihren eigenen Betten schlafen.« Er hielt inne und dachte nach. »Aber wir haben jedes Mal dafür gebüßt. Aus Rache für jeden, den wir zu uns geholt haben, töteten sie unsere Freunde. Das werden sie auch heute Abend tun. Jedes Mal sterben wir ein wenig mehr, aber das dürfen wir sie nicht merken lassen. Es ist seltsam, aber wir hatten sogar das Gefühl, wir könnten den Kampf gewinnen. Wir wollten wohl die Wahrheit nicht sehen. Wie hätten wir sie uns auch eingestehen können? Nicht einmal als wir die Grenzen unserer Kapazitäten für Kalträume erreichten. Nicht einmal als offensichtlich wurde, dass wir niemandem mehr helfen konnten, der noch draußen war, ohne so viele zu verlieren, wie wir gerettet hatten. Dennoch warteten wir ab. Wir haben gearbeitet, geplant und nachgedacht. Und gehofft. Wir haben immer gehofft, dass auch andere Widerstand leisten. Es musste einfach so sein,
denn sonst hätten sie uns überrannt. Wir haben tapfere Seelen losgeschickt, die nie zurückgekehrt sind. Wir haben unsere Magier bei einer gemeinsamen Kommunion in Gefahr gebracht. Wir mussten weiter hoffen. Was sollten wir sonst auch tun? Für uns, für unsere Freunde draußen, für die Sklaven, die eine leichte Beute der Dämonen sind. Wisst Ihr eigentlich, wie schwer es ist, den Leuten, die man jeden Tag trifft, Mut einzuflößen, wenn man selbst keinen mehr hat?«
    Blackthorne hielt inne und trank einen großen Schluck Wein. Seine Gäste rührten sich nicht, wagten kaum zu blinzeln. Luke, der neben ihm saß, starrte ihn voller Bewunderung an. Blackthorne legte ihm die Hand auf die Schulter. Luke ließ den Kopf hängen und starrte den Tisch an.
    »Wir haben die Verzweiflung gesehen, wir konnten das Elend von unserem Gefängnis aus beobachten. Wir konnten nur noch auf das Ende warten, in welcher Form es auch käme. Wir hungern, wir sind oft krank. Die Schwächsten wurden schon vor langer Zeit begraben. Frauen sind unfruchtbar, die Männer impotent. Die Eier unserer Hühner sind faul, das Vieh ist erkrankt. Die Milch, die es noch gibt, ist kaum der Rede wert. Wir schwinden langsam dahin, auch wenn wir vorgeben, dem wäre nicht so. Die Ungeheuer da draußen müssen nichts weiter tun als abwarten, bis wir sterben, aber tot nützen wir ihnen natürlich nichts, was? Und jetzt auf einmal taucht Ihr wie aus dem Nichts hier auf, und auf einen Schlag sind wir wie neugeboren. Wir können schon die Energie unseres Sieges spüren! Die Wahrheit ist aber leider, dass wir vier Magier und sieben Soldaten verloren haben, als wir Euch hereingeholt haben, und ich weiß nicht, ob Ihr als Retter kommt, oder nur, um uns vor dem Tod die letzten Gebete zu lesen.«
    Seine Augen schimmerten feucht.

    »Ich möchte so gern glauben, dass Ihr uns retten könnt. Könnt Ihr es wirklich?« Die letzten Worte waren nur noch ein heiseres Flüstern.
    Hirad sah sich am Tisch um. Auum, der es vermutlich nur bruchstückhaft verstanden hatte, aber die Stimmung erfasste. Thraun, der alles ohne äußerliche Regung aufgenommen hatte, im Geiste aber sicherlich den Wettlauf in Wolfsgestalt noch einmal durchging und von neuem den Albtraum vor Augen hatte. Denser, an dessen

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