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Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord

Titel: Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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kicherte. »Du hast ein langes Gedächtnis, alter Mann.«
    »Und ich weiß, wie sich die Welt dreht, Tessaya. Die Schwierigkeiten, vor denen du jetzt stehst, sind viel gefährlicher als alles, was dir bisher begegnet ist.«
    Tessaya zog skeptisch die Augenbrauen hoch. »Wirklich? Wie ist das möglich?«
    »Sage mir, ob du wirklich an die Kraft der Geister glaubst.«
    »Sie haben Einfluss auf das Herz und die Gedanken der Wesmen«, räumte er ein. »Sie sind weise und haben uns früher in schwierigen Zeiten geholfen.«
    »Und wenn sie nicht länger da wären, Mylord? Was dann?«
    »Dann müssten wir unseren Weg in dieser Welt ohne die Anleitung der Toten suchen«, sagte Tessaya nach kurzem Nachdenken.
    »Nein, Tessaya. Dann gäbe es keinen Weg mehr für uns. Die Dämonen würden ihn uns wegnehmen.«
    Tessaya lachte, obwohl er besorgt war. »Sie können uns nicht anrühren. Die Menschen im Osten sind schwach, und deren Seelen können sie mühelos nehmen. Unsere nicht.«
    Arnoan beugte sich vor und packte Tessaya fest am Arm. »Wir sind nur widerstandsfähig, weil die Geister uns schützen. Das weißt du doch.«
    »Sie werden uns immer schützen.« Tessaya starrte Arnoans Hand an. Der Schamane ließ nicht los.

    »Falls die Dämonen den Osten besiegen, können sie, ohne Gegenwehr fürchten zu müssen, im Westen oder Süden zuschlagen. Sie wollen von dieser Welt aus den Zugang zur Geisterwelt erlangen.«
    »Wie das?«
    »Ich weiß es nicht, aber die Geister glauben, sie werden ihn hier finden. Und wenn sie damit Erfolg haben, dann sind wir ihnen völlig ausgeliefert.«
    Tessaya schüttelte den Kopf. »Das ist verrückt. Wie können die Dämonen die Toten bedrohen? Die Hitze ist dir zu Kopfe gestiegen.«
    »Mag sein, Tessaya.« Arnoan ließ los und sank auf seinen Stuhl zurück. Die Weidenruten knarrten. »Schließlich bin ich auch nur ein alter Mann, der sich schon längst hätte zu ihnen gesellen sollen, nicht wahr?«
    »Vielleicht bist du das, aber so würde ich gewiss nicht denken, wenn deine Worte vernünftig klängen.«
    »Ich kann nicht mehr tun, als die Warnung weitergeben, die ich empfangen habe. Der Kontakt ist nie sehr gut, Tessaya, das weißt du doch.«
    Tessaya hob beide Hände. »Aber gehört es nicht zu den Aufgaben eines Schamanen, das Durcheinander zu entziffern, das er empfängt?«
    »Es ist ein Wunder, dass wir überhaupt etwas verstehen.«
    »Sage mir, was du sagen musst.«
    »Du musst dich vorbereiten, Lord Tessaya. Eine Schlacht steht bevor, und Hilfe wird aus unerwarteter Richtung kommen.«
    »Ist das alles?« Tessaya fuhr sich mit den Fingern durchs Haar.
    »Die Geister sind unruhig, Tessaya. Sie fürchten die Invasoren, und deshalb solltest auch du sie fürchten. Sie müssen
zurückgeworfen werden. Ich weiß nur, dass du in deinem Kampf nicht allein sein wirst.«
    In der folgenden Nacht fand Tessaya kaum Schlaf. Sein Kopf wurde von Visionen heimgesucht, die er nicht einmal ansatzweise verstand. Er wusste nicht, ob die Geister zu ihm sprachen, oder ob es sein eigenes Bewusstsein war, das Arnoans Worte immer wieder durchkaute. Als der Morgen kam, musste er zugeben, dass der Schamane ihn erschüttert hatte. Antworten hatte er allerdings keine.
    Er ging zum Tempel, um zu beten, ehe er in den Osten nach Xetesk zurückkehrte.
     
    Es war ein Anblick, den kein Drache jemals zu sehen geglaubt hätte. Weder Skoor noch Veret, Gost oder Stara. Am allerwenigsten die Kaan oder die Naik. Ein Anblick, bei dem den Alten der Atem feurig geworden wäre. Doch es geschah, und das direkte Gespräch konnte viel mehr ausrichten, als es jede Diplomatie vermocht hätte.
    Sha-Kaan und Yasal-Naik flogen Flügel an Flügel. Verbündet, obschon nicht befreundet. Sie hatten eine einfache Botschaft. Eine Bitte.
    Der Große Kaan sah es mit gemischten Gefühlen. Die Einstellung der Feindseligkeiten zwischen den beiden mächtigsten Bruten in Beshara war ein Triumph, doch er war immer noch äußerst unzufrieden. Ihm war klar, dass Yasal ganz ähnlich empfand. Beide hätten es vorgezogen, wenn der andere kapituliert hätte und ausgelöscht worden wäre. So war es bei Bruten, die Krieg führten.
    Doch hinter seiner tiefen Unzufriedenheit konnte Sha-Kaan auch das Gefühl nicht abschütteln, dass er eine Aufgabe von überwältigender Bedeutung auf sich genommen hatte. Eine Aufgabe, die, wenn er nur erfolgreich war, das Überleben der Drachen sicherte. Welche Bruten dann
über das bloße Überleben hinaus aufblühen würden, vermochte

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