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Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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Gepäck sechs Eier und auch weiteren Kaffee versteckt. Der Magus kramte trockene Kleider für mich hervor, und nach dem Frühstück legte ich mich hin und schlief ein. Die Sonne ging gerade auf.

Kapitel 9

    Ich verschlief den Tag; Sonnenlicht und blauer Himmel drangen gefiltert durch meine geschlossenen Augenlider. Nach einer kalten, nassen Nacht im Tempellabyrinth war die Sonne das Befriedigendste überhaupt, und ich erwachte nicht, bevor sie unterging. Ich träumte wieder von der Dame in der Kammer; ihr Haar wurde von einer Kette aus dunkelroten, in Gold gefassten Steinen aus der Stirn gehalten. Sie benutzte einen Schwanenfederkiel, um eine zweite Markierung neben meinen Namen zu setzen, und schien besorgt um mich zu sein. Ich wollte gerade fragen, wo der Tempel, der Altar und die Statue der Göttin wären, als Kaffeeduft mich weckte.
    Ich stöhnte, als ich wach wurde. Meine Augen waren noch geschlossen, als ich die Muskeln dehnte und die Arme über den Kopf reckte. Jemand stand über mich gebeugt, Sophos, wie ich annahm. Er setzte eine kleine Tasse Kaffee in meine ausgestreckte Hand.
    »Die Götter mögen dich segnen«, sagte ich zu ihm.
    »Gern geschehen«, erwiderte der Magus trocken. »Wenn du zurück im Lande der Lebenden bist, habe ich dir einige Fragen zu stellen.«
    Ich blickte finster drein und ließ mir Zeit mit dem Kaffee. Er war dickflüssig und süß, und ich war betrübt, als ich den Kaffeesatz am Boden der Tasse erreichte.
    Der Magus hatte viele Fragen. Doch zuerst bat er mich, meine Nacht im Tempel zu beschreiben. Ich schilderte ihm die Gänge, die aus dem massiven Fels herausgehauen waren und deren Wände sich neigten, um gewölbte Decken zu bilden. Ich erzählte ihm von der Falle, und wie ich mich beinahe selbst darin gefangen hätte. Ich erwähnte nicht, dass ich den Vorraum aus meinen Träumen kannte. Daran glaubte ich selbst nicht so recht. Nur zögernd berichtete ich ihm von dem Teich voller Knochen.
    »Wie viele Knochen?«, wollte er wissen.
    Leichenfledderer , dachte ich. »Die Schädel waren zerschmettert; ich habe Stücke von vieren oder fünfen gesehen, vielleicht auch mehr. Spielt das eine Rolle?«
    »Ich glaube, mein Vorgänger ist hierher gereist«, erklärte der Magus. »Aber soweit ich weiß, kam er allein. Die anderen Knochen müssen älter sein. Ich wünschte, ich wüsste…«, murmelte er.
    »Ihr wüsstet was?«
    »Warum ganze Expeditionen auf dem Weg zu diesem Ziel verschollen sind.«
    »Ich wünschte, ich wüsste«, sagte ich, »wie es kommt, dass die Knochen auf der Rückseite des Labyrinths aufgehäuft sind, während keine in der Falle vorn liegen.«
    Der Magus hob den Kopf, um mich anzusehen, und zog dann auch noch die Augenbrauen hoch. »Eine scharfsinnige Beobachtung«, sagte er. »Hat jemand sie dorthin gebracht?«
    Ich zuckte mit den Schultern. Ich wusste es nicht. Vielleicht war in den letzten fünfhundert Jahren jeder Dieb, der hierhergekommen war, so schlau wie ich gewesen, aber das konnte ich kaum glauben. Ich ließ den Blick über den Lagerplatz schweifen, und mir kam ein anderer Gedanke.
    »Wenn ich Ihr wäre, würde ich das Lager verlegen«, sagte ich.
    »Warum?«
    »Der Fluss macht hier eine Biegung. Wir sind genau gegenüber vom Wasserfall. Wenn das Wasser schneller zurückkäme als gestern, dann würde es über den Wasserfall hinausschießen und Euch mitschwemmen. Ihr, Pol und Sophos würdet über den Sandstreifen gespült werden und irgendwo flussabwärts landen. Wahrscheinlich ertrunken.«
    Der Magus nickte. »Wir werden umziehen. Iss etwas zu Abend.«
    Während ich aß, fragte ich Pol, ob er eine Schnur oder Zwirn hätte. Ich brauchte ein Stück, das länger als diejenigen war, die ich in den Taschen hatte. Nach dem Abendessen zog ich mir die Kleider aus der vorigen Nacht wieder an. Bis auf das Futter einer Tasche war alles in der Sonne getrocknet, während ich geschlafen hatte. Unmittelbar nach Mitternacht spritzte der Fluss in seinem Bett auf und verschwand dann. Es war beim zweiten Mal noch immer so magisch wie beim ersten. Ich wartete länger, bis mehr von dem Wasser aus dem Labyrinth verschwunden war, bevor ich die Schnur nahm, die Pol mir reichte, und in den Teich stieg.
    Ich schlüpfte durch die Steintür in der Klippe und fand einen meiner Schuhe. Er dümpelte in dem bisschen Wasser, das noch hinter der Tür gefangen war. Der andere Schuh war vom ablaufenden Wasser in einer Ecke des Vorraums zurückgelassen worden. Ich zog die Schuhe an und schnitt

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