Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)
sagte, ich hätte all ihre Pläne verdorben, weil er doch derjenige hätte sein sollen, der Euch rettet! Ich verstehe nicht, warum es eine Rolle spielt, dass stattdessen ich Euch befreit habe, obwohl ich nicht wusste, dass Ihr es wart, und das wusste ich nicht, wisst Ihr?«, sagte sie ernst. »Ich hatte keine Ahnung, dass Ihr es wart. Aber meine Mutter war zornig, und sie sagte, nun würde ich Euch doch nicht heiraten und Königin werden können, wie sie es mir versprochen hatten.«
»Wie sie es Euch was ?« Ich hob die Stimme, ohne es zu wollen.
Berrone wimmerte.
Ich tätschelte ihr den Rücken, während mir einiges klar wurde. Natürlich hatte Hanaktos gewollt, dass ich seine Tochter heiratete. Was für ein perfekter Plan: erst einen Aufstand gegen meinen Onkel anzetteln, mich entführen, um mich dann zu retten und seine praktischerweise schöne Tochter in meine Arme zu drängen, weil sicher jeder dankbare junge Mann gern bereit gewesen wäre, die einfältige Berrone zu heiraten. Was für ein Albtraum! Jetzt konnte ich mir vorstellen, was der Ursprung der Spannungen zwischen Akretenesh und Hanaktos in letzter Zeit gewesen war. Dem Meder wäre es lieber gewesen, auch Eddis unter die Knute des Kaiserreichs zu zwingen, aber Hanaktos hatte seine Tochter auf dem Thron sehen wollen.
Es war ein gerissener, schöner Plan. Wenn ich auch nur halbwegs mitgespielt hätte, hätten sie mir nicht einmal einen Regenten aufzwingen müssen. Ich hätte nach der Geburt meines Erben kein Jahr mehr gelebt. Eine plötzliche Erkrankung oder ein Jagdunfall, dann hätte Hanaktos die lange Regentschaft gehabt, von der er geträumt hatte, und ein Enkelkind, das den Thron erben würde. Der Meder hätte einen verlässlichen Verbündeten gehabt, weil er die Wahrheit gekannt hätte und Hanaktos damit nach Herzenslust hätte erpressen können. Ich nahm an, dass auch Comeneus einem vorzeitigen Tod entkommen war und dass sein Bruder enttäuscht sein würde.
»Meine Mutter sagt, dass Ihr mich nun, nachdem Ihr meinen Vater getötet habt, doch werdet heiraten müssen. Tut Ihr das?«
»Bei den Göttern, nein, Berrone.«
»Oh.«
Ich seufzte. »Es wird schon alles wieder gut, Berrone, das verspreche ich Euch. Ich werde dafür sorgen, dass Ihr weiterhin schöne Kleider bekommt, und wir holen Sylvie zurück.«
»Nein«, sagte Berrone entschieden.
Ich war verwirrt. »Nein?«
»Das sagen Männer immer zu Mädchen, die sie nicht heiraten wollen, und das weiß ich, weil Sylvie es mir gesagt hat …« Sie geriet schon wieder in Aufregung.
»Dass Männer Euch sagen werden, dass sie Sylvie für Euch suchen?«, fragte ich rasch, und sie ließ sich ablenken.
»Nei-ein«, sagte sie gedehnt. »Sylvie hat gesagt, dass sie mir schöne Kleider versprechen würden.«
»Gut, dann verspreche ich Euch keine schönen Kleider. Aber ich sorge dafür, dass Ihr Sylvie zurückbekommt. Sagt mir noch einmal, wer hat gesagt, dass Ihr Königin werden würdet?«
»Meine Mutter, sie …«
Ich unterbrach sie, bevor sie die ganze Litanei noch einmal wiederholen konnte. »Das ist alles, was ich wissen musste, Berrone. Danke.«
Ich schob Berrone zur Tür hinaus und winkte gleichzeitig Hanaktos’ Witwe herein. »Auf ein Wort, Baronin Hanaktia!«
Ich ließ meine Opfer in den größten Saal kommen und dort auf mich warten. Eines nach dem anderen ließ ich sie zu mir hereinrufen, aber dies waren andere Audienzen als die, die ich zuvor durchgestanden hatte, keine angespannten Gespräche, die sich nur im Kreis bewegten. Wenn ein Baron das Zimmer betrat, sah er Basrus an meiner einen Seite sitzen und Hanaktia auf der anderen, so furchterregend wie eine Sphinx aus einer Geschichte, die man sich am Feuer erzählte. Als ich die Nachricht erhielt, dass Akretenesh mich ebenfalls sprechen wollte, waren meine Pläne, was ich mit meinen Baronen anstellen würde, schon recht weit gediehen, und sie waren auf dem besten Weg, voll und ganz mitzuspielen.
Alles in allem war es keine fruchtbare Unterhaltung mit dem medischen Gesandten. Er weigerte sich, mir irgendetwas über seine Pläne mitzuteilen, was ich nicht schon wusste. Ich schlug vor, dass er vielleicht gern in einer Sänfte zum Hafen hinuntergebracht werden wollte, um seine eigenen Ärzte zu konsultieren, weil ich ihn aus dem Weg haben wollte. Er lehnte ab. Er sagte mir, dass es ihm lieber wäre zu warten, bis seine Armee zu ihm kam.
»Vielleicht kommt sie nicht«, sagte ich.
»Das werden wir ja sehen, nicht wahr?«, entgegnete
Weitere Kostenlose Bücher