Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)
hinaus, Basrus hinterher, »ist ein Okloi! Ihr könnt doch nicht wirklich vorhaben, ihn auszusenden, um einen Baron herbeizuzitieren!«
Als ob es hier und jetzt, da Sounis’ Geschichte womöglich von einem Strudel in den Abfluss gerissen wurde, noch eine Rolle gespielt hätte, ob Basrus Landbesitzer war und über Gesetzesangelegenheiten abstimmen durfte oder nicht!
»Ihr könnt doch nicht vorhaben anzudeuten, dass Ihr sein Wort …«
»Haltet den Mund«, befahl ich ihm, und er starrte mich fassungslos an. Ich starrte zurück; nicht der Junge, den er so herablassend behandelt hatte, nicht der unfähige Erbe meines Onkels, sondern ich, der König von Sounis. »Ich mag mich als König halten oder nicht, aber wenn ich eine Marionette der Meder bin, werde ich es zumindest wissen. Geht und fragt Euren Bruder, was er über Hanaktos’ Pläne weiß, und dann kommt zurück und berichtet mir, was er gesagt hat.«
Mit einer Handbewegung entließ ich sie alle; ich brauchte etwas Zeit allein, um nachzudenken. Sie rührten sich nicht. » Raus !«, brüllte ich, und das zeitigte größere Wirkung.
Nur mein Vater hielt stand. Er räusperte sich. »Die Waffenruhe ist gebrochen. Du brauchst Leibwächter.«
Er hatte recht. Nun würden Waffen aus Hunderten von Verstecken hervorgeholt werden, und bald würde jeder Baron auf sich gestellt sein.
Ich konnte nur meinem Vater und einigen wenigen anderen vollkommen vertrauen. Ich sagte zu ihm: »Unsere Männer werden hier unsere Leibwächter sein. Sorgst du dafür?« Er nickte. »Erzähl so vielen Leuten wie möglich, dass ich nichts vergebe und vergesse. Ich werde die Leute für ihre Taten zur Verantwortung ziehen, aber es wird in den nächsten Tagen die Gelegenheit geben, jede Verfehlung wiedergutzumachen. Sag das dem Rat. Alle sollen wissen, dass die Zukunft der Patronoi davon abhängt, dass sie mir dienen.«
Dann schickte ich ihn fort, um für mehr Wachen zu sorgen und der zerstörerischen Neigung meiner Barone, in Kurzsichtigkeit und Panik zu verfallen, Einhalt zu gebieten.
Ich ging auf und ab, bis Basrus mir Baron Statidoros brachte, der alles so schnell verriet, wie er die Worte nur hervorstoßen konnte.
Ich erfuhr Folgendes über die medische Armee: Es waren Fußsoldaten. Keine Reiterei. Sie waren in zehn Abteilungen zu je tausend Mann unter einem General und seinem Stellvertreter gegliedert. Ich kannte nicht alle vom Hörensagen, aber zumindest einer von ihnen trug einen Namen, der dem meines Gesandten sehr ähnelte, und mochte mit ihm verwandt sein. Ich konnte mir sicher sein, dass er nicht nur aus dienstlichen, sondern auch aus persönlichen Gründen sehr unzufrieden mit mir sein würde.
Obwohl Baron Statidoros versuchte aufzutrumpfen, war er verängstigt, und das aus gutem Grund. Er hatte nichts, was ich brauchte, und das wussten wir beide. Sein Landbesitz lag nicht in strategisch wichtiger Position. Er gebot nicht über viele Männer, und er hatte kein Vermögen, das ich mir hätte »leihen« können, um meinen Thron zu sichern.
Er behauptete steif und fest, Loyalist zu sein. Wenn er nur gewusst hätte, dass ich am Leben war, dass ich zurückkehren würde, und so weiter. Seine Beteuerungen wären vielleicht überzeugend gewesen, wenn er nicht früher in der Woche deutlich zum Ausdruck gebracht hätte, dass er Comeneus’ Mann war. Ich glaubte ihm keine Sekunde lang, dass er angenommen hätte, ich wäre tot.
Baron Xorcheus hatte den armen Statidoros als Bauernopfer vorgeschickt. Das wussten sowohl Statidoros als auch ich. Seine Aufgabe war es, mir gerade genug Informationen zu verschaffen, um gegen einige der niederrangigen Mitglieder von Hanaktos’ Verschwörung vorzugehen, aber ihre Anführer nicht zu verraten. Er würde die Verantwortung für die Verbrechen anderer übernehmen und dafür verurteilt werden. Ob er sich freiwillig gemeldet hatte, weil ihm eine Belohnung winkte, oder zwischen mir und einer Todesdrohung vonseiten seiner Verbündeten für den Fall seines Versagens in der Klemme saß, wusste ich nicht, und es war mir auch gleichgültig. Als ihm das klar wurde, wurde er noch ängstlicher und äußerte sich damit leider auch unzusammenhängender.
Ich hatte eine knapp bemessene Gnadenfrist, solange mein Gesandter sich Bleimunition aus der Schulter herausoperieren ließ. Meine Barone würden mit jedem Moment, der verging, besorgter und törichter werden, und es war sicher schon eine Botschaft zum Hafen Tas-Elisa unterwegs. Der Magus würde jeden Reisenden
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