Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)
weiter, der sie festhielt. Starke Hände packten mich und begannen, mich über den Boden zu schleifen. Ich holte Luft, um zu schreien, aber jemand hielt mir den Mund zu. Ich versuchte, die Hand, die mich am Rufen hinderte, zu beißen, aber ihr Besitzer drückte sie nur umso fester auf meinen Mund, so dass meine Lippen mir auf die Zähne gepresst wurden. Ich stemmte mich mit den Fersen auf den Boden und bäumte mich gegen die Männer auf, so dass wir alle gegen Timos prallten. Die Männer, die meine Arme festhielten, rissen mich wieder zurück.
Es dauert länger, davon zu erzählen, als es zu durchleben. Der ganze Saal war vor Erstaunen erstarrt, aber ich wusste, dass der Baron mich jeden Moment erkennen oder seinen Männern das Zeichen zum Angriff geben würde, während die Männer meines Vaters zögerten und auf das Signal warteten, und Timos hielt sich die Amphore immer noch vor die Brust gepresst, als sei sie sein verlorener guter Ruf. Ich warf mich wieder nach vorn und versuchte, ihn mit der Schulter zu rammen. Schließlich hob er die Amphore, um sie zu schützen, und ich trat ihn kräftig dorthin, wo es am meisten wehtat. Die Amphore fiel hin.
Sie zerbarst auf den Fliesen, und der Saal explodierte. Bänke stürzten um, Männer schrien. Die Stimme meines Vaters erhob sich über alle anderen, als er seinen Männern zurief, dass sie sich zum Vorhof durchkämpfen sollten. Die Hände, die mich festhielten, wurden schwächer, und ich riss mich los. Mein Vater war bald von seinen Männern umringt und begann, sich zu den Türen vorzuarbeiten. Im ganzen Saal kam es zu kleineren Kämpfen, aber das Überraschungsmoment lag nun nicht mehr auf Seiten des Barons, und genug Männer wussten, dass die Pferde bereitstanden. Sie hatten ein Ziel zu erreichen, statt standzuhalten und von Feinden umzingelt bis zum Tod zu kämpfen.
Ein Mann stürzte sich mit einem Messer auf mich, und ich versetzte ihm mit der gesammelten Kraft von tausend Schaufeln Erde einen Fausthieb ins Gesicht. Er verdrehte die Augen, als er langsam hintenüberfiel. Der arme Timos kauerte immer noch am Boden, und ich stieg über ihn hinweg, um einen anderen Mann an der Schulter zu packen und beiseitezustoßen. Vor mir stand jemand, den ich erkannte, Hanaktos’ Sohn Kimix. Ich rief seinen Namen, und als er verblüfft aufschaute, versetzte ich auch ihm einen Faustschlag.
Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der Kampf schon durch die Türen des großen Saals die Stufen hinunter in die Eingangshalle des Megarons verlagert. Ich beeilte mich, die anderen einzuholen, wich Messern aus und führte den ein oder anderen Hieb, wenn ich konnte, packte aber meine Gegner meist nur und stieß sie gegeneinander, um an ihnen vorbeizukommen.
Bis auf die Teilnehmer des Abendessens schien niemand in die ungastlichen Pläne des Barons eingeweiht zu sein. Die Wachen auf dem Vorhof wussten eindeutig nicht, auf wen sie schießen sollten. In dem ganzen Durcheinander kam es zu keinem geordneten Versuch, uns aufzuhalten. Seite an Seite rannten mein Vater und ich die Treppe hinab auf die wartenden Pferde zu. Ich riss einem erschrockenen Stallknecht die Zügel aus der Hand und schwang mich eilig in den Sattel. Die Hoftore standen noch immer offen. Ich wendete mein Pferd in ihre Richtung, als der Baron persönlich im Portikus über mir erschien. Unsere Blicke trafen sich, und im flackernden Licht erkannte er ganz genau, wer ich war. Er stürzte sich die Treppe hinab und stieß mich beinahe aus dem Sattel. Als das Pferd sich aufbäumte, ließ er sich fallen und rammte dem Tier unbarmherzig das lange Messer, das er trug, in den Bauch. Das Pferd wieherte, wankte auf den Hinterbeinen und stürzte schwer zu Boden. Ich rollte mich weg, kämpfte mich auf die Füße und rannte zum Tor. Hanaktos war mir dicht auf den Fersen. Die Tore waren zu weit entfernt, und hinter ihnen lag ohnehin kein Zufluchtsort, also wirbelte ich herum, um mich dem erzürnten Baron entgegenzustellen, der sein Messer in einem kurzen Augenblick des Triumphs hochreckte.
Mein Vater ritt ihn nieder. Die Schulter seines Pferds riss den Baron um, und die Hand meines Vaters lag bereits in meiner, bevor ich mir auch nur bewusst wurde, dass ich sie nach ihm ausgestreckt hatte, und dann zog er mich hinter sich in den Sattel. Pfeile und Armbrustbolzen prasselten auf die Steine um uns herum, als wir auf die Tore zusprengten, und dann erreichten wir die schützende Dunkelheit dahinter.
Wir verließen uns darauf, dass die Pferde sich an
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