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Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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uns zum anderen. Ich wusste nicht weiter. Ich konnte mich nicht an dem Soldaten vorbeischwindeln und ihn auch nicht unter Druck setzen, wie ich es mit Timos getan hatte. Ich konnte ihn angreifen, würde aber nicht gewinnen, und während wir kämpften, würde der Stalljunge davonlaufen und um Hilfe rufen.
    Das wusste auch der Soldat, und sein Lächeln wurde breiter. »Du kommst mit mir zum Hauptmann«, sagte er und nickte zum offenen Stalltor. Leise fluchend ging ich in die Richtung, in die er deutete. Als ich nach draußen kam, erhaschte ich einen Blick auf eine Bewegung im Dunkeln neben dem Türrahmen. Ich blieb wie erstarrt stehen und sagte über die Schulter zu dem Stalljungen: »Er wird schon früh genug von dir erfahren.«
    Der Soldat blieb ebenfalls stehen, wie ich es gehofft hatte, und wandte sich wieder dem Stalljungen zu, der seine Unschuld beteuerte, aber dennoch zurückwich. Der Soldat packte ihn beim Kragen und zerrte ihn mit durch den Türrahmen, wo Ochto, der sein Gesicht mit einem Tuch verhüllt hatte, dem Soldaten von hinten eins überzog und ihn wie einen Sack Erde zu Boden fallen ließ. Dirnes, der von der anderen Seite kam, war bis zur Hüfte nackt und hielt sein Hemd in den Händen. Er schlang es um den Kopf des Jungen. Ein gedämpfter Aufschrei ertönte, dann streckte Ochto auch den Stalljungen nieder.
    »Haben sie uns gesehen?«, fragte Dirnes ängstlich.
    Ochto schüttelte den Kopf. »Nimm seine Füße«, sagte er.
    Er und Dirnes trugen den Soldaten in die Futterkammer. Ich hob den Stalljungen, der nicht viel wog, allein hoch, während ich Ochto fragte, was im Namen alles Heiligen er da tat.
    »Wir helfen dir«, sagte Dirnes.
    »Warum?«
    Sie legten den Soldaten hin, und Ochto richtete sich auf, um mir in die Augen zu sehen. »Weil ich zwar nichts von Königen und Prinzen verstehe, aber Menschen kenne.«
    »Seid ihr verrückt ?«, fragte ich.
    Ochto zuckte mit den Schultern. »In ein paar Minuten muss ich hoch in die Küche gehen und dem Verwalter sagen, dass du verschwunden bist. Ich werde ihm erklären, dass ich, als du nicht zur Nacht hereingekommen bist, den Verdacht hatte, dass du weggelaufen wärst, und Dirnes ausgeschickt hätte, um festzustellen, ob dir im Schlachthaus übel geworden sei. Ich werde sagen, ich wäre ihm gefolgt, und wir wären zusammen zurückgekehrt, als wir nichts gefunden hätten. Ich glaube kaum, dass der Verwalter Nachforschungen anstellen wird.«
    Das würde er wirklich nicht tun. Ich hatte vergessen, dass der Verwalter dem Baron erst einmal würde gestehen müssen, dass er für seine Tochter Geheimnisse bewahrt hatte, wenn er melden wollte, dass ich verschwunden war. »Sagt ihm« – ich leckte mir die Lippen – »sagt ihm, Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.«
    »Sieh zu, dass du schnell einen anderen Stalljungen findest«, riet Ochto. Dirnes zog sein Hemd wieder über und nickte mir zu; dann drehten sich beide um, um zur Baracke zurückzukehren.
    »Kommt mit mir!«, rief ich ihnen nach.
    Sie hielten inne, während ich noch einmal darüber nachdachte. Ich würde die Nacht vielleicht nicht überleben, und niemand wusste von ihrer Verwicklung in die jüngsten Vorgänge. »Wenn ihr wollt«, setzte ich lahm hinzu.
    Dirnes winkte zum Abschied.
    »Du weißt, wo du uns findest«, sagte Ochto, und sie verschwanden in der Dunkelheit.
    So stöberte ich einen zweiten Stallknecht auf und sagte ihm, dass nach den Pferden verlangt würde; dann kehrte ich zurück in den Vorhof des Megarons und von dort in den großen Saal.
    Ich hatte meine Amphore geholt und begann wieder, Wein einzuschenken. Als ich meinen Vater erreichte, erzählte ich ihm von den Pferden und arbeitete mich dann weiter den Tisch entlang. Ich hatte erst den halben Weg zurückgelegt, als ich von einem Becher, den ich füllte, aufschaute und Timos in einer Tür gegenüber von mir stehen sah. Er wich zurück, aber ich war sicher, dass er mich bemerkt hatte. Ich konnte nichts tun, als zum nächsten Mann meines Vaters weiterzugehen, alle auszulassen, die dazwischen saßen, und zu hoffen, dass keiner der übergangenen Zecher mich zurückrufen würde.
    Ich sprach noch mit drei Soldaten meines Vaters, aber sie waren die letzten, weil Timos am Ende des Tisches auf mich wartete. Er hatte Hilfe geholt und war von mehreren kräftigen Lakaien flankiert. Ich ließ die Amphore fallen und hoffte, so den Kampf ausbrechen zu lassen, aber zu meiner Bestürzung fing einer der Lakaien sie auf. Er reichte sie dann an Timos

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