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Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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Fragen zu stellen.
    Eugenides blieb so distanziert wie seine Königin. Seine förmliche Maske schien unangreifbar zu sein, und Sounis suchte weiterhin ohne jeglichen Erfolg in der ausdruckslosen Miene des Königs nach einer Spur von seinem Freund.
    Aus vielerlei Gründen waren Sounis seine ruhigeren Spaziergänge mit Eddis lieber. Sie hatten weniger Begleiter: Ihre Hofdamen und einer der Kammerherren des Königs folgten ihnen in einigem Abstand. Zunächst ähnelten die Gespräche denen mit Attolia. Eddis war ein willkommener Anker in seinem unsicheren Segeln über die Meere der Politik, und er bat neben dem Magus auch sie um Rat. Gelegentlich schloss der Magus sich ihnen an, aber im Laufe der Tage ließ er sich immer häufiger entschuldigen und ließ Sounis und Eddis miteinander allein.
    Es kam Sounis so vor, als ob er, wenn er nicht gerade über einen Zins oder Waren verhandelte oder im Garten spazieren ging, widerwillig im Licht eines Fensters stand, während ihm Kleider angemessen wurden. Die niemals endenden Anproben hätten ihm nichts ausgemacht, wenn er dabei hätte essen können, aber die Schneider behaupteten hartnäckig, dass es ihre Arbeit zunichtemachen würde, wenn er die Arme hob. Wenn die Anproben schon lästig waren, so wirkten die Kleider, als sie einzutreffen begannen, erschreckend teuer.
    Nach dem dritten Anzug des Tages rief er nach dem Magus. Er beugte sich von dem filzbespannten Holzblock hinunter, auf dem er stand, und sagte dem Magus leise ins Ohr: »Brauche ich wirklich so viel Spitze? Und wie bezahlen wir das alles?«
    Die Schneider hielten in ihrer Arbeit inne wie unter einem Zauberbann, die Nadeln erhoben, die Lippen geschürzt. Der Kammerherr des Königs, der an jenem Tag Dienst hatte, war Ion; er stand geduldig in einer Ecke. Er räusperte sich höflich und sagte: »Die Garderobe Seiner Majestät ist ein Geschenk meines Königs.«
    Seufzend gingen die Schneider wieder an die Arbeit. »Attolis ist überaus großzügig«, murmelten sie.
    »In der Tat«, sagte Sounis und dachte, dass diese Aufmerksamkeit, die hübschem Tand galt, bisher der einzige Hinweis auf den alten Eugenides war. Als die Schneider fertig waren und ihre sorgsam markierten Stoffstücke abgenommen hatten, reckte er sich und stieg von dem Holzpodest hinunter.
    »Euer Majestät?«, sagte der Schneider entschuldigend.
    Sounis war auf dem Weg zurück zu den geliehenen Kleidern gewesen, die er tragen sollte, bis seine eigenen geschneidert waren. »Du sagtest doch, das wäre der letzte Anzug gewesen?«
    Der Schneider verneigte sich. »Wir müssen noch die Uniformen anpassen.«
    Sounis seufzte, als er wieder hinaufstieg; er hatte den Verdacht, dass der König von Attolia ihn foltern ließ.
    »Irre ich mich«, fragte Sounis eines Abends, als er mit Eddis spazieren ging, »wenn ich annehme, dass ich mit dir spreche, du mit Gen sprichst, Gen mit Attolia spricht und Attolia mit dem Magus, der wiederum mit mir spricht?«
    Eddis lachte. »Nicht immer. Manchmal tritt auch jemand, wie in diesem Fall, an meinen eddisischen Botschafter hier in Attolia, Ornon, heran, und er spricht mit mir, ich spreche mit dir, du sprichst mit Attolia, Attolia spricht mit Gen, und er spricht mit mir.«
    »Wie ich sehe, tauchst du in der Abfolge zwei Mal auf.«
    »Oh, noch häufiger, denn wenn Gen erst mit mir gesprochen hat, kehrt der Vorgang sich um. Er geht wieder zu Attolia, die mit dir spricht, du gehst zum Magus, der die Informationen an mich weitergibt, während ich sie Ornon gebe, der sie an den weiterträgt, der diesen besonderen politischen Stein ursprünglich ins Rollen gebracht hat.« Sie hielt außer Atem, aber lächelnd inne.
    Sie hatten über die Neutralen Inseln gesprochen, die verstreuten Inselstaaten, die vor den Küsten von Sounis, Eddis und Attolia verteilt lagen. Die meisten Inseln des Archipels wechselten regelmäßig zwischen Sounis und Attolia hin und her, aber einige hatten ihre Unabhängigkeit von beiden Mächten errungen und bewahrten sie sich, indem sie sich umsichtig neutral verhielten.
    Mit Ausnahme einiger weniger, die sehr nahe an der sounisischen Küste lagen, waren alle Inseln bis auf die neutralen in Attolias Hand. Als Sounis’ Barone gegen ihn den Aufstand geprobt hatten, hatte die sounisische Flotte sich in Zank und Unordnung aufgelöst. Der Kern der Flotte von Sounis gehörte zwar der Krone, aber alle übrigen Schiffe waren im Besitz einzelner Barone und wurden von ihnen unterhalten; sie hatten sie in ihre Heimathäfen

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