Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)
führen würde, lächerlich zu machen. Die Truppenstärke, die der König von Attolia ihm anbot, klang erbärmlich gering, weit geringer, als Sounis erwartet hatte. Er sah den Magus an, um festzustellen, ob auch er verwundert war, aber der Magus betrachtete seine Hände. Sounis sah Attolia an, aber sie starrte nur zurück. Zweifellos hatte sie ihre eigenen Aufständischen mit zehn Mann und einem Federmesser bezwungen.
Eugenides sagte: »Dies sind die Eddisier, die friedensstiftend auf ganz Attolia eingewirkt haben, seit ich Attolis geworden bin. Sie sind die besten Söldner von Eddis, und wir werden Eddis Gold für sie bezahlen. Hinzu kommen die besten unserer attolischen Truppen. Wir können keine Artillerie mitschicken, und Ihr könntet sie ohnehin nicht einsetzen. Sie würde Euch nur langsamer machen. Wir vertrauen darauf, dass die Meder nicht auf unserer Türschwelle erscheinen werden, während Ihr unsere Soldaten bei Euch habt, und dass Baron Erondites sich nicht in unserem Hof erheben wird, bevor Ihr sie zurückgegeben habt. Wir werden sie wieder brauchen«, schloss er.
Eddis sah schweigend zu. Sie erkannte, dass Sounis entsetzt war, aber es gab kaum etwas Hilfreiches, was sie hätte sagen können. Die Truppenstärke war gering und die Herausforderung, vor der er stand, gewaltig.
»Es ist genauso wahrscheinlich, dass die Meder auf meiner Türschwelle erscheinen werden«, sagte Sounis. »Was dann?«
Attolia erklärte: »In beiden Fällen hätten wir es mit einer Invasion zu tun, die die Größeren Mächte des Kontinents nicht übersehen können, und wir müssen alle unser Bestes tun. Es ist am wahrscheinlichsten, dass die Meder an unserer Küste landen, statt um uns herumzusegeln, um an Eurer zu landen. Überdies würde jeder Angriff ihrerseits ihre Pläne enthüllen, Sounis zu erobern, statt sich mit ihm zu verbünden, und das würde Eure Position als König stärken – wenn Ihr Eure Barone denn erst davon überzeugt hättet, dass Ihr König seid. Ihr dürft nicht das Risiko eingehen, als Anführer einer attolischen Invasion wahrgenommen zu werden. Wir haben ohnehin nicht genügend Soldaten dafür, aber aus strategischer Sicht würde eine überwältigende Truppenstärke Euch zu einem geringeren König machen, nicht zu einem größeren.«
Später befahl Eugenides Sounis eher in seine Gemächer, als dass er ihn dorthin gebeten hätte. Sie sollten ein privates Gespräch führen, zumindest so privat, wie irgendetwas in dem übervölkerten Palast sein konnte. Mürrisch wie ein Schuljunge folgte Sounis einem Kammerherrn zu der Verabredung, nur um die Tür des Schlafzimmers verschlossen zu finden, als er in der Wachstube der königlichen Gemächer eintraf. Mit wachsender Verärgerung wartete Sounis. Die gut gekleideten Gardisten sahen anderswohin, aber die Kammerherren musterten ihn mit einem Ausdruck, den er für versteckte Erheiterung hielt. Er biss die Zähne zusammen und starrte sie seinerseits einen nach dem anderen an. Sie alle fanden etwas anderes, was sie ansehen konnten, bis auf Ion, der lächelte, sich verneigte und fragte, ob der König von Sounis eine Erfrischung wünsche. Sounis war hungrig, aber er lehnte ab, als er sah, dass die Tür zu Eugenides’ Schlafgemach aufschwang.
Zwei Männer schritten durch die offene Tür und quer durch die Wachstube. Einer war Galen, der Leibarzt der Königin von Eddis. Den anderen kannte Sounis nicht, schloss aber aus seiner grünen Schärpe, dass er bei Eugenides den gleichen Posten bekleidete. Beide gingen im steifbeinigen Schritt der bitter Gekränkten, und Sounis vermied es argwöhnisch, Galen zu grüßen, obwohl er ihm in Eddis mehrfach begegnet war.
»Euer Majestät?«, sagte Hilarion von der Tür her und winkte Sounis in das Zimmer, in dem Eugenides wartete. Der König von Attolia saß wieder auf der gepolsterten Bank. Er nickte Sounis zu, sich auf einem Stuhl niederzulassen, der in die Nähe gerückt worden war. Seine Miene war so unnahbar wie immer, und Sounis beschloss, nicht zu fragen, was Galen so verärgert hatte. Solange Gen unpersönlich blieb, hatte Sounis vor, dasselbe zu tun.
Eugenides’ Kammerherren kamen und gingen, während er und Sounis sich unterhielten, aber Gen ignorierte sie, als existierten sie überhaupt nicht. Sounis verstand den Wink und tat es ihm gleich. Wenn er gehofft hatte, dass man ihm versichern würde, dass er seine rebellischen Barone schon in den Griff bekommen würde, wurde Sounis enttäuscht. Er und Eugenides
Weitere Kostenlose Bücher