Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)
noch, aber sie werden sich einen ungerechtfertigten Angriff nicht bieten lassen, und Euer Kaiser ist noch nicht dazu bereit. Der Kontinent würde mir zu Hilfe kommen, bevor seine Kriegsvorbereitungen abgeschlossen wären, und all seine Pläne durchkreuzen.«
»Glaubt Ihr das? Zählt Ihr darauf?«, fragte Akretenesh. Er war zurückgewichen und hatte beinahe die Doppeltür erreicht, die unter die Bühne führte.
»Ja.«
»Nun gut«, sagte der Gesandte. »Das werden wir ja sehen, nicht wahr?« Er riss die Tür auf und enthüllte Soldaten, die mit Armbrüsten bewaffnet waren.
Dann drehte er sich wieder zu mir um und rief: »Tö…«
Ich schoss auch auf ihn.
Wenn Akretenesh bei Bewusstsein gewesen wäre, hätte es ihn enttäuscht, mit ansehen zu müssen, wie seine Meuchelmörder von hinter mir abgeschossenen Armbrustbolzen durchbohrt wurden, bevor sie selbst auch nur einen Schuss abgeben konnten. Anscheinend war an jenem Tag eine Unzahl von Leuten bereit, gegen die geheiligte Waffenruhe in Elisa zu verstoßen.
Ich wirbelte herum, aber die Armbrustschützen müssen in den Büschen auf den Hängen über dem Amphitheater verborgen gewesen sein; ich sah niemanden.
Irgendjemand rief von den terrassenförmig angeordneten Sitzen aus: »Es lebe der Löwe von Sounis!«, und im Amphitheater brandete Beifall auf. Es folgten viel Schulterklopfen und Jubelrufe, als hätten meine Barone alles von Anfang an so geplant.
Ich jubelte nicht. Ich betrachtete den Gesandten. Tote Gesandte sind etwas sehr Unschönes, und ich näherte mich seinem Körper mit einiger Besorgnis.
Den Göttern sei Dank war die neue Pistole, obwohl ich mit der rechten Hand besser als mit der linken ziele, etwas zur Seite ausgebrochen. Ich hatte noch nie damit geübt, und so hatte ich Akretenesh nur gestreift. Er hatte die Augen bereits geöffnet. Ich beugte mich über ihn, um ihn genau anzusehen. Ich nahm an, dass ich noch nicht einmal seinen Oberarmknochen getroffen hatte, aber ich konnte mir nicht sicher sein. Um mich bildete sich eine Menschenmenge; mein Vater, seine Männer und andere Barone näherten sich.
»Der Magus?«, fragte ich drängend.
»Ist hier, wie du gewünscht hast«, sagte mein Vater, und ich seufzte erleichtert.
»Bring Akretenesh in seine Gemächer und hol ihm einen Arzt«, sagte ich zu meinem Vater.
Ich drehte mich um, um zu befehlen, die Leichen wegzuschaffen, aber Akreteneshs schwache Stimme rief mich zurück.
»Euer Majestät«, sagte er.
»Ja?«, erwiderte ich, so höflich wie stets.
Akretenesh sah für jemanden, der mit einer Schusswunde weggetragen wurde, bemerkenswert selbstgefällig drein. »Ich hätte gedacht, dass ich Eure Barone würde überreden können, sich darauf einzulassen, Euch durch jemanden zu ersetzen, der mehr nach meinem Geschmack gewesen wäre. Wie schade, dass das nicht geht – noch nicht. Was wollt Ihr gegen meine Männer unternehmen, die gewiss sehr bald die Straße vom Hafen her entlangmarschiert kommen werden?«
»Ich wusste, dass Ihr hören würdet, dass ich nach Brimedius kommen wollte. Ich wusste, dass Ihr mich unterwegs angreifen würdet, und ich habe dafür gesorgt, dass die Attolier und Eddisier sich zerstreuen und einen Rückzug vortäuschen würden«, sagte ich, ebenfalls ziemlich selbstgefällig. »Sie sind in kleinen Trupps hierher vorgestoßen, um sich in den Hügeln zu verstecken, lange bevor irgendjemand auch nur daran gedacht hätte, nach ihnen Ausschau zu halten. Mein Magus hat meinen Vater aufgesucht, um ihm das zu erklären, und ist mit ihm vom Pass nach Melenze hergekommen.«
Ich war in der Hoffnung in Brimedius geblieben, ihnen Zeit zu verschaffen, in den Hügeln Deckung zu suchen. Dann hatte ich die Gespräche in Elisa so schnell hinter mich gebracht, wie ich nur irgend gekonnt hatte. Eine Armee kann sich schließlich nicht unbegrenzt lange verstecken, von Nüssen und Dörrfleisch leben und doch noch kämpfen, wenn sie gebraucht wird. Die List hätte nirgendwo sonst funktioniert, nur im heiligen Bezirk, wo die Wälder unbewohnt sind.
»Der Magus befindet sich mit den Attoliern und Eddisiern oberhalb der Straße nach Tas-Elisa. Sie werden Eure tausend Soldaten mühelos zurückschlagen.«
»Aaah«, sagte Akretenesh, halb wissend, halb vor Schmerz. »Aber es sind keine tausend Soldaten. Es sind eher zehntausend an der Zahl.«
Mein höflicher Gesichtsausdruck erstarrte. »Zehntausend?«
»Ja, sie sind in den letzten paar Tagen per Schiff hergekommen.«
Kein Wunder, dass der
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