Die Leibwächterin (German Edition)
Diesmal genügte es, die Hand zu heben, zuzuschlagen brauchte ich nicht. Ich drückte die Einsertaste. Es stimmte natürlich, dass Trankow eventuell misstrauisch wurde, wenn sein Boss plötzlich englisch mit ihm sprach. Aber das Risiko musste ich eingehen.
«Hallo, Juri. Walentin hier. Sami behauptet, du hättest eine Frau ins Haus gebracht. Ist das auch ein Geburtstagsgeschenk für mich?»
«Sami hat mir gesagt, ich dürfte dich nicht stören, du hättest Wichtigeres zu tun, als mit der Abgeordneten Lehmusvuo zu reden.»
«Die Lehmusvuo ist also hier?»
«In der Sauna. Sie schläft … das heißt, ich habe sie betäubt.»
«Was zum Teufel …!»
«Du hast mir doch aufgetragen, sie zu holen, wenn die Leibwächterin nicht bei ihr ist. Heute ist sie endlich mal allein nach Hause gefahren. Ich bin ihr den ganzen Tag gefolgt, von der Wahlbude zum Busbahnhof in Helsinki. Den Bus habe ich schon vor Kirkkonummi eingeholt. Dort hat sie an der Busstation ein Taxi nach Hause genommen, es dann aber weggeschickt. Ich habe im Auto vor ihrem Haus gewartet, und als sie zwanzig Minuten später wieder rauskam, habe ich sie in den Wagen gezogen und ihr eine Spritze gegeben. In ein paar Stunden kommt sie wieder zu sich, dann kannst du mit ihr reden.»
Ich konnte nur hoffen, dass Trankow das Betäubungsmittel richtig dosiert hatte. Wenn Helena tatsächlich in zwei Stunden zu Bewusstsein kam, würde ihr jedenfalls verdammt übel sein. Ich gab Paskewitsch mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass er seine Zustimmung geben sollte.
«Ist gut. Ich ruf dich dann an», knurrte er. «Vorläufig will ich nicht gestört werden!» Sobald er ausgesprochen hatte, schaltete ich das Handy ab.
«Du hast doch behauptet, mit Frau Lehmusvuo nur in aller Freundschaft plaudern zu wollen. Warum dann die Entführung und die K.-o.-Tropfen?»
«Offenbar sind Juri die Gäule durchgegangen. Die Abgeordnete Lehmusvuo vertraut mir nicht. Ich habe ihr mehrmals ein Treffen vorgeschlagen, aber sie hat gesagt, mit einem Mörder wolle sie nicht reden. Sie glaubt auch, ich hätte Anita umbringen lassen, aber das ist nicht wahr! Ich habe Anita doch bewundert. Nicht jede Frau schafft es, mich hinters Licht zu führen.» Paskewitsch wurde rot, offenbar ging ihm gerade auf, dass er auch mir auf den Leim gekrochen war. «Glaub mir doch, wer immer du bist. Suzy ist natürlich nicht dein richtiger Name.»
«Schlaues Kerlchen! Wenn du Anita nicht umgebracht hast, wer war es dann?»
«Na, dein Arbeitgeber!»
Sekundenlang fragte ich mich, ob er Helena meinte, doch dann ging mir ein Licht auf.
«Was glaubst du denn, für wen ich arbeite?»
«Nun hör schon auf. Für Boris Wasiljewitsch Wasiljew natürlich. Und du weißt genau, dass er seine Killer auf Anita angesetzt hat, weil sie erfahren hatte, dass Usko Syrjänen, der ihr Hiidenniemi abjagen wollte, in Wahrheit Wasiljews Strohmann ist. Ich selbst habe es erst vor kurzem gehört … Und ich weiß praktisch nichts weiter», fügte Paskewitsch hastig hinzu. «Du kannst Wasiljew ausrichten, dass ich den Mund halten werde. Ich lege großen Wert auf mein Leben und meine Gesundheit. Auch der Lehmusvuo erzähle ich nichts. Ich treffe sie nicht einmal. Ihr könnt sie haben, und ich werde nie verraten, wie ihr sie in die Finger gekriegt habt. Juri bekommt Schweigegeld von mir.»
Verflixt. Er drängte mir Helena geradezu auf. Ich konnte sie also einfach mitnehmen und brauchte nicht zu befürchten, dass Paskewitsch ihr oder mir jemals wieder gefährlich werden würde. Vor Wasiljew schien selbst ein Paskewitsch Angst zu haben. Aber wenn ich sofort mit Helena verschwand, würde ich nicht erfahren, wer dieser Wasiljew eigentlich war und weshalb er einen Strohmann vorgeschoben hatte, um Hiidenniemi zu bekommen.
«Anita hat lange geglaubt, ich wäre Wasiljews Verbündeter. Schade, dass sie so kleinlich war, sich über belanglose Frauengeschichten aufzuregen. Ein Mann hat nun mal gewisse Bedürfnisse, aber Anita und ich waren ein gutes Gespann. Gemeinsam hätten wir im Immobiliengeschäft ganz nach oben kommen können. Als ich von ihrem Tod erfuhr, habe ich ehrlich getrauert. Ich habe vor der Ikone der Mutter Gottes Kerzen angezündet und für Anitas Seele gebetet.»
«Du behauptest, nichts von Wasiljews Geschäften zu wissen, scheinst aber doch recht gut informiert zu sein. Für unsere Operationen bist du wahrscheinlich nur schädlich. Wenn du solche Sehnsucht nach der Nuutinen hast, freust du dich bestimmt, sie bald
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