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Die Leibwächterin (German Edition)

Die Leibwächterin (German Edition)

Titel: Die Leibwächterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Wasiljew eine Märchengestalt und Hiidenniemi eine Ausrede. Aber Helenas Entführung passte nicht in dieses simple Schema. Gerade weil sie behauptete, die Moskauer Miliz habe den Mord an Anita dem Falschen in die Schuhe geschoben und der wahre Täter sei Paskewitsch, hätte er sich von ihr fernhalten müssen. Eine Abgeordnete verschwinden zu lassen war keine Bagatelle, und die Polizei konnte man in diesem Land nicht kaufen. Wie wollte Paskewitsch verhindern, dass Helena im Anschluss an die kleine Plauderstunde zur Polizei ging? Gewisse Drogen oder eine große Menge Alkohol konnten viele Stunden aus dem Gedächtnis eines Menschen tilgen, und doch würde Paskewitsch ein ziemliches Risiko eingehen. Wenn allerdings Trankow seine eigenen Pläne verfolgte, sah die Sache anders aus.
    Ich durfte keinesfalls zugeben, dass ich keine Unterstützung hatte, sondern völlig allein operierte. Früher oder später würden Paskewitschs Leute ihrem Boss zu Hilfe kommen. Und ich war nicht die taffe Frau, die ich spielte. Sosehr ich mich bemühte, die Gene meines Vaters heraufzubeschwören, die Killerin in mir konnte ich nicht entdecken. Zumindest war ich nicht fähig, einen gefesselten Mann zu erschießen.
    «Warum hat Wasiljew beim Kauf von Hiidenniemi Usko Syrjänen vorgeschoben? Weshalb wollte er das Grundstück? Wieso konnte er nicht selbst als Käufer auftreten? Erzähl es mir, Walentin! Ich will wissen, ob du richtig geraten hast oder ob du so unwissend bist wie Väterchen Frost.»
    «Alles weiß ich nicht, aber es hat mit Energie zu tun, mit der geplanten Erdgas-Pipeline. Wasiljew ist durch Öl reich geworden, und die Pipeline würde seinen Profit schmälern. Ihm schmeckt das Projekt nicht, aber das kann er nicht laut sagen, weil die russische Führung es unterstützt. Ihr Finnen seid vollkommen abhängig von der russischen Energie.» Paskewitsch schwitzte wieder; wahrscheinlich fürchtete er, dass ich ihn erschießen würde, wenn er zu viel wusste, dass ihm dasselbe Schicksal aber auch drohte, wenn er sich unwissender gab, als er war.
    «Ich weiß, dass Wasiljew genug Geld hat, um jeden Beliebigen zu kaufen. Die Gehälter der finnischen Politiker sind lachhaft niedrig, und ihre Nebeneinkünfte werden kontrolliert. Ich wollte die Lehmusvuo fragen, warum sie gegen die Pipeline ist. Vielleicht steht sie ja doch in Wasiljews Diensten. Perfekt getarnt als Abgeordnete einer idealistischen Partei. Es wäre nicht das erste Mal, dass eine falsche Identität aufgebaut wurde. Ich habe meine Jugendjahre im kommunistischen Russland verbracht, wo man nie wusste, wer ein Spion war. Wasiljew hat ja auch bei Europol seinen eigenen Mann. Der hat eine Weile für mich gearbeitet, dann aber gekündigt. Wahrscheinlich war ich nicht interessant genug.»
    Mir blieb fast das Herz stehen. Wasiljews Mann bei Europol, jemand, der auch in Paskewitschs Dienst gestanden hatte.
    «Du meinst David Stahl? Ist der Finnlandschwede so durchsichtig, dass selbst ein Knilch wie du merkt, wer er in Wahrheit ist? Das muss ich Wasiljew erzählen.»
    «Anita hat es mir gesagt, bei unserem letzten Treffen. Wir hätten so ein gutes Paar abgegeben …» Wieder standen Paskewitsch Tränen in den Augen. Ich konnte mich nur mühsam beherrschen, ihm nicht in die Eier zu treten. Ich spürte schwarzen, eiskalten Hass, doch ich musste mich darauf konzentrieren, Paskewitsch so viele Informationen zu entlocken wie nur möglich.
    «Und Usko Syrjänen? Was hat der mit Wasiljew zu tun?»
    «Die beiden sind Geschäftspartner. Wasiljew ist mit seiner Firma Teilhaber bei Syrjänens neuestem Einkaufsparadies. Weißt du, wie viel Energie diese kombinierten Badeparadiese und Einkaufszentren verschlingen? Ein großer Teil von Syrjänens Umsatz geht dafür drauf. Ich nehme an, dass Wasiljew ihm verbilligtes Öl liefert.»
    «Wie zum Teufel hast du das erfahren!» Ich brüllte so laut, dass Paskewitsch aufwinselte. Es lohnte sich tatsächlich, ihn in dem Glauben zu lassen, dass ich zu Wasiljews Leuten gehörte. Zudem hatte ich jetzt das Gefühl, doch Killereigenschaften zu besitzen.
    «Anita hat es mir erzählt», schluchzte Paskewitsch. «Sie hatte herausgefunden, dass Syrjänen und Wasiljew Geschäftspartner sind. Ich wollte wissen, ob die finnische Regierung darüber informiert ist. Eine Gefährdung der Pipeline liegt weder im Interesse Finnlands noch Russlands. Es ging mir lediglich darum, meinem Land einen Dienst zu erweisen.»
    «Woraufhin man bei deinen Unterschlagungen und

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