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Die Leibwächterin (German Edition)

Die Leibwächterin (German Edition)

Titel: Die Leibwächterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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florierendes Restaurant und ihren Status als populäre Fernsehköchin aufgab, um für irgendwelche Hungerleider Antilopen zu kochen.
    Am letzten Abend im Chez Monique bewirtete Monika ihre Stammgäste, darunter auch Anita Nuutinen. Während des Essens hatte Anita gefragt, ob Monika denn keine Angst habe, nach Mosambik zu gehen. Sie selbst fürchte sich schon, wenn sie allein nach Moskau und Sankt Petersburg reise.
    «Brauchen Sie vielleicht eine Leibwächterin? Da könnte ich Ihnen jemanden empfehlen», fragte Monika zurück, und so kam ich zu meiner Stelle bei Anita. Bei ihr konnte von Idealismus keine Rede sein. Sie hatte nur ein einziges Ziel: möglichst viel Geld zu verdienen. In gewisser Weise war der Umgang mit Menschen ihrer Art leicht. In der Hoffnung auf Profit ging Anita Risiken ein, doch dabei handelte es sich um Investitionsrisiken. Vor körperlichen Gefahren jedoch schützte sie sich, so gut sie konnte. Wie in aller Welt hatte man sie zur Metrostation Frunzenskaja gelockt, in eine Gegend, in der sie nie zuvor gewesen war?
    Lange würde ich der Polizei nicht mehr aus dem Weg gehen können, ohne meine Lizenz zu gefährden. Ich war verpflichtet, mit den Ermittlungsbehörden zusammenzuarbeiten. Wenn ich nur irgendeine Erinnerung an das hätte, was passiert war, nachdem ich die Bar Swoboda verlassen hatte! Nach wie vor sah ich nur eine graue, undurchdringliche Stahltür mit einem kleinen Guckloch. Hatte dahinter ein Wärter gestanden, der alles beobachtete, was auf der Straße vor sich ging? Würde er der Polizei bestätigen können, dass ich weggegangen war, ohne Anita zu begegnen? Oder würde er etwas ganz anderes aussagen?
    Ich musste mich wieder auf meinen Atem konzentrieren, um nicht in Panik zu geraten. Nachdem ich mich beruhigt hatte, dachte ich darüber nach, was für Alternativen ich hatte. Ich beschloss, noch etwas länger in Hevonpersiinsaari zu bleiben und darauf zu hoffen, dass sich Erinnerungen einstellten. Gleichzeitig wollte ich prüfen, wie ich mit Paskewitsch in Kontakt kommen konnte. Ich wusste nicht, wie gründlich die Moskauer Miliz den Mord an Anita untersuchen würde. Eigentlich war es seltsam, dass ich telefonisch bedroht worden war. Diese Drohung war schließlich ein konkreter Beweis dafür, dass Anita keinem gewöhnlichen Raubmord zum Opfer gefallen war. War Paskewitsch so arrogant zu glauben, ich würde mich in meinem Bau verkriechen wie ein verwundeter Luchs?
    Nun bereute ich, die telefonische Drohung gelöscht zu haben. Zwar hatte ich sie im Wortlaut notiert und gespeichert, doch das war als Beweis nichts wert.
    Ich brauchte jetzt einen klaren Kopf, und da war Bewegung die beste Medizin. Also zog ich die lange Sporthose und das Jogginghemd an. Meine Joggingschuhe hatte ich nicht dabei, die normalen Turnschuhe mussten genügen. Das Springseil trug ich immer bei mir, es wog nicht viel und eignete sich im Notfall auch dazu, jemanden zu fesseln. Als Erstes ging ich in den Schuppen und vergewisserte mich, dass Hakkarainen die alten Scheibenstangen von Onkel Jari nicht etwa weggeworfen hatte. Sie waren noch da, ebenso die Hanteln und die leicht fragwürdige Beinpresse, die mein Onkel selbst gebastelt hatte. Er hatte sogar bei hartem Frost regelmäßig Gewichte gestemmt. Jetzt war es noch warm, das Thermometer zeigte fünfzehn Grad. Ich wärmte mich mit Seilspringen auf und plagte mich dann mit den Gewichten ab. Für den Anfang legte ich auf beiden Seiten nur zehn Kilo auf. Die Technik des Bizepscurls hatte ich schon als Zehnjährige beherrscht.
    Onkel Jari war als junger Mann auf Bezirksebene ein guter Gewichtheber gewesen, doch seine Karriere war daran gescheitert, dass er keinen Kampfgeist besaß. Diesen Mangel hatte ich nicht geerbt. Bei der Armee hatte es mir Spaß gemacht, mir gelegentlich zu meinem eigenen noch den Tornister eines Kameraden aufzuladen und den Männern zu zeigen, wo das Huhn pinkelt, und an der Sicherheitsakademie in Queens hatte ich unbedingt die stärkste Frau des Lehrgangs sein wollen, auch wenn das mitunter zu Verletzungen geführt hatte. Unter anderem hatte ich zu Trainingszwecken zwei achtzig Kilo schwere Männer gleichzeitig huckepack genommen, worüber Mike Virtue schallend gelacht hatte.
    Über die aktuelle Situation hätte er nicht gelacht. Mike wäre außer sich, wenn er wüsste, was ich angerichtet hatte. Wahrscheinlich hätte er mich aufgefordert, mein Abschlusszeugnis zurückzugeben. Meine Bewegungen wurden langsamer, ich spürte die Anstrengung

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