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Die Leibwächterin (German Edition)

Die Leibwächterin (German Edition)

Titel: Die Leibwächterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Dinge tun, die er bei klarem Kopf nie tun würde. Ich war bereits wütend auf Anita gewesen, und wenn sie mich noch weiter provoziert hatte – wer weiß, wozu ich mich unter dem Einfluss der K.-o.-Tropfen hatte hinreißen lassen.
    Ich blieb bis zum Samstag in Hevonpersiinsaari. Es regnete fast die ganze Zeit, und beim Pilzesammeln war ich froh, dass ich meine Wanderschuhe und den Gore-Tex-Anzug dabeihatte. Laitio versuchte mehrmals, mich zu erreichen, doch ich rief nicht zurück. Einmal besuchte ich die Hakkarainens, die mich zum Karelischen Fleischtopf eingeladen hatten. Matti erzählte, er habe in Maarianvaara Seppo Holopainen gesehen. Es hieß, die Ehefrau, die Holopainen sich in Thailand gekauft habe, sei mit einem Mann aus Kuopio durchgebrannt, weshalb Seppo sich auf den Weg zu Erkki Karhu, einem Schwarzbrenner mit fünfzigjähriger Erfahrung, gemacht habe, um eine Kiste Schnaps zu kaufen.
    Seppo Holopainen war der letzte Mensch gewesen, vor dem ich mich gefürchtet hatte. Obwohl ich wusste, dass ich ihn mittlerweile sowohl im Kampf als auch bei einem Wortgefecht besiegen würde, ließ die Erinnerung an diese Furcht auch meinen alten Hass aufflammen. Eigentlich hätte ich ihm dankbar sein müssen, denn seinetwegen hatte ich zuerst einen Selbstverteidigungskurs besucht und mich dann für die Wärterausbildung und bei der Armee beworben.
    Schon mit fünfzehn Jahren hatte ich begriffen, dass Onkel Jari mich nicht immer und ewig vor den Holopainens dieser Welt schützen konnte. Es war ein Novemberabend gewesen, Onkel Jari war auf der Elchjagd. Holopainen durfte nicht mehr mit, weil er bei der Hasenjagd den Vizevorsitzenden des Gemeinderats ins Bein geschossen hatte. Ich hatte seinen Traktor nicht gehört, weil die Musik so laut dröhnte. Nach Holopainens Ansicht war ein Traktor eine landwirtschaftliche Maschine und kein Fahrzeug, folglich durfte man damit auch im Suff kerumkurven. Er war mit einer Flasche schwarzgebranntem Kartoffelschnaps gekommen, um seinen Freund Jari zu besuchen, traf aber nur mich an.
    Johanna Susi hatte mir eine Kassette mit Musik von Madonna aufgenommen, die alle Mädchen in unserer Klasse bewunderten. An diesem Abend hatte ich versucht, mich so zurechtzumachen wie mein Idol. Ich trug nur einen hautfarbenen Büstenhalter, eine lila Strumpfhose und ein altes rosa Spitzentuch als Wickelrock. Die Krönung meines Outfits waren rote Schuhe, die ich auf dem Dachboden gefunden hatte. Sie hatten breite, hohe Absätze und zwei Zentimeter dicke Plateausohlen und machten mich fast eins neunzig groß. Unser Besen diente mir als Mikrophon. Als Holopainen hereinkam, lief gerade Like a Virgi n. Die Haustür war nicht abgeschlossen, denn da Frida nicht mehr bei uns war, brauchten wir keine Angst vor Überraschungsbesuchen mehr zu haben.
    «Schau an, Hilja tanzt! Ist dein Onkel zu Hause?»
    Ich verneinte, doch Holopainen ging nicht, sondern setzte sich an den Tisch.
    «Du wirst ja allmählich eine richtige Frau, sogar einen Busen hast du schon. Komm her und trink einen Schluck.» Er holte die Schnapsflasche aus der Jackentasche und hielt sie mir hin. Ich lehnte ab. Beim Tanzen war ich ins Schwitzen gekommen, aber jetzt trocknete der Schweiß, und mich überliefen Kälteschauder. Ich wollte mir etwas überziehen, doch auf dem Weg in die Kammer musste ich an Holopainen vorbei. Er fing mich ab und hielt mich fest. Er wog mindestens hundert Kilo, und mit seinem dicken Bauch klemmte er mich zwischen sich und dem Tisch ein, sodass sich die Tischkante schmerzhaft in meinen Rücken drückte.
    «In diesen Schuhen ist deine Mutter früher rumstolziert und hat Männer verführt. Mir scheint, du wirst genau so eine wie sie.» Holopainen quetschte meine Brüste so fest, dass sie aus dem Büstenhalter quollen. Dann fing er an, mir das Tuch von den Hüften zu reißen. Wenn mich in der Schule jemand anpöbelte, wusste ich mich zu verteidigen, aber jetzt war ich wie gelähmt. Ich hatte das Gefühl, keine Luft zu bekommen, und meine Glieder waren wie erstarrt. Holopainen versuchte, eine Hand in meinen Slip zu schieben, doch die enge Strumpfhose hinderte ihn daran. Also warf er mich auf den Boden. In dem Gerangel rutschte sein gewaltiger Bauch aus der Hose, und ich spürte ein schleimiges, schneckenartiges Stück Fleisch zwischen seinem Bauch und meinem Körper, das immer härter wurde. Holopainens Schnurrbart streifte mein Gesicht, aber er küsste mich nicht, atmete nur schwer und versuchte, mir die Strumpfhose auszuziehen.

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