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Die Leibwächterin (German Edition)

Die Leibwächterin (German Edition)

Titel: Die Leibwächterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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wenn ich zu Helena Lehmusvuo nach Kirkkonummi fuhr. Dann widmete ich mich wieder dem Safe. Das war langweilig und deshalb genau das Richtige in dieser Situation, aber Erfolg hatte ich immer noch nicht. Als der Regen endlich nachließ, steckte ich die Waffe ins Schulterhalfter, setzte mich aufs Rad und fuhr nach Degerby. Dort führte Kisu seit einigen Jahren den Dorfladen; bei meinem ersten Besuch im «Degerby Deli» hatte ich meinen Augen kaum trauen wollen, als ich sah, dass der bekannte Musiker dort hinter der Theke stand und Wurst und Bier verkaufte.
    Trotz des trüben Wetters saßen Leute an den Tischen vor dem Laden. Die Schlagzeilen der Boulevardblätter berichteten, der estnische Präsident Ilves sei sehr besorgt über die Aktivitäten Russlands in Georgien. Ich nahm eine finnisch- und eine schwedischsprachige Tageszeitung, außerdem Eier, Käse, Tomaten und Milch. An der Brottheke zuckte ich zusammen: Bildete ich mir neuerdings ein, überall Luchse zu sehen, oder hatte das Roggenbrot tatsächlich die Form eines Luchskopfes? Ich nahm den Laib in die Hand. Kisu merkte, dass ich ihn verwundert anstarrte.
    «Cool, oder? Solltest du gleich kaufen, das ist ein Saisonartikel.»
    Einen Luchs zu essen, und sei er auch nur aus Brotteig, kam mir fast kannibalistisch vor, doch ich redete mir ein, es müsse ein tieferer Sinn in der Tatsache liegen, dass ich das Brot gerade jetzt entdeckt hatte. Ich legte also zwei Luchsbrote, einige Flaschen dunkles Bier und ein paar Tafeln Schokolade in den Einkaufswagen. Nachdem ich bezahlt hatte, trank ich draußen noch eine Tasse Kakao und belauschte die Gespräche der anderen Gäste, in denen es aber nur um die Kommunalwahlen im Herbst ging.
    Ich hatte gerade die Kreuzung beim Haustierzoo erreicht, als ein vorbeifahrendes Auto plötzlich bremste und mir den Weg abschnitt, sodass ich halten musste. Der Fahrer öffnete das Fenster und steckte den Kopf heraus, wobei ein paar Regentropfen auf seine Glatze fielen. Das Gesicht, das sich mir zuwandte, kannte ich.
    «Guten Tag. Kennen Sie sich hier aus? Ich suche den Campingplatz Kopparnäs, wissen Sie, wo der ist?», fragte David Stahl auf Schwedisch.
    «Da sind Sie falsch gefahren», erwiderte ich ebenfalls auf Schwedisch. «Sie müssen zurück in Richtung Helsinki. An der nächsten Kreuzung geht es dann nach Kopparnäs, bei der Teboil-Tankstelle biegen Sie nach links ab.»
    Mike Virtue wäre stolz auf seine Schülerin gewesen, denn meine Stimme zitterte kein bisschen. Ich betrachtete Stahl neugierig, wie es Dorfbewohner tun, wenn sie einem Wildfremden begegnen. Stahl fuhr einen dunkelgrauen, relativ kleinen Mercedes mit finnischem Nummernschild, der nicht als Mietwagen markiert war. Ich prägte mir das Kennzeichen ein.
    «Danke. Ich hätte genauer auf die Karte sehen sollen. Angeblich kann man in Kopparnäs gut Pilze sammeln.» Stahl fuhr an, wendete an der nächsten Einfahrt und winkte mir im Vorbeifahren zu.
    Das Zittern setzte erst ein, als ich wieder zu Hause war. Was für ein teufliches Spielchen trieb der Mann mit mir? Oder war ihm nicht bewusst, dass ich ihn kannte? Tatsächlich hatte ich mich ja nie im Gästebereich des Restaurants aufgehalten, sondern Anita und Paskewitsch von der Küche aus per Monitor beobachtet. Vielleicht wusste Stahl auch nicht, dass ich ihn im Morgengrauen gesehen hatte. Ein Pluspunkt für mich.
    Ich öffnete eine Flasche Bier und einen der beiden Brotbeutel. Das Brot war quer durchgeschnitten. In die obere Hälfte war ein Luchsgesicht eingeprägt, während die untere nur wie ein Luchskopf geformt war. Ich entschied mich für den unteren Teil, brach ein Stück ab und steckte es behutsam in den Mund, als wäre es eine Hostie. Dein Leib und dein Blut stärken mich im Kampf gegen den Feind. Das Bier hatte passenderweise einen rubinroten Schimmer.
    Als ich den Imbiss verzehrt hatte, klingelte mein Handy. Auf dem Display erschien Cecilia Nuutinen-Kekkis Nummer. Obwohl ich ahnte, dass ich nach dem Gespräch noch frustrierter sein würde, meldete ich mich. Cecilia stellte sich formvollendet vor. Wir waren uns nie begegnet, ich hatte nur Fotos von einer etwa dreißigjährigen Frau gesehen, die ihrer Mutter ähnelte und stets enganliegende, geschäftsmäßige Kostüme zu tragen schien.
    «Die finnische Polizei hat mir vor einigen Tagen mitgeteilt, dass meine Mutter in Moskau ums Leben gekommen ist. Seitdem habe ich immer wieder versucht, Sie zu erreichen. Sie waren doch die Personenschützerin meiner Mutter? Was

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