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Die Leibwächterin (German Edition)

Die Leibwächterin (German Edition)

Titel: Die Leibwächterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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offenbar die Risiken ab. Ich nehme doch an, dass du auf dich aufpassen kannst.»
    «Unter anderem habe ich den schwarzen Gürtel im Judo. Ich könnte es sogar mit Putin aufnehmen.»
    «Auch bei einem Schusswechsel?»
    «Natürlich habe ich schießen gelernt.»
    David sah mir direkt in die Augen. Ich ließ meinen Blick in seine Iris versinken, ließ zu, dass er meine Hand ergriff, mir langsam den Handrücken streichelte, seine Finger mit meinen verschränkte. Vielleicht sollte ich seinen Vorschlag annehmen. Im Bett verplapperte sich so mancher Mann. Das Problem war nur, dass ich tatsächlich mit David Stahl ins Bett wollte, und ebendeshalb konnte ich es mir nicht erlauben. Am Ende würde ich selbst zu viel reden. Also musste ich schleunigst verschwinden. Ich zog meine Hand zurück.
    «Nein, ich muss jetzt gehen. Morgen wartet Arbeit auf mich.»
    «Na gut, ich will dich nicht drängen. Ich verstehe ja, dass du nicht bei einem Fremden übernachten willst.» Stahls Lächeln ging mir durch und durch, meine Wangen glühten, und ich musste den Blick abwenden, um den Glanz in meinen Augen zu verbergen.
    «Ich wage nicht, dich nach Hause zu fahren, denn ich habe doch einiges getrunken. Obwohl die Polizei hier sicher selten kontrolliert, aber ich habe meine Prinzipien. Soll ich dir ein Taxi bestellen?»
    «Nicht nötig, es kann ewig dauern, bis das kommt. Ich schaffe es mit dem Rad.»
    «Da hast du aber einen ziemlich langen Weg. Fährst du über die Hauptstraße, oder nimmst du eine Abkürzung durch den Wald?», fragte Stahl. «Vielleicht sollte ich dich besser begleiten.»
    «So weit ist es gar nicht, und durch den Wald brauche ich auch nicht zu fahren. Mein Ferienhaus steht in Stävö.»
    «In Stävö? Ist es denn nicht …» Beinahe hätte Stahl sich verraten, er wetzte die Scharte im letzten Moment aus. «Nachdem ich dich neulich auf der Torbackantie gesehen habe, dachte ich, du wohnst irgendwo dort. Da habe ich wohl voreilige Schlüsse gezogen.» Er drehte das Glas zwischen den Fingern und trank es dann in einem Zug aus. Er hatte schon zweieinhalb Calvados und eine halbe Flasche Rotwein intus. Hätte er im Bett überhaupt noch etwas zustande gebracht?
    Die Wirtin kam und fragte, ob wir noch Wünsche hätten. Ich lobte das Essen, und David bat sie, alles auf die Zimmerrechnung zu setzen. Wenn er englisch sprach, klang er irgendwie unhöflicher und selbstbewusster. Auch an mir selbst hatte ich gemerkt, dass sich meine Persönlichkeit veränderte, wenn ich die Sprache wechselte. Wenn ich mit David schwedisch sprach, war ich geistreich und einschmeichelnd, femininer als auf Finnisch oder in meinem schlechten Russisch.
    Ich bedankte mich und stand auf. Sicher wollte auch die Wirtin endlich schlafen gehen. David brachte mich zur Tür, half mir in die Jacke und sah belustigt zu, als ich die Pumps mit den Turnschuhen vertauschte.
    «Komm gut nach Hause. Aber wollen wir nicht unsere Telefonnummern austauschen? Ich darf dich doch irgendwann anrufen? Und falls du am Wochenende doch wieder in dein Ferienhaus fährst, sag mir Bescheid. Hier ist meine Visitenkarte.»
    Ich kritzelte meine Nummer auf ein Faltblatt des Gasthofs, das im Vorraum auslag. Sollte er sie ruhig haben, morgen würde ich mir ohnehin eine neue zulegen. Er öffnete die Tür, draußen war es windig. Wir gingen hinaus. Als wir den Lichtkreis der Laterne verlassen hatten, küsste David mich.
    Ich wehrte mich nicht. Fast den ganzen Abend lang hatte ich mir gewünscht, ihn zu küssen. Der Kuss dauerte minutenlang, er fuhr mir zwischen die Beine und in die Brustwarzen, weckte die Lust, diesen Mann überall auf meiner Haut zu spüren. Es drängte mich, meinem Instinkt nachzugeben wie eine Luchsin, der jeder Partner recht war, wenn die Brunst sie packte. Ich musste meine ganze Willenskraft einsetzen, um mich von Stahl loszureißen. Der Fahrradsattel zwischen meinen Beinen war ein mickriger Ersatz. Ich fuhr los, ohne mich umzublicken. Auf dem Heimweg begegnete mir nur ein Marderhund, der eine Weile neben dem Rad herlief, bevor er bei der Brücke am Fluss verschwand. Am Bootssteg in Torbacka hielt ich, zog mich aus und ging schwimmen im septemberkühlen Meer. Die Glut in meinem Innern löschte es nicht.

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    Am Freitagmorgen deponierte ich mein Fahrrad im Graben hinter der Bushaltestelle. Frühmorgens hatte ich Anitas Safe in sein ursprüngliches Versteck gebracht und den Fußboden im Haus sowie die Treppe mit Kartoffelmehl bestäubt. Im Expressbus

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