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Die Leibwächterin (German Edition)

Die Leibwächterin (German Edition)

Titel: Die Leibwächterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Putin ein moderner Staat sein will, derartige Gesetzwidrigkeiten möglich sind. Ich würde es noch verstehen, wenn es um den Mord an einem eigenen Staatsbürger ginge, aber dass dieser Irrsinn auch Ausländer trifft, ist unfassbar. Die Stärksten setzen sich durch, das weiß ich, aber wozu haben wir überhaupt eine Polizei und ein Rechtswesen, wenn sie nichts ausrichten können?» Cecilia holte eine kleine silberne Dose aus der Tasche, öffnete sie und steckte ein Kaugummi in den Mund. «Vor einem Jahr habe ich es geschafft, mit dem Rauchen aufzuhören, aber seit Mutters Tod habe ich wieder plötzlich Lust auf Zigaretten. Zum Glück gibt es Nikotinkaugummi.»
    Ihr Handy klingelte wieder. Der Anrufer war offenbar ein Bekannter oder Verwandter von Anita, der sich nach der Beerdigung erkundigte. Ich wartete auf das Ende des Gesprächs, doch es zog sich in die Länge. Cecilia redete über alle möglichen Einzelheiten, als wolle sie mir demonstrieren, dass ich ein unwichtiges Geschöpf und obendrein am Tod ihrer Mutter mitschuldig war. In Cecilias Anwesenheit konnte ich das Haus nicht durchsuchen, und meinen Hausschlüssel hatte sie sofort zurückgefordert.
    Das Ergebnis unserer Unterhaltung war mager. Cecilia lebte schon so lange im Ausland, dass sie nicht viel über das Leben ihrer Mutter wusste. Natürlich hatten sie über Skype telefoniert und miteinander gemailt, aber Anita hatte ihrer Tochter keine Einzelheiten über ihre Geschäfte verraten. Cecilia meinte, es wäre auch idiotisch gewesen, darüber zu sprechen, da die Verbindung nicht hundertprozentig geschützt war.
    «Aber Mutter hatte Walentin so schwer gedemütigt, dass er sich rächen musste. Das Immobiliengeschäft stellt zwar nur einen kleinen Teil seines Imperiums dar, aber er fühlt sich bedroht, wenn er Millionen von Rubeln verliert. Zufällig kenne ich einen seiner Investmentbanker. Wenn er Walentins Aktien und Fonds falsch beurteilen würde, täte er klug daran, sich das Leben zu nehmen, bevor Valentins Männer ihn sich vorknöpfen.»
    Cecilia sprach gleichmütig, als ginge es um eine Selbstverständlichkeit. Die Sicherheitsakademie in Queens war eine internationale Schule, die nicht nur Leibwächter für Amerikaner ausbildete, und deshalb war es im Unterricht auch um die Verhältnisse in anderen Ländern gegangen. Die russische Mafia, die neapolitanische Camorra, die kolumbianischen Drogenkaiser … Vielleicht war es naiv gewesen, zu glauben, ihre Tentakel reichten nicht bis in das kleine Finnland.
    «Schade, dass du schon einen neuen Job gefunden hast. Ich hätte dir gern den Auftrag erteilt, den Mord an meiner Mutter aufzuklären.»
    «Ich bin Personenschützerin, keine Privatdetektivin! Außerdem dachte ich, du gibst mir die Schuld.»
    «Tue ich ja auch.» Nun konnte man Cecilias Gesichtsausdruck schon als Lächeln bezeichnen. «Deshalb hatte ich mir überlegt, dass du den Auftrag für ein geringeres Honorar übernehmen würdest. Vielleicht sollte ich mit dieser Lehmusvuo verhandeln. Ich kann dir garantiert mehr bieten als sie. Und ich zahle in Hongkong Steuern … mit anderen Worten, ich zahle gar keine.»
    Cecilias Augen glänzten, sie machte fast dieselbe Miene wie Anita, als sie in der Moskauer Edelboutique den Luchspelz befingert hatte. Am liebsten hätte ich das Haus sofort verlassen. Doch ich musste herausfinden, was in Anitas Schließfach lag und was David Stahl mit alldem zu tun hatte.
    «Na schön, wir können mit Helena darüber verhandeln», antwortete ich langsam. «Sie hat mich eingestellt, um eine Sicherheitsanalyse zu erstellen, und damit bin ich fertig. Nebenbei habe ich auch gleich die Person eliminiert, die Helena am meisten bedroht hatte.» Bei dem Gedanken an Tiku Aaltonen musste ich grinsen.
    Ich versprach, am Freitag zur Beerdigung zu kommen. Helena war immer noch bei ihrer Fraktionssitzung. Ich ging in meine Wohnung in der Untamontie, um mich in Reiska zu verwandeln. Vorher klingelte ich noch bei Frau Voutilainen, doch sie machte nicht auf. Meine Mitbewohnerinnen waren nicht zu Hause. Für mich waren zwei Briefe gekommen, der eine enthielt meinen Wahlschein, der andere die Reklame eines Autohauses. Wirklich erhebend.
    Bis Mittwoch lief alles ruhig. Ich wurde mit der Renovierung beinahe fertig. Helena hatte keine Drohanrufe oder -briefe mehr bekommen, und ich fühlte mich allmählich überflüssig. Cecilias Vorschlag hatte ich aber vorläufig noch nicht zur Sprache gebracht. Am Mittwoch erschütterte der Amoklauf in einer

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