Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition)

Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition)

Titel: Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
Vom Netzwerk:
Schankraum. Ich bin doch nur ein Spielball des Schicksals, ein Sandkorn im Wüstensturm, nichts weiter. Soll sich doch über mich lustig machen, wer will. Ich sehe das nicht so eng, denn ich strotze vor Selbstbewußtsein. So.
    Die Bande tat, als sei sie in Verhandlungen über den Weltfrieden vertieft, die keinen Aufschub mehr ertrugen, andernfalls spätestens morgen früh jemand den roten Knopf drückt. Ein letztes Räuspern und Herr Schweitzer verlieh seinem Schritt noch eine Spur mehr an Geradlinigkeit. Von den anderen wurde er nach wie vor ignoriert, doch einem gewieften Menschenkenner wie Herrn Schweitzer konnte man so leicht nichts vormachen. Und die schon mal gar nicht. Er registrierte, wie er betont unauffällig aus den Augenwinkeln beobachtet wurde. Er lächelte. Sich über sich selbst lustig machen, damit konnte man ihnen den Wind aus den Segeln nehmen. Geduldig wartete er auf eine Gelegenheit. Derweil orderte er noch einen Sauergespritzten und spielte mit einem Bierdeckel. Die Diskussion über den Ausgang der Wahl ging weiter.
    „Eine große Koalition wäre für mich das Vernünftigste“, hörte Herr Schweitzer Weizenwetter sagen, der so hieß, weil er gerne Weizen trank und bei jeder Gelegenheit darum wettete.
    Jetzt. „Genau, dann würde auch der letzte Depp in diesem Land endlich kapieren, daß die verfluchte Politikerriege sowieso nur ihr eigenes Wohlergehen im Kopp hat. Bei einer großen Koalition kann keiner von denen sich mehr damit herausreden, hättet ihr uns gewählt, ging’s euch jetzt besser“, hatte Herr Schweitzer nun die Möglichkeit gefunden, sich einzumischen. Nun, da er das Wort führte, fügte er flugs hinzu: „Maria, das Poster auf’m Klo ist echt spitze.“
    „Findest du?“
    Es war Weizenwetter, der als erster nicht mehr an sich halten konnte und unvermittelt losprustete. René fiel als nächster ein, nachdem er sein Bierglas abgesetzt hatte. Binnen weniger Augenblicke lachte das halbe Weinfaß einschließlich der sonst eher zurückhaltenden Karin. Herr Schweitzer gönnte es ihnen.
    Als die Schadenfreude nach geraumer Zeit verebbte, fragte er: „Eins verstehe ich nicht, Maria. Ich denke, du warst bis heute in Tunis. Wie hast du da noch nebenbei Werbung für McDonald machen können?“
    „Hab ich gar nicht. Von mir ist doch bloß das Original. Das ging am Sonntag ganz schnell.“
    Aha, dachte Herr Schweitzer, hätte ich mir ja denken können, gemeinsam hatten sie ihn ins Visier genommen.
    Wer neben Laura und Maria der Hauptübeltäter war, ließ sich auch ohne Menschenkenntnis kinderleicht erraten. Buddha Semmler tat am auffälligsten unauffällig. Mit gerundeten Lippen behauchte er seine Fingernägel und schaute überall hin, nur nicht zu ihm.
    Herr Schweitzer: „Semmler. Huhu, Semmler.“
    „Ich?“
    „Heißt hier noch einer Semmler?“
    „Nö.“
    „Na siehst du. Sag mal, bist du heute rein zufällig an einem Copy-Shop vorbeigekommen?“
    „Wer? Ich?“
    Herr Schweitzer verdrehte die Augen, doch auf Wiederholungen hatte er keinen Bock. Vielmehr trommelte er mit den Fingern auf das Eichenholz der Theke.
    „Nein, niemals. Na ja, kann schon sein. Vielleicht heute morgen, da war ich einkaufen. Wieso fragst du?“
    „Einkaufen, soso. Und da hattest du nicht, wiederum natürlich rein zufällig, so ein Blatt Papier dabei, was du in Marias Auftrag vergrößern und kopieren solltest?“
    „Ach“, Buddha Semmler schlug sich an die Stirn, „das meinst du. Jetzt, wo du es sagst. Warte mal. Ja. Genau. Das könnte hinhauen. Poster machen.“ Er grinste wie ein auf frischer Tat ertappter Lausbub.
    „Und du René ...“, Herr Schweitzer mußte seinen Oberkörper halb umdrehen, um den Wirt vom Frühzecher im Blickfeld zu haben, „... ich wette mit dir um die nächste Runde, in deinem Schuppen hängt das Plakat auch.“
    „Abgemacht.“
    „Wie abgemacht? Sag nur, du hast dir den Spaß verkniffen?“
    „Nein, natürlich nicht. Ich zahle die nächste Runde.“
    „Und jetzt noch mal zu dir, Semmler. Wie viele Kopien hat dir Maria aufgetragen?“
    Unsicher schaute der Angesprochene zu Herrn Schweitzers Freundin, ob er mit der Wahrheit rausrücken durfte.
    Maria von der Heide stand auf, gab Herrn Schweitzer einen dicken Kuß auf die Backe und flüsterte ihm ins Ohr: „Ich liebe dich.“
    Er aber fuhr unbeeindruckt fort: „Ich dich auch. Sehr sogar. Das beantwortet aber meine Frage nicht. Wie viele?“
    Maria hob die Hände. „Nun, so fünfundzwanzig circa, ein paar mehr, ein

Weitere Kostenlose Bücher