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Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition)

Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition)

Titel: Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Souveränes Auftreten bei absoluter Ahnungslosigkeit – seit jeher ein probates Mittel.
    „Hallo Simon, schön, daß du da bist. Ich dachte schon, du hättest unser Rendezvous vergessen.“ Sie zwickte ihn in die Wange.
    Rendezvous? Also doch. Was habe ich da bloß wieder angestellt? Hätte ich doch nur auf den Ladykiller verzichtet.
    Doch indes er einen Ausweg suchte, fuhr Andrea fort: „Eigentlich wollte ich dir ja meine Arbeit zeigen ... du interessierst dich doch noch dafür?“
    „Na klar, Andrea. Ich konnt’s kaum erwarten.“ Uff.
    „Leider ist etwas dazwischengekommen. Hast du bestimmt schon in der Presse gelesen.“
    Der glücklichste Mensch der Welt entgegnete freimütig: „Nein. Was denn?“
    „Wir haben hier eine Leiche ausgegraben.“
    „Donnerwetter. Eine Leiche“, echote er.
    Die Archäologin strich ihre schulterlangen glatten Haare nach hinten. „Nicht direkt. Mehr so einen Teil davon. Einen Schädel.“
    „Ach, verstehe, deswegen auch die Bullen.“ Herr Schweitzer seufzte erleichtert.
    „Genau“, fuhr Andrea fort. „Vor drei Wochen gab’s hier einen Unfall. Ein Besoffener hat die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren und war in einen Teil des Geländers gerast. Als Bauarbeiter den Schaden beheben wollten, stießen sie auf einen alten Grabstein aus dem vierzehnten Jahrhundert. Wir vermuten deswegen hier einen kleinen alten Friedhof, der zur Kapelle gehörte, die hier früher mal stand, bevor Ende des neunzehnten Jahrhunderts auf diesem Gelände eine neue Kirche erbaut wurde.“
    „Aber sind Leichen auf Friedhöfen denn so außergewöhnlich? Da braucht’s doch keine Bullen.“
    „Hört, hört. Unser Simon. Als Detektiv scheinst du ja ‘ne große Nummer zu sein.“
    Er fühlte sich geschmeichelt. Doch der Archäologin triefender Spott hatte sich seit der Schulzeit um einiges verfeinert, wovon er aber nichts wußte. Weder die Betonung ihrer Worte noch ihr Gesichtsausdruck ließen Rückschlüsse zu. „Na ja, weißt du ...“, flötete Herr Schweitzer.
    „Auf alle Fälle haben wir gestern fast direkt neben dem Schädel noch einen Schal gefunden. Der war noch recht gut erhalten.“
    „Vielleicht eine Grabbeigabe, so was soll ja vorkommen.“
    „Verstehst du nicht? Der Leichnam skelettiert ... der Schal fast neu. Außerdem war er aus Polyester.“
    „Siehst du, das macht doch Sinn. Kunststoff hält eben ewig.“
    „Hast du’n Vogel?“
    „Eher Vogelgrippe. Warum?“ Nun, da Herr Schweitzer sich wieder im sicheren Fahrwasser bewegte, ging ihm auch das Scherzen wieder leichter über die Lippen.
    „Seit wann wohl gibt’s Polyester? Simon, Simon, altes Haus. Vielleicht sollte ich mir doch einen anderen Detektiv suchen, falls ich mal einen nötig habe.“
    Herr Schweitzer kratzte sich am Hinterkopf. „Polyester, warte mal ...“
    Doch die Archäologin klärte ihn auf, bevor er seine Wissenslücke offenbaren mußte. „Polymere mit Esterbindungen, bekannt seit 1830.“
    „Aber vielleicht ist die Leiche gar nicht so alt. Kann ja sein, die gehört gar nicht zum Friedhof.“
    „So etwas sehe ich auf den ersten Blick. Ob sie allerdings tatsächlich aus dem vierzehnten Jahrhundert stammt, werden erst die genaueren Untersuchungen ergeben.“
    „Und welche Farbe hatte der Schal?“
    „Oh je, der war natürlich ganz schön verdreckt, wie du dir sicher denken kannst. Aber ich tippe mal auf rot-weiß.“
    „Ein Fan von Kickers Offenbach, jede Wette.“
    Unmerklich hatte sich der Herr von vorhin an die beiden herangepirscht. Nun preschte er hervor. „Frau Hampel, können Sie das bestätigen? Bei der Leiche handelt es sich um einen toten Fußballfan?“ Stift und Block waren gezückt.
    „Selbstverständlich. Sogar das Vereinsemblem war draufgestickt“, dozierte Andrea trocken wie die Sahara.
    „Der Täter ist demnach also im Umfeld von Eintracht Frankfurt zu suchen?“
    „Oh, da müssen Sie schon die Kripo fragen. Aber ich glaube, die haben bereits Andeutungen in diese Richtung gemacht.“ Sie zwinkerte Herrn Schweitzer zu.
    „Vielen, vielen Dank. Sie haben mir echt weitergeholfen.“ Wie der geölte Blitz schoß er von dannen.
    „Wer war das denn?“
    „Wundermann. Journalist.“
    „Den hast du aber ganz schön an der Nase herumgeführt. Stimmt das denn, ich meine, das mit dem Vereinswappen?“
    „Natürlich nicht.“
    „Kriegst du denn da keinen Ärger?“
    „Wieso sollte ich? Der war ja nicht vom National Geographic oder Spiegel oder so.“
    „Sondern?“
    „Von Blöd.

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