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Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition)

Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition)

Titel: Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Laura dann so ein Trara gemacht? Nein, bestimmt nicht, entschied er, hier mußte etwas eminent Dringliches vorliegen, seine Untermieterin neigte zwar zu dramatischen Übertreibungen wie sonst kaum jemand, doch andererseits hatte sie gerade ein Tabu gebrochen, welches da hieß, ihn, Herrn Schweitzer, allenfalls bei einer Feuersbrunst oder einem Staatsstreich von seiner Schlafstatt zu scheuchen. Staatsstreich fiel flach, weil zur Zeit ohne Regierung, und eine Feuersbrunst würde er mit seinem feinen Näschen riechen. Um ganz sicher zu gehen, schnüffelte er noch einmal in der Luft. Er erhob sich. Weil weiblicher Besuch zugegen war, wählte er ein Hemd in jubilierenden Farben, was natürlich keineswegs zu der pißgelben Jogginghose paßte, aber das war Herr Schweitzer, wie er leibte und lebte.
    „Ihr braucht mich?“ fragte er charmeversprühend.
    Laura und ihr Gast saßen mit gekreuzten Beinen auf dem Teppich. Zwischen ihnen lag ein geöffneter Schuhkarton.
    „Du hattest doch bestimmt mal Sütterlin in der Schule?“
    „Na und ob“, entgegnete er wichtigtuerisch. Doch ebensogut hätte man ihn nach der Hypotenuse, den binomischen Formeln oder den römischen Kaisern fragen können. Oder ebensoschlecht.
    „Dann lies uns doch mal bitte vor“, bat Laura.
    Und Herr Schweitzer blickte verstohlen zu Esther. Ein anmutiges Persönchen, stellte er fest, langes, in gleichmäßigen Wellen bis über die Schultern herabwallendes, schwarzseidenes Haar, vergißmeinnichtblaue Augen und eine Figur, aber was für eine, zum Zungenschnalzen. Astrein, dachte er, und zog, so gut es halt ging, seinen Bauch ein. Ein bißchen schämte er sich jetzt doch seiner Jogginghose wegen, aber nicht, weil sie vielleicht einen etwas aus der Mode gekommenen Eindruck machte, sondern weil sie schon seit einigen Wochen mal gewaschen gehörte.
    Herr Schweitzer überflog den Zettel, den Brief. Dann kniff er die Augen zusammen und startete einen neuen Versuch. Oho, er saß in der Falle. Nur etwa jeder zweite oder dritte Buchstabe kam ihm bekannt vor. War das jetzt ein S oder ein F? Sukzessive wurde ihm klar, daß er sich wie ein Idiot aufgeführt hatte.
    Sütterlin. Wann war das noch mal? Volksschule?
    Er war gerade dabei es nachzurechnen, als er von Laura daran gehindert wurde: „Was ist nun, kannst du’s oder kannst du’s nicht?“
    „Ähem, ja schon. Also, Sütterlin, Ludwig Sütterlin, um genau zu sein. Wurde etwa so um, tja, 1860 geboren, schätze ich jetzt mal einfach so.“ Er nahm wahr, wie Laura ihre Augen zur Zimmerdecke verdrehte. Doch Esther bekam ganz traurige Augen, und Herrn Schweitzer ward dabei ganz weh ums Herz. „Also, um ehrlich zu sein, ich meine, ganz, ganz ehrlich, also, in spätestens zwei Stunden hab ich’s, ich versprech’s euch. Mir fehlen nur ein paar Buchstaben. Ehrenwort. Kann ich den Brief mitnehmen?“
    Laura guckte skeptisch, während Esthers Augen leuchteten wie demantene Sterne am rabenschwarzen Nachtgewölbe. Diese Esther durfte er unter keinen Umständen enttäuschen, er hatte sie bereits in sein Herz geschlossen.
    Bertha. Wenn jemand für Sütterlin in Frage kam, dann sie, die alte Wirtin vom Weinfaß. Vor langer Zeit hatte sie ihm mal Postkarten vom alten Frankfurt gezeigt, lange bevor alliierte Bomber es dem Erdboden gleichgemacht hatten. Und diese waren in alter Schrift beschrieben, teilweise sogar auf der Vorderseite, wo auch die Briefmarken klebten.
    Herr Schweitzer blickte auf die Uhr. In einer halben Stunde erst würde das Weinfaß seine Pforten öffnen.
    „Natürlich, Simon. Du bist genauso süß, wie Laura dich immer beschrieben hat.“
    Süß? Er und süß? Ein kaum merkliches Erröten umspielte Lauras Augen, die etwas fahrig erst ihn, dann ihre Berliner Freundin anschaute. Um der Situation zu entfliehen und um zu vermeiden, daß Esther ihn eventuell sogar noch als putzig oder dergleichen bezeichnen könnte, schob Herr Schweitzer ab. „Bis gleich, dann. Ich komme wieder, bestimmt.“
    Laura: „Das möchte ich doch wohl annehmen. Ist schließlich deine Wohnung hier, oder?“
    „Na klar doch. Adios.“
    Wie wild hämmerte Herr Schweitzer gegen den Rolladen.
    „Jaja doch“, drang es schwach von innen.
    Und nachdem Bertha durch den Hinterausgang auf die Straße getreten war: „Was willst du denn schon hier? Weißt du, wie spät’s ist?“
    „Weiß ich. Aber ich bräuchte ganz dringend deine Hilfe. Es handelt sich um einen Notfall.“
    „Ein Notfall? Na, dann komm erst mal rein.“
    Wie Herr

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