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Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition)

Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition)

Titel: Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Und die schreiben sowieso, was sie wollen.“
    Nach einer kurzen Pause fuhr Andrea fort: „Du, Simon, ich muß jetzt leider Feierabend machen.“ Sie sah auf ihre Uhr. „Es ist schon spät, und ich muß noch packen.“
    „Du verreist?“
    „Ja, ins Rift Valley.“
    „Rift Valley, nie gehört. Wo liegt das?“

„Tansania. Ostafrikanischer Graben. Da haben sie mal wieder ein paar Knochen ausgegraben.“
    „Aah, die Wiege der Menschheit, stimmt’s?“ Nach der Polyester-Sache war Herr Schweitzer froh, seine Allgemeinbildung wieder ins rechte Licht rücken zu können.
    „Na schau mal einer an, hat der Herr davon also Kunde. Kompliment. Dein Abi scheint mir doch nicht ergaunert zu sein, wie die anderen immer behaupten.“
    „Ergaunert? Mein Abi?“
    „War’n Witz. Du, ich hab’s eilig. Komm mich doch nächste Woche mal in meinem Labor besuchen. Da zeig ich dir dann alles. Bin am Sonntag wieder zurück. Meine Karte hast du ja.“
    Die Archäologin hatte sich schon umgedreht, da fiel Herrn Schweitzer noch was ein: „Andrea.“
    „Ja?“
    „Wie bin ich am Samstag eigentlich nach Hause gekommen? Weißt du das zufällig?“
    Ein sehr breites Grinsen überzog ihr Gesicht. „Wir haben dich gefahren. Stehen konntest du ja nicht mehr, und einem Taxifahrer warst du auch nicht mehr zuzumuten. Das heißt, Claudia hat dich gefahren, es war ihr Auto. Bis nächste Woche. Tschüssi.“
    „Tschö, mach’s gut.“
    Ausgerechnet diese blöde Kuh, dachte Herr Schweitzer, hätte sich nicht jemand anders erbarmen können? Zum Glück würde er diese Heerenkoop die nächsten zehn Jahre nicht mehr sehen. Was man doch so alles durchmacht im Leben. Und nun auch noch eine Leiche in Sachsenhausen.
    Daheim sank Herr Schweitzer seinem Naturell gemäß schneller in seinen Mittagsschlaf als die Bismarck nach ihrem Stapellauf auf den Grund des Ostatlantiks. Und die hatte es schon eilig gehabt.
    So kam es, daß Herr Schweitzer am folgenden Tag diesen Artikel in der Blöd las:
Mord nach 21 Jahren aufgeklärt? Vermißter Kickersfan am Eisernen Steg geborgen.
    Der 25. Februar 1984 sollte für den Fußballfreund Stefan L. aus Offenbach ein Tag der Freude werden. Mit ein paar Freunden hatte er das Derby Eintracht - Kickers Offenbach (3:0) im Frankfurter Waldstadion besucht. Danach zogen sie gemeinsam nach Alt-Sachsenhausen, um den Frust der Niederlage zu begießen. Nach Mitternacht löste sich die Gruppe auf, und Stefan L. schloß sich in Bierlaune einigen Eintrachtlern an, um „Verbrüderung zu feiern“, so sein damaliger Begleiter Hans K. aus Heusenstamm. Von da an verlor sich von Stefan L. jede Spur. Bis gestern
.
    Nachdem vor einigen Tagen bei Bauarbeiten in der Nähe des Eisernen Stegs ein Schädel gefunden worden war, entdeckte die Archäologin Andrea Hampel bei weiteren Ausgrabungen einen rot-weißen Schal (Vereinsfarbe von Kickers Offenbach). Der Fundort liegt nur wenige Meter von Frankfurts Amüsierviertel Alt-Sachsenhausen entfernt. Zufall?
    Die Kripo war mit dem Hinweis „nicht den laufenden Ermittlungen vorgreifen zu wollen“ zu keiner Stellungnahme bereit. Ein Sprecher der Polizei erklärte jedoch, jeder möglichen Spur nachzugehen und die Angelegenheit mit Nachdruck zu behandeln
.
    Kann der Fall Stefan L. demnächst zu den Akten gelegt werden? Haben die bislang nicht ermittelten Eintracht-Fans etwas mit dem Verschwinden zu tun? Blöd bleibt für Sie am Ball
.
    Was für ein Schmarrn, dachte Herr Schweitzer und faltete das Schmierenblatt eiligst zusammen, um sich nicht schon wieder mit den Schwachmaten von Politikern den Tag versauen zu lassen. Aber eins mußte man diesem Wundermann lassen, fuhr er in seinen Gedanken fort, gesetzt den Fall, der Schädel war tatsächlich neueren Datums, könnte die Geschichte passen. Und das alles nur, weil er, Herr Schweitzer, einen kleinen unbedachten Scherz über Kickers Offenbach vom Stapel gelassen hatte. Das wäre ja ein ganz schöner Hammer, wenn es sich bei der Leiche tatsächlich um Stefan L. handelte. Irgendwie kribbelte es den alternden Privatdetektiv, in der Sache ein wenig herumzustochern, zumindest brächte es ein wenig Pep in seinen Alltag. Ungeachtet dessen freute er sich auf seinen für nächste Woche terminierten Besuch bei Andrea Hampel. Schon immer hatte er sich peripher für Archäologie interessiert. Schon toll, was die mit ihren wissenschaftlichen Methoden alles ans Licht bringen, sinnierte Herr Schweitzer.
    Die restlichen Wochentage verliefen normal, das heißt, er

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