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Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition)

Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition)

Titel: Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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gefühlt klarzustellen. Aber bei Rot sei er doch auch nicht gefahren, es sei doch noch ganz deutlich Gelb gewesen, Herr Oberleutnant. Und wenn auch mit seinem Fahrrad soweit alles paletti sei, dann könne er doch jetzt bestimmt weiterfahren. Hier gibt’s keinen Oberleutnant, wir sind hier nicht beim Bund, habe Heiner dann geschrieen, und das habe geklungen, als sei er, Heiner, Oberleutnant beim Bund, was auch irgendwie stimmte. Doch hatte er es nur bis zum Obermaat gebracht, worauf man schließen konnte, und das war auch ihm, Funkal, neu gewesen, daß Heiner bei der Marine war, bevor er Polizist geworden. Oh Entschuldigung, habe sich dann der Nackte Jörg seinerseits betont zwanglos gegeben, dann halt Oberwachtmeister. Schon besser, war Heiner nun schon etwas milder gestimmt, obwohl das auch nicht stimmte, das mit dem Oberwachtmeister. Aber schien ihm dies schnuppe zu sein, weil er ja sozusagen endlich ein Exempel statuieren wollte. Wo kämen wir denn da hin, wenn wir alle nackisch rumlaufen, habe der neue Kollege dann nachgehakt. Doch der Nackte Jörg hatte diesen Aspekt wohl schon früher gedanklich bearbeitet gehabt, weil er da ganz, ganz fix geantwortet habe, daß er sich dann wieder Klamotten anziehen würde. Ausweis, aber dalli, habe nun Heiner mit sich fast schon überschlagender Stimme gekrächzt. Daraufhin habe er dann seinen Walkman, den er immer bei sich hatte, geöffnet, wo aber, wie man habe annehmen müssen, keine CD drin war, sondern er entnahm dem Walkman ein fein säuberlich gefaltetes Blatt Papier, das ihm, Funkal, und auch allen anderen Kollegen vom Revier sattsam bekannt war. Nur dem Neuen war es halt neu, denn es handelte sich dabei um einen höchstrichterlichen Bescheid, daß er, der Nackte Jörg, bis auf Widerruf ohne ordnungsgemäße Bekleidung herumlaufen dürfe. Allerdings mit der Einschränkung, dies bei weniger als vier Grad minus zu unterlassen, da hier der Fürsorgepflicht der Stadt Frankfurt Rechnung getragen werden müsse, und man nicht den Erfrierungstod eines dermaßen bekannten Bürgers verantworten wolle, was aber etwas vorschnell geurteilt war. Denn der Nackische war durchaus in der Lage, und hatte dies auch schon von Zeit zu Zeit sozusagen illegal unter Beweis gestellt, Temperaturen im Minusbereich von zehn und mehr Grad zu ertragen, ohne mit der Wimper zu zucken. Funkal habe, als sein Kollege die Bescheinigung des Amtsgerichtes durch hatte, noch nie im Leben ein Gesicht so rapide versteinern sehen wie das von Heiner, der sich dann natürlich zu ihm, Funkal, umgedreht habe. Aber trotz allen Bemühens, ein einer möglichen Verhaftung angemessenes Gesicht zu wahren, habe er, Funkal, dann doch nicht anders können als erst konvulsiv und gleich darauf eruptiv aus vollem Halse loszuprusten. Das habe er schon die ganze Zeit unterdrücken müssen. Und Heiner habe dann ganz fürchterlich böse geguckt und dem Nackischen die Papiere zurückgegeben, worauf der Nackte Jörg hinter Heiners Rücken kurz zu Funkal gewunken und „Tschüß Fredi“ gerufen habe, was aber die sowieso schon überreife Zornesröte in seines Kollegen Gesichts erst richtig zum Glühen gebracht habe. Wortlos habe er sich dann wieder hinters Steuer geschwungen, so daß er, Funkal, fast habe Cowboy-Sporen klirren hören. Und beim Anfahren sei auch noch das letzte Gummi aufgerieben worden, so daß sie quasi nur noch auf Felgen auf den Hof des Reviers haben fahren können.
    „Na ja, inzwischen hat sich Heiner wieder beruhigt“, schloß der Polizist seine Geschichte.
    Allgemein hatte sich große Heiterkeit verbreitet, und Herr Schweitzer war dankbar für diese kleine Episode Sachsenhäuser Schalkhaftigkeit, denn sie schien wie geschaffen dafür, seine eigene rund ums Brettchenessen ein wenig aus der Schußlinie zu drängen. Zumindest gab es jetzt zwei Zielscheiben der Schadenfreude.
    Erst als im Weinfaß Sendeschluß war, trollten sich Maria und er. Herr Schweitzer war zur Untätigkeit verdammt. Er wartete auf den Montag, von dem er sich erhoffte, daß er Licht ins Dunkel bringen würde, denn der Fall Joshua Silbermann war inzwischen so mysteriös wie die Geoglyphen von Nasca. Aus purer Langeweile surfte er bei Maria ein wenig im Internet herum, stets unterbrochen von der Heimtücke des Objekts. Aber seine Liebste half ihm immer wieder aus der Patsche, wenn der scheiß Computer mal wieder nicht das tat, was ein so logisch denkender Mensch wie er von diesem erwartete. Was die Zickigkeit dieser Gerätschaften anging,

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