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Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition)

Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition)

Titel: Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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seinen gelegentlichen Zechkumpanen Ferdi an, damit dieser mit seinem Taxi Esther wohlbehalten am Airport abliefern konnte.
    Am späten Nachmittag hatte Maria angerufen, in Dribbdebach habe in der Nähe der Börse ein neues vegetarisches Restaurant eröffnet, und ob er nicht mal Lust habe, es auszuprobieren. Doch Herr Schweitzer bestand schon zum Zeitpunkt des Anrufs nur noch aus Haut und Knochen, wie er explizit hervorhob, woraufhin seine Liebste zwar nachhakte, was um alles in der Welt denn dann seine Haut so zum Spannen bringe, und er pfiffig entgegnete, das sei womöglich ein starker Wind, der ihm von der Wirbelsäule her durch die Knochen pfiff. Und folgerichtig hatte man sich auf den Kompromiß geeinigt, es doch mal wieder mit einer Apfelweinkneipe zu probieren, das Eichkatzerl fiel ihm dazu ein, da könne Maria ihrer vegetarischen Gelüste mit Handkäs und oder Grüner Soße frönen, nur so als Beispiel, während er, der kurz davor stünde, eines tragischen Hungers elendig zu krepieren, und auch ansonsten beim besten Willen kein eingefleischter Vegetarier sei, sich über ein Schnitzel, eventuell Wiener Art, hermachen könne. Da würden in der Regel ja auch Bratkartoffeln und Salat mitgereicht. Sie, Maria, sehe, er würde dann zumindest bei den Beilagen mit ihr vegetarisch konform gehen.
    Gesagt, getan.
    Bei Gerede, Getratsche und Herumalbern verging die Zeit wie im Fluge. Seit nunmehr drei Jahren waren die beiden ein Paar, und auch wenn die schlafzimmerlichen Aktivitäten zunehmend weniger forsch und häufig vonstatten gingen, so war doch der Wunsch nach der Muße eines gegenseitigen Gedankenaustausches ungebrochen. Zuweilen mochten Tage oder auch Wochen vergehen, bis der Drang danach seine Erfüllung erfuhr, doch geschah dies immer ohne Groll, obschon der Partner dieses sehnliche Begehren eine unbestimmte Zeit länger im Herzen zu tragen hatte. An Redestoff jedenfalls hatte sich an diesem Abend eine größere Menge angehäuft, so daß die Uhr schon fast elf schlug, als Maria nach der Zeit fragte.
    Doch die Worte hatten ihren Zweck nicht erfüllt, da Herr Schweitzer, als er die Uhrzeit vernahm, abermals einen kleinen Bembel bestellte.
    Als auch dieser sich dem Ende zuneigte, war es sonderbarerweise Maria, die noch auf einen Abstecher ins Weinfaß drängte. Herr Schweitzer hatte nichts dagegen, auch wenn der Weg dorthin, etwas mehr als ein Kilometer, einer übelsten Durststrecke anmutete, da er doch sein Fahrrad neben Maria herschieben mußte. Händchenhaltend bewältigte man den Weg und war der einhelligen Meinung, „guck mal, die Sterne“, daß das Leben fein sei.
    Gott sei Dank, nicht die Transuse Belle, war Herrn Schweitzers erster Gedanke, als er Bertha den Laden schmeißen sah. Außer Karin und Weizenwetter, letzterer hackebreit, obwohl er an guten Tagen einen Harald Juhnke in puncto Trinkfestigkeit weit hinter sich gelassen hätte, war keiner der anderen da. Doch das reichte aus. Maria unterhielt sich mit Karin und Herr Schweitzer hörte sich Weizenwetters Litanei darüber an, was der Eintracht-Coach Funkel im Moment so alles falsch machte. Warum bringt der nicht den Copado, scheiße. Der hat doch schon für Haching immer die Spiele aus dem Feuer gerissen.
    „Simon. Ich wette mit dir um’n Weizen, der Funkel macht’s nicht bis zur Winterpause“, lockte Weizenwetter, der Wettkönig.
    Aber davon wollte Herr Schweitzer nichts wissen, Sport war nicht sein Ding. „Laß mal, Weizenwetter, du weißt doch, ich versteh nix davon.“
    Der dem Trunkenbolde inhärente, gedanklicher Tunnelblick ließ ihn jedoch nicht von seinem einmal eingeschlagenen Weg abkommen, weswegen er Herrn Schweitzer ein ums andere Mal bedrängte, bis dieser endlich einschlug. „Nur, damit du endlich Ruhe gibst.“
    Doch Weizenwetter hätte keineswegs Ruhe gegeben, aber zu Herrn Schweitzers Erleichterung kam gerade der Polizist Frederik Funkal, mit dem er so manch feuchtfröhliches Trinkerlebnis teilte, zur Tür herein. An dessen Seite war aber nicht Odilo Sanchez, sein sonstiger Partner, sondern ein neuer, den er hier in Sachsenhausen noch nie gesehen hatte. Mit der Bullerei pflegte er ein herzliches Verhältnis, war er doch als Aushilfsdetektiv sozusagen vom gleichen Fach, was man andersherum von den meisten der in diesem Stadtteil eingesetzten Ordnungshütern hinsichtlich Herrn Schweitzers Leidenschaft zu geistigen Getränken aller Art mit Fug und Recht ebenfalls behaupten konnte. Der Schichtdienst schloß regelmäßige

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