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Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition)

Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition)

Titel: Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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von dieser Wendung völlig überrascht, hatte sie doch einen sich mit Händen und Füßen gegen ihren Vorschlag wehrenden Simon erwartet. Umso besser, sagte sie sich, vielleicht findet mein Freund ja Gefallen am Reisen, und wir können dann jedes Jahr ein paar Mal in Urlaub fahren. Simons Freizeit und der Freiraum, den der Beruf ihr ließ, würden prächtig miteinander harmonieren.
    Solange der Abflugtermin nicht feststand, war Herrn Schweitzer nichts anzumerken. Sein Leben nahm den gewohnt behäbigen Gang.
    Maria hatte ewig nach einem erschwinglichen Flug suchen müssen, denn der Preis pro Barrel Rohöl stand fast auf Rekordhoch. Und damit einhergehend auch die Flugpreise. Es war ein Mittwoch, an dem sie von ihrem Reisebüro einen Anruf erhielt, daß es einen Flug gäbe, der unter ihrem angegebenen Maximum lag. Man müsse sich aber sofort entscheiden, nur noch wenige Plätze seien frei. Maria hatte sofort zugesagt und daraufhin ihren Liebsten angerufen.
    „Simon, es ist soweit.“
    Herrn Schweitzer wich die Farbe aus dem Gesicht. Dagegen war Weißer Riese eine Verdunkelungsgefahr. „Wann?“
    „Samstag in einer Woche.“
    „ … “
    „Bist du aufgeregt?“
    Aufgeregt war gar kein Ausdruck. „Nur ein bißchen.“
    „Hast du schon in deinen Reisepaß geschaut?“
    „Warum?“
    „Na, ob er noch gültig ist.“
    „Ich habe keinen Reisepaß.“
    „ … “
    „Brauche ich denn einen? Ich besitze schließlich einen Personalausweis. Da steht alles drin, was ich wissen muß.“
    „Na, hör mal. Du wirst nicht von der hiesigen Polizei kontrolliert, wir fahren …“
    „Warum sollte mich die Polizei kontrollieren?“
    „Äh … was?“
    „Warum mich die Polizei kontrollieren sollte?“
    „Äh, weil du vielleicht besoffen eine Straßenbahn umgeworfen hast, oder …“
    „Traust du mir das zu?“
    „Jetzt lenk nicht vom Thema ab. Dein Reisepaß.“
    „Ich habe keinen. Echt nicht.“
    „Das gibt’s doch gar nicht. Man sollte dich im Museum ausstellen. Aber einen Reisepaß brauchst du trotzdem. Immerhin fahren wir nach Afrika und die Einreisestempel müssen ja auch irgendwohin.“
    „Nach Afrika?“
    „Ja, auch nach Ägypten. Israel gehört aber noch zu Asien.“
    „So weit weg ist das? Ich habe nachgesehen, erst kommt Zypern und dann gleich Israel und Ägypten. Doch wenn du sagst, das sei fast Afrika …“
    „Ja, mein Lieber. Und jetzt kümmere dich gefälligst um einen Reisepaß. Mach ein wenig Druck, dann klappt das noch.“
    „Okay Chef, ich flitz gleich los.“
    „Und vergiß die Paßfotos nicht.“
    „Küßchen.“
    „Dito.“
    Ja, ja, die Paßfotos. Daran hatte Herr Schweitzer nicht wirklich gedacht. Aber fast Afrika. Da mußten Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Auch traf es sich, etwas zu tun zu haben, die Gedanken konnten so in andere Bahnen gelenkt werden. Weit weg von Flugzeugkatastrophen.
    Das Antragsformular für den Reisepaß war abgegeben. Herr Schweitzer befand sich in einem Laden für Ausrüstungsgegenstände aller Art. Von Wanderstiefeln über Rücksäcke, in denen man seinen kompletten Hausstand verstauen konnte, bis hin zu Schlafsäcken, die einem bei minus fünfzig Grad noch den Schweiß aus den Poren treiben, war alles vorhanden, was das Travellerherz begehrte.
    Für die eintausendzweihundertdreiundsiebzig Euro und fünfundsiebzig Cents mußte seine Kreditkarte herhalten. Mit so viel hatte Herr Schweitzer nicht gerechnet. Aber es hatte ja das Feinste vom Feinsten sein müssen. Vor allem hoffte er, nichts vergessen zu haben. Seine Einkaufsliste war ellenlang gewesen. Auf die abschließende Frage des Verkäufers, wo’s denn hinging, hatte er wahrheitsgemäß „Afrika, Asien, halt“ geantwortet, was einen bewundernden Blick hervorrief, aber auch einen skeptischen, denn Herrn Schweitzers Aussehen und Körpergewicht deuteten nicht im geringsten auf einen Reisenden hin, der so mir nichts dir nichts mal einen Rucksack schultern konnte, der für achtzig Kilo zugelassen war.
    Als Laura an diesem Abend erschöpft vom Tagewerk nach Hause kam, sah sie sich mit folgendem Bild konfrontiert:
    Obenauf saß ein Prachtstück von Tropenhelm mit Nackenschutz, ringsum mit einer Vielzahl von Luftlöchern versehen, die wohl eine Überhitzung der Gehirnzellen verhindern sollten. Darunter lugten Herrn Schweitzers angegraute Haare hervor. Berücksichtigt wurden auch die allgemein bekannten und kreuzgefährlichen Sandstürme der Sahara, denn um seinen Hals war ein flottes rotes Tüchlein,

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