Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Leiche am Fluß

Die Leiche am Fluß

Titel: Die Leiche am Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
Vom Netzwerk:
seine derzeitige Arbeitsstelle im Pitt Rivers Museum.
    Das Vorgeplänkel war recht friedlich verlaufen, und Mrs. Brooks erbot sich, Tee zu machen.
    Morse lehnte das Angebot, ohne die anderen zu fragen, dankend ab. Jetzt wurde es heikel.
    «Möchten Sie, daß Ihre Frau dabei ist, wenn ich Ihnen — tut mir leid, aber es muß sein — ein paar etwas unangenehme Fragen stelle?»
    «Ich hab keine Geheimnisse vor ihr, Inspector.»
    Lewis beobachtete ihn scharf, aber er ließ nicht mehr Unruhe erkennen als jeder ganz normale Zeuge bei einer Vernehmung durch die Polizei. Genaugenommen wirkte Mrs. Brooks bedeutend nervöser.
    «Ich weiß, daß Sie krank geschrieben sind, Mr. Brooks», fing Morse an, «aber ganz verschonen kann ich Sie nicht. Wir haben Beweise dafür, daß in den letzten drei, vier Jahren auf Ihrer früheren Arbeitsstelle mit Drogen gehandelt wurde.»
    «Damit hatte ich nichts zu tun.»
    «Und Sie wußten auch nichts davon?»
    «Nein.»
    «Dann wird es ein bißchen problematisch, denn uns liegt eine Aussage vor, die das Gegenteil besagt.»
    «Möcht wissen, wer Ihnen das erzählt hat. Alles gelogen!»
    «Wären Sie bereit, ins Präsidium zu kommen, um die Aussage mit uns durchzugehen?»
    «Gern. Sobald mir’s wieder bessergeht. Sie wollen doch nicht, daß ich Ihnen dort umfalle...»
    Aus dem freundlichen Gesäusel im Oxfordshire-Dialekt war ein rüdes Blaffen geworden — der Ton, in dem er gewöhnlich mit seiner Frau sprach.
    «Hätten Sie es gemerkt, wenn im College Drogen in Umlaut gewesen wären?»
    «Ich misch mich in so was nicht ein. Jeder muß selber sehen, wie er klarkommt.»
    «Es gab Parties auf Ihrem Aufgang?»
    «Dagegen läßt sich nichts machen.»
    «Haben Sie versucht, was dagegen zu machen?»
    «Ich hab mich nur um meine Arbeit gekümmert, und die hab ich gut gemacht, da können Sie fragen, wen Sie wollen.»
    «Dr. McClure können wir leider nicht mehr fragen.»
    «Aber andere.»
    «Mochten Sie Dr. McClure?»
    «Er war in Ordnung.»
    «Sie haben beide zur gleichen Zeit aufgehört, nicht?»
    «Na und?»
    «Ich habe nur überlegt, ob Sie sich vielleicht auf einen Abschiedsdrink zusammengesetzt haben.»
    «Zusammengesetzt? Ich und ‘n Prof? Mann, Sie haben ja wirklich von Tuten und Blasen keine Ahnung!»
    Morse wandte sich an Lewis. «Sergeant?»
    «Wir müssen mit allen sprechen, die Kontakt zu Dr. McClure hatten», sagte Lewis zu Brooks. «Deshalb sind wir hier, wie ich Ihnen schon am Telefon sagte. Ich muß Sie fragen, wo Sie am letzten Sonntag waren. Am Sonntag, dem 28. August.»
    «Am letzten Sonntag? Haste das gehört, Brenda? Sag’s ihnen. Du weißt ja besser als ich, wie das gelaufen ist. Wenn Sie denken, daß ich damit was zu tun hatte, sind Sie schiefgewickelt. Am letzten Sonntag... Meine Fresse!»
    Brenda Brooks faltete die Hände im Schoß, und Morse sah erst jetzt, daß die rechte Hand in der Stützmanschette leicht deformiert wirkte. Vielleicht hatte sie die Hände zusammengelegt, weil er nicht sehen sollte, daß sie zitterten? Doch gegen das Zucken der Oberlippe konnte sie nichts machen.
    «Ja, also... an dem Sonntag hat Ted mich nachts um drei geweckt...»
    «Eher halb drei...»
    «Er hatte Schmerzen in der Brust, und ich bin aufgestanden, hab ihm seine Magentabletten geholt und einen Tee gemacht. Danach hast du dich besser gefühlt, Ted, nicht? Ein bißchen besser jedenfalls. Ich bin dann wieder eingeschlafen, und er wohl auch, aber es war eine schlimme Nacht.»
    «Schauderhaft.»
    «Um sechs bin ich dann endgültig aufgestanden, hab Tee gemacht und Ted gefragt, ob er Frühstück will, aber er mochte nichts essen und hatte immer noch Schmerzen, und ich hab gesagt, ich hol den Doktor, aber das wollte Ted nicht, weil Sonntag war. Gegen zehn ist er dann aufgestanden, um Viertel nach zehn saßen wir in der Küche — ich erinnere mich genau, weil im Radio liefen die Archers, und ich hab den Braten vorbereitet — Lamm mit Minzsoße sollte es geben, aber Ted hatte keinen Appetit. Gegen halb, Viertel vor zwei wurde es dann so schlimm, daß ich den Notarzt angerufen habe. Sie sind gleich gekommen, innerhalb von zehn Minuten waren sie da, Herzinfarkt haben sie gesagt. Und um halb drei war er schon auf der Intensivstation, stimmt’s, Ted?»
    Ted Brooks nickte stolz. «Weil es so irre Schmerzen waren, hab ich gewußt, es muß was Ernstes sein. Hab ich dir doch damals gleich gesagt, stimmt’s, Bren?»
    Brenda nickte pflichtschuldigst.
    Morse hatte inzwischen begriffen, daß seiner

Weitere Kostenlose Bücher