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Die Leiche am Fluß

Die Leiche am Fluß

Titel: Die Leiche am Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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das Entscheidende. Entscheidend war ihr Haß.»
    Es klopfte, und eine Polizistin meldete, Ms Smith warte unten im Empfang.
    «Begleiten Sie sie bitte nach oben», antwortete Morse. Eilig öffnete er ein kleines quadratisches schwarzes Etui, das mit weißem Satin ausgeschlagen war, und reichte es Lewis.
    «Was meinen Sie?»
    Lewis schaute Morse mit einem Ausdruck größten Erstaunens an, wie schon am Vortag Dr. Hobson.
    «Aber wenn Sie recht haben mit dem, was Sie sagen, Sir, wird sie das frohe Ereignis eine ganze Weile aufschieben müssen — vermutlich einige Jahre lang.»
    «Sie kann in ihrer Zelle sitzen und die Kette durch ihre Finger gleiten lassen. Es gibt kein Gesetz, das so etwas verbietet, oder?»
    Bevor Lewis über die strengen Regeln bezüglich Halsketten und dergleichen in den Gefängnissen Ihrer Majestät referieren konnte, klopfte es erneut an der Tür, und Morse nahm hastig den Anhänger des heiligen Antonius wieder an sich — und die goldene Kette.

61

    Insgesamt müssen die Frauen in der Ehe wahrscheinlich mehr unerwünschten Sex erdulden als bei der Prostitution.
    (Bertrand Russell, Marriage and Morals)

    Einmal noch den kleinen Finger der linken Hand über das Farbkissen gerollt, dann fest auf das Formular gedrückt — und schon hatte Eleanor Smith die Prozedur hinter sich, und Lewis bat sie nur noch um ihre Unterschrift.
    «Ging doch schnell, was?» sagte Morse gönnerhaft.
    «Soll das heißen, daß Sie auf dem Messer Abdrücke gefunden haben?» fragte sie.
    Morse zögerte einen Augenblick. «Sieht so aus. Bisher noch nicht identifizierte Abdrücke. Es ist, wie gesagt, nur, um sicherzugehen.»
    Sie sprühte nicht mehr vor Temperament wie beim Champagner in der Old Parsonage Bar, sondern sah müde aus.
    «Und Sie denken, es könnten vielleicht meine Abdrücke sein...»
    Auch das Lächeln des Chief Inspector wirkte müde.
    «Wir brauchen nun mal ein paar Verdächtige! Mein Sergeant hat bereits eine lange Liste.»
    Sie wandte sich an Lewis. «Und wo stehe ich auf dieser Liste?»
    «Wir setzen die hübschesten Frauen immer ganz an die Spitze, stimmt’s, Sir?»
    Morse nickte und ärgerte sich, daß er nicht selbst auf diese brillante Antwort gekommen war.
    «Und wann soll ich dieses Schwein abgestochen haben?»
    Sie sah von einem zum anderen, und Morse seinerseits sah auf Lewis, der die Vernehmung führte.
    «Vielleicht nach Ihrer Rückkehr aus Birmingham...»
    «Aha. Und das Messer habe ich auch geklaut?»
    «Nein, das glauben wir nicht, denn als Sie nach Ihrer eigenen Aussage wieder in Oxford waren, hatte das Museum schon geschlossen. Der Zug ist mit nur drei Minuten Verspätung, um 16.35 Uhr, in Oxford Station eingelaufen, das haben wir nachgeprüft.»
    «Aber offenbar glauben Sie mir trotzdem nicht so recht...»
    «Daß Sie das Messer gestohlen haben, glauben wir nicht», sagte Morse.
    Die leichte, aber nicht zu überhörende Betonung des Sie war der Verdächtigen Nummer Eins nicht entgangen.
    «Sie denken, jemand hat das Messer geklaut und es mir auf dem Weg vom Bahnhof zugesteckt. Und dann bin ich zu diesem Scheißkerl gegangen und hab ihn allegemacht.»
    «Ein gar nicht mal so unwahrscheinliches Szenario...»
    «Mann, hören Sie auf! Wenn ich das Wort Szenario höre, muß ich kotzen!»
    Auch Morse mochte das Wort nicht. Aber ihm war einfach nichts Besseres eingefallen.
    «Und was soll ich dann mit ihm angestellt haben?» fuhr Ellie Smith fort.
    «Wäre schön, wenn Sie uns darüber ein bißchen was erzählen könnten...»
    «Sagen Sie mal — ist das ein Verhör oder was?»
    «Nein. Sie sind nicht verpflichtet, unsere Fragen zu beantworten. Aber wir kommen nicht darum herum, Ihnen Fragen zu stellen. Ihnen und auch Ihrer Mutter... Wo ist sie übrigens?»
    «Irgendwo im Ausland.»
    «Woher wissen Sie das?»
    «Sie hat mir ‘ne Postkarte geschickt.»
    «Von wo?»
    «Könnt ich nicht lesen. Der Stempel war verwischt.»
    «Aber die Karte muß ja wohl eine Briefmarke gehabt haben.»
    «Schon. Aber mit diesen fremden Ländern blick ich nicht so durch. Ständig wechseln sie den Namen und so.»
    «Vielleicht     Keine Antwort.
    «Haben Sie die Karte noch?»
    «Nein. Hab ich weggeschmissen.»
    «Was für ein Bild war drauf?»
    «Ein Fluß, glaub ich.»
    «Nicht die Themse?»
    «Nicht die Themse.»
    «Sie machen es uns nicht leicht, Miss Smith.»
    «Dann will ich Ihnen mal was zeigen.» Sie holte eine Visitenkarte aus der Tasche. «Wegen dem Mittwoch... Da

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