Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Leiche am Fluß

Die Leiche am Fluß

Titel: Die Leiche am Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
Vom Netzwerk:
Sie ja nachgeprüft, aber wann sie zurückkam, wissen wir nicht. Wenn sie eine Stunde, ja auch nur eine halbe Stunde früher zurückgekommen ist...»
    «...konnte sie das Messer stehlen.»
    «Oder jemanden damit beauftragen.»
    «Ashley Davies.»
    «Durchaus denkbar. Zur Belohnung bekommt er die Hand der immer ansehnlicher werdenden Miss Smith, auf die er sein lüsternes Auge schon geworfen hatte, als sie noch mit jedem Kerl geschlafen hat.»
    «Aber der Aufseher vom Pitt Rivers meint, daß er diesen Costyn dort gesehen hat.»
    «Solche Identifizierungen sind immer heikel. Darauf können wir uns nicht verlassen.»
    Lewis nickte. «Einen logischen Zusammenhang gibt es da wohl auch nicht.»
    «Allenfalls über Mrs. Stevens, sie war seine Lehrerin. Und angenommen, er nimmt Drogen und brauchte Geld... und sie war bereit zu zahlen...»
    «Sie könnte ihn ins Museum geschickt haben, um das Messer für jemand anders zu stehlen, meinen Sie? Zum Beispiel für Ellie Smith?»
    «Für wen sonst?»
    «Aber Sie dachten doch bisher...»
    «Jetzt halten Sie aber die Luft an, Lewis», blaffte Morse. «Glauben Sie vielleicht, das alles macht mir Spaß? Glauben Sie, ich reiße mich darum, Ellie Smith die Fingerabdrücke abzunehmen und ihr zu sagen, daß sie das Blaue vom Himmel herunterschwindelt und wir ganz genau wissen, daß sie ihren miesen Stiefvater abgestochen hat?»
    Er stand auf und ging zum Fenster.
    Lewis war Kummer gewöhnt. «Nein, das denke ich nicht. Ich bin nur ein bißchen durcheinander.»
    «Glauben Sie etwa, ich nicht?»
    «Als Sie einkaufen waren, hab ich mich noch mal in Mrs. Ewers’ Pantry umgesehen.»
    «Und?»
    «Die Plastiksäcke, in der die Leiche von Brooks steckte, kamen mir irgendwie bekannt vor. Erinnern Sie sich, als wir das erste Mal im Wolsey College waren...»
    «Da lag ein Stapel solcher Säcke herum, ja.»
    Lewis versuchte, sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. «Das haben Sie aber nie erwähnt, Sir.»
    «Die Dinger gibt’s doch überall.»
    «Ich dachte nur, wenn Brooks manchmal unerlaubterweise irgendwas mit nach Haus genommen hat... Klopapier, Waschpulver, solche Sachen...»
    «Ja, wir könnten uns mal bei ihm zu Hause umsehen. Was meinen Sie, wo er sie gelagert hat?»
    «Im Gartenschuppen?»
    «Dann brauchen wir einen Haussuchungsbefehl, es sei denn...»
    «Zum Schlösseraufbrechen müssen Sie sich jemand anders suchen, Sir. Wenn ich an die Kassette in seinem Schlafzimmer denke...»
    «Ist vielleicht nicht nötig.» Morse holte den Schlüsselring aus einer Schublade. «Wetten, daß einer zu der Tür vom Gartenschuppen paßt? Ob wir die Säcke da finden, ist eine andere Frage. Vergessen Sie nicht, daß wir es mit sehr raffinierten Tätern zu tun haben.»
    «Was wollen Sie damit sagen?»
    «Eigentlich hätten auf den Plastiksäcken Fingerabdrücke sein müssen, angeblich wäscht das Wasser sie nie ganz weg. Da wir keine gefunden haben, trugen die Täter Handschuhe. Und haben dafür gesorgt, daß die Leiche nicht aufschwimmen kann. In den Plastiksäcken ist durch alle drei Lagen hindurch ein Schlitz, und ich glaube, daß er nicht zufällig im Fluß entstanden ist, sondern absichtlich in das Material geschnitten wurde, damit die Luft entweichen und die Leiche zumindest zeitweise nach unten sinken konnte. Der Flußmeister ist auch dieser Meinung.»
    Lewis erinnerte sich, daß Holmes gesagt hatte, eine Leiche würde, wenn man sie nicht beschwerte, wegen der Gase, die sich im Körper entwickelten, früher oder später immer wieder an die Wasseroberfläche kommen.
    «Warum haben sie sich Ihrer Meinung nach diese Mühe mit den Plastiksäcken gemacht? Es ist ja fast, als ob...»
    «Als ob? Nur weiter, Lewis...»
    «Als ob sie es darauf angelegt hätten, daß wir die Leiche finden.»
    «Hm.» Morse sah erneut aus dem Fenster. «Wissen Sie, was mir im Magen liegt, Lewis? Daß wir uns mit einer Anklageerhebung schwertun werden. Bei einer Anwältin wie Helena Kennedy kriegen wir kein Bein auf die Erde. Motive haben wir reichlich, aber keine Gelegenheiten... bis auf den Mittwochnachmittag. Die waren einfach zu raffiniert. Mehr als raffiniert. Skrupellos, wenn auch nicht so offensichtlich. Eine latente Skrupellosigkeit war wohl bei allen vorhanden, aber praktisch von einem Tag zum anderen haben sie dann sämtliche Hemmungen über Bord geworfen und beschlossen: Edward Brooks muß weg. Daß er selbst ein Mörder war, wie sie wußten — gewußt haben müssen — , war dabei vielleicht gar nicht mal

Weitere Kostenlose Bücher