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Die Leiche im Badezimmer

Die Leiche im Badezimmer

Titel: Die Leiche im Badezimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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wie aus eigenem Antrieb — verschmolzen
wir in einer unbeschreiblichen Ekstase ineinander. Auf dem Höhepunkt erlaubte
ich der »Frau« großzügig einen kurzen, bewußten Augenblick äußerster
Glückseligkeit, und dann war alles zu Ende. Ich rollte langsam auf meinen
Rücken und lag da neben der »Frau«, auf ihren schnellen, schweren Atem
lauschend. Das Ritual, das wir soeben vollzogen hatten, bedurfte eines Namens,
entschied ich, und da es dem Schöpfungsakt verwandt war, schien die Bezeichnung
»Zeugung« angemessen.
    Die Frau stand langsam auf und
starrte hinaus in die dunklen, embryonischen Schatten außerhalb der Reichweite
des goldenen Balls.
    »Okay, Ray?« sagte sie.
    Ich öffnete den Mund, um ihr zu
sagen, mein Name sei nicht Ray, sondern »Mann«. Aber dann geschah etwas
Entsetzliches. Aus den dunklen Schatten antwortete eine Stimme! »Klar«, dröhnte
sie. »Ich hätte nie gedacht, daß ein Polyp so menschlich sein kann.«
    »Aufhören!« schrie ich. »Hier
ist kein Platz für ein Chaos!«
    »Ich glaube, Sie ziehen sich
besser was an«, sagte die unangenehme Stimme. »Es klingt so, als ob Wheeler
wieder auf Touren käme.«
    Die »Frau« fuhr mit
geschmeidiger Schnelligkeit in die Höhe, wich gewandt meinem Zugriff aus und
rannte eilfertig auf die großen Schatten zu. Als ich mich eben mühsam
aufgerafft, hatte, verschwand sie soeben in der absoluten Dunkelheit dieser
drohenden Schatten. Ich wollte ihr folgen und erlebte den zweiten und
schlimmsten und jede Form der Schöpfung lähmenden Schock. Nachdem ich zwei
Schritte gemacht hatte, weigerten sich meine Füße, sich zu bewegen, und
verschmolzen mit dem Boden.
    »Gut so, Wheeler«, sagte die
düstere Stimme. »Sie bleiben hier, wenn Sie nicht noch eine Delle in Ihren
Hinterkopf haben wollen.«
    Ich sank benommen auf den Boden
und vergrub das Gesicht in den Armen, während mein ganzer Körper vor Furcht
zitterte. Die gespenstische Wahrheit hämmerte in meinem Gehirn, ich schrie vor
Entsetzen, ohne einen Laut von mir zu geben, ich hatte das Gefühl eines
verheerenden Verlustes. Ich war nur ein ganz unwichtiger Teil der Schöpfung. Der
Teil, der dort in den Schatten lauerte und mit bösartigem Haß sprach, war mir
überlegen. Überlegen, weil es ihm irgendwie gelungen war, den größten Dämon zu
bändigen. Ich zuckte innerlich von diesem Gedanken zurück, aber es war zu spät;
und der drohende Name explodierte in meinem Kopf wie in einer weißglühenden
Flamme. »Pistole«! Wer immer »Pistole« zähmte, war der Herr der Schöpfung und
daher auch der Herr über das Geringfügige, das ich geschaffen hatte. Warum
sonst hatte sich »Frau« seinem Kommando gefügt und war eifrig zu ihm gelaufen,
um sich in der dunklen Dämonenwelt dort zu ihm zu gesellen?
    Mein Körper wand sich in
hilfloser Angst, und meine Fingernägel kratzten sinnlos auf dem Boden, in einem
hoffnungslosen Versuch, ein Loch zu graben, in dem ich mich verstecken konnte.
Der Hauptdämon würde sich nicht damit zufriedengeben, mir mein schönstes
Schöpfungswerk zu entreißen, er würde nicht eher ruhen, bis er alles zerstört
hatte, was je von mir geschaffen worden war. Mir wurde plötzlich bewußt, daß
die Zeit stillstand. Das stetige Klicken war nicht mehr zu hören. Leises,
gurgelndes Gelächter ertönte, und ich versuchte mich vergeblich selbst zu
überzeugen, daß es nicht von der Frau stammte.
    »Wissen Sie was, Ray?« Ihre
Altstimme klang tief und leicht heiser. »Nun kann ich begreifen, warum Goldie
ihre Arbeit so sehr geliebt hat.«
    »Hoffentlich werden wir ein
paar gute Bilder bekommen«, krächzte der Hauptdämon. »Sie haben wirklich alle
Minen springen lassen, Celestine.«
    Eine große und alles
überwältigende Wut erfaßte mich und überwog im Augenblick die Angst. Ich
richtete mich auf die Knie auf, erhob mich und stürmte in Richtung der dunklen
Schatten, in der Absicht, diesen Dämon zu vernichten, bevor er die letzten
Spuren meiner eigenen Schöpfung zerstörte. Am Rand des Schattens angelangt,
hörte ich seine Stimme warnend knurren, achtete jedoch nicht darauf. Im
nächsten Augenblick rief er einen Befehl, und meine Beine wurden zu Wasser. Ich
bebte vor Entsetzen, als ich das kleine, blaugraue Ding durch die Schatten auf mich
zukommen sah. Pistole! Ich fiel schwer auf den Boden und blieb dort liegen, während mein Körper
unkontrollierbar zitterte. Dann holte der Hauptdämon zum letzten, tödlichen
Schlag aus. Mein goldener Ball — meine »Sonne«! — wurde abrupt

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