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Die Leiche im Badezimmer

Die Leiche im Badezimmer

Titel: Die Leiche im Badezimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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plötzlich
splitterfasernackt ausgezogen. »Es könnte klappen. Ist die Kamera kompliziert?
Könnte ich sie handhaben, wenn Sie alles für mich herrichten?«
    »Ich wüßte nicht, warum nicht?«
Sie blinzelte ihn verwirrt an. »Was, zum Teufel, haben Sie denn vor, Ray?«
    »Ich werde es Ihnen sagen,
sobald ich den Polypen im Schlafzimmer verstaut habe«, knurrte er.
    »Ray!« Ihre Altstimme wurde
plötzlich scharf vor Erregung. »Er weiß alles von Goldie und Bruce Williams
und...«
    »Ich weiß«, sagte er
ungeduldig. »Er hat mir das erst vor zwei Stunden erzählt.« Die düsteren grauen
Augen betrachteten mich, als sei ich ein geschlachteter Ochse, dessen
Bestandteile im Wohnzimmer herumlagen. »Ins Schlafzimmer, Polyp.« Die Pistole
wies kurz auf eine Tür. »Los.«
    Ich setzte mich in Bewegung,
und der Gedanke, daß er sich unmittelbar hinter mir befand, bewirkte, daß ich
nur mühsam ein Zucken im Nacken unterdrücken konnte. Die Schlafzimmertür stand
bereits halb offen, und so stieß ich sie vollends auf und trat ins Nebenzimmer.
Gleich darauf fuhr der Griff seiner Pistole mit brutaler Präzision über meinen
Nacken. Die Welt schien plötzlich stillzustehen.
     
     
     

6
     
    Ein paar Sekunden lang
verspürte ich Schmerzen und hörte irgendwo Stimmen reden.
    »So viel?« sagte die weibliche
Stimme mit einem Unterton von Panik. »Wenn er nun gänzlich überschnappt?«
    »Stören Sie mich nicht«, sagte
die harsche männliche Stimme. »Wen, zum Teufel, kümmert es schon, was mit dem
Gehirn eines lausigen Polypen passiert? Sie können sich darauf verlassen, daß
er nicht mal einen Unterschied merkt.«
    Ich spürte einen plötzlichen,
scharfen, stechenden Schmerz in meinem Arm und wollte protestieren, aber das
schien eine zu große Anstrengung zu sein. Dann — wahrscheinlich einige Zeit
später — hatte ich das Gefühl, an den Armen weggeschleift zu werden. Nach einer
Weile mußten sie glatt aus den Schultern gerissen worden sein, und es war eine
Erleichterung, einfach so im Dunkeln zu liegen. Ich wartete darauf, daß etwas
geschehen würde — etwas von solch sintflutartiger Wichtigkeit, daß ein paar
weitere tausend Jahre dunkler Embryonenexistenz keinerlei Rolle spielten. Die
Jahrhunderte glitten fast unbemerkt vorüber. Zu meinem Vergnügen malte ich
gelegentlich phantastische Bilder auf meine Augenlider. Eines davon war eine
herrliche Schöpfung aus funkelnden Scharlach-, Schwarz- und Goldtönen mit
zitternden Seidenflorflügeln. Als es soweit war, überlegte ich, daß ich das
Werk »Schmetterling« nennen wollte. Der Name gefiel mir, weil er so passend zu
sein schien.
    Dann geschah es! Ich konnte
nicht sagen, woher ich wußte, daß es geschehen war, aber mein ganzes Ich wurde
von Ekstase überflutet. Ich öffnete die Augen und schrie verwundert auf, als
sie durch den großen, goldenen Ball, der über mir am Firmament hing, fast
völlig geblendet wurden. Nun war da Licht, und das war das Zeichen. Der
Zeitpunkt der Schöpfung war angebrochen. Ich rollte auf die Seite und
blinzelte, bis sich meine Augen an das Licht gewöhnt hatten. Ich war neugierig,
was für eine Welt ich erschaffen hatte.
    Die Landschaft war flach, aber
außerhalb der Reichweite des glühenden Balls lagen große Schatten, und ich
wußte, sie waren lediglich die Rückstände meiner embryonalen Gedanken, die
darauf warteten, irgendwann in der Zukunft in reiche Kontinente verwandelt zu
werden. Ich wußte auch, es war wichtig, meine Schöpfung in der richtigen
Reihenfolge entstehen zu lassen, sonst wäre ein entsetzliches Chaos die Folge.
Das erste zuerst — das war das vordringlichste Gesetz für Wheelers Universum!
Mit meinem Willen schuf ich mir neue Arme, die aus den Schultern sprossen, und
bewegte dann die Finger, um zu sehen, ob sie ordentlich funktionierten. Daß ich
nur ein Teil meiner eigenen Schöpfung war, blieb nach wie vor verwirrend, aber
ich tröstete mich mit dem Gedanken, daß keine Eile bestand. Mir stand die
Ewigkeit zur Verfügung, um die feineren Einzelheiten meines Universums zu
formen.
    Es war irritierend
festzustellen, daß es vieler Versuche bedurfte, um auf meinen eigenen Füßen
stehen zu können. Aber schließlich war der Körper, den ich bewohnte, nichts
weiter als ein Prototyp und mußte notgedrungen ein paar experimentelle Fehler
enthalten. Ich dachte daran, die Arme auszustrecken, bis sie den Boden
erreichten, um mir etwas zusätzlichen Halt zu geben. Das war unpraktisch,
entdeckte ich gleich darauf; bevor

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